Donnerstag 22.3.2007
Die blühenden Büsche und Bäume des Hotelparks haben allerlei Kleinvögel angezogen. So finden wir Graubülbül, Sumpfrohrsänger und Blassspötter schon vor dem Frühstück auf der Hotelterrasse mit freiem Blick auf den Nil.
Unser erstes Ziel ist der „High Dam“, die gewaltige Staumauer des Assuan-Stausees. Dieses Bauwerk muss man ja gesehen haben, wenn man schon in Assuan ist. Wir haben Mühe, zwischen all den Touristenbussen überhaupt ein Plätzchen zu finden. Der Aussichtsplatz auf dem Damm ist hoffnungslos überfüllt, und wir suchen schon nach kurzem Rundblick ein Plätzchen ganz in der Nähe auf.
Das uns Highlights anderer Art bieten soll: eine an der Zufahrt zum Damm gelegene Lagune (23°38’36’’N; 32°51’32”E). Der Spülsaum, eine Landzunge mit Gebüsch und flache Tümpel locken Limikolen, Reiher, Enten aber auch Kleinvögel an. Wir entdecken bald die Nile-Valley-Edelsteine Smaragdspint und Erznektarvogel und die erste Streifenprinie. 11 Limikolenarten sind vertreten: Stelzenläufer (14), Sandregenpfeifer (10), Spornkiebitz (8) und Teichwasserläufer (4) sind zahlreich. Flussregenpfeifer, Temminck-, Zwergstrandläufer, Kampfläufer, Bekassine, Flussuferläufer und Dunkler Wasserläufer sind als Einzelgänger da. 5 Rallenreiher, 4 Purpurreiher und 2 Braune Sichler fischen im flachen Wasser. Je ein Pärchen Schnatter- und Moorenten vervollständigen die Liste der Wasservögel.
Unser nächstes Ziel ist das „Feuchtgebiet Nilbrücke“ 15 km nördlich von Assuan. Wir fahren ein Stück die Westautobahn nach Norden und biegen vor dem Ckeckpoint nach Osten ab und überqueren den Nil über die „Cable-Stayed-Bridge“, nehmen die erste Ausfahrt und parken unter der Brücke. Das Feuchtgebiet ist direkt nördlich der Brücke (24°11’41”; 32°52’10”E). Im ersten Schilfhorst singt der Stentorrohrsänger. Auf teilweise überfluteten Wiesen rasten Pieper und Stelzen.
Neu für unsere Liste sind Bergpieper (ssp.couteli) und Aschkopfschafstelze (1 M). Fischadler und Lachseeschwalben überqueren den kleinen See. Am Ufer sind über 20 Rallenreiher und 8 Purpurhühner. Doch dann die sensationelle Entdeckung: Werner hat sich an den Rand des Sumpfes gekauert, um einen Rohrsänger oder ein Blaukehlchen zu fotografieren. Da rennt ein größerer Vogel geduckt aus dem Krautbüschel direkt vor seiner Nase und flüchtet in das nächstgelegene Versteck. Werner kann gerade noch knipsen, bevor die Goldschnepfe sich wieder versteckt. Aber sie ist noch da und die anderen drei finden sie, perfekt getarnt in Kraut, wo sie unbeweglich am Boden hockt; aber der weiße Augenring des Männchens leuchtet verräterisch.
Nach diesem Glückstreffer können wir nach Assuan-Corniche aufbrechen, um uns beim Hauptquartier der Touristenpolizei die Genehmigung für den Konvoi nach Abu Simbel zu holen. Auf dem Weg dahin sehen wir, dass gerade eine riesige Wolke Weißstörche – wir schätzen 1900! – den Nil nach Nordosten überquert. Nach allerlei bürokratischen Ritualen und genauester Erhebung unserer Daten werden wir für den Konvoi um 4 Uhr morgens registriert. Wir sollen uns um 3:30 Uhr einfinden. Dumm gelaufen! Wir fanden später heraus, dass der zweite Konvoi, der nach Auskunft der Touristenpolizei nachts um 11 Uhr starten sollte (das wollten wir natürlich nicht), tatsächlich um 11 Uhr vormittags fuhr. Das wäre bequemer gewesen, aber der Sergeant, der uns abfertigte, hatte gewisse Schwierigkeiten mit den Zeitangaben auf Englisch.
Wir mussten jetzt endlich mal in Kultur machen. Also fahren wir zum Anleger, von wo aus Hunderte Motorboote den ganzen Tag lang Touristen zum Philaetempel übersetzen. Wir handeln einen Preis aus und tuckern zu einer Insel im Stausee. Unterwegs sehen wir Trauer-, Weißbart- und Lachseeschwalbe, Kormorane und Nilgänse. Wir studieren die mächtige Tempelanlage abseits vom Gewimmel der Touristen. Werner fotografiert Reliefs und Gewölbe. Im Gelände finden wir wieder Erznektarvögel. 17 Blauwangenspinte ziehen vorbei.
Dann überreden wir unseren Fährmann zu einem Umweg zu einer kleinen Insel mit rastenden Seeschwalben, die wir uns gern näher anschauen würden. Er zögert, aber als wir einen Extralohn in Aussicht stellen, lässt er sich darauf ein. Kaum hat er die allgemeine Fahrrinne verlassen, wird er von einem im Nu herbeigeeilten Schnellboot aufgebracht. Die Polizisten schimpfen auf unseren armen Bootsführer ein und machen Anstalten, das Boot zu entern. Irgendwann aber lassen sie den armen Kerl zum Anleger zurücktuckern. Er ist richtig zerknirscht und hat bestimmt ein paar Minuspunkte auf dem Konto.
Den Rest des Tageslichts nutzen wir noch einmal an der „Cable-Stayed-Bridge“ und am Nilufer, wo sich viele Stelzen und Pieper eingefunden haben, darunter auch eine Thunbergstelze. 3 Nachtreiher hocken am Nilufer und auf dem Fluss selbst schwimmen Löffel-, Pfeif-, Krick- und Reiherenten. Wir suchen noch eine Tankstelle auf, damit uns auf dem langen Weg nach Abu Simbel nicht der Sprit ausgeht.
Ü: Assuan, Isis Hotel
Der weitere Bericht folgt.