Ägypten in einer 5000 km-Rundreise

Vogelbeobachtungen am Roten Meer, im Niltal und auf dem Sinai

Mit unserem Reisebericht wollen wir nicht nur den Verlauf dieser 5000km-Rundreise und die vogelkundliche Ausbeute dokumentieren, sondern auch Reisetipps für individualreisende Ornis und präzise Hinweise auf lohnende Beobachtungsplätze am Roten Meer, im Niltal und auf dem Sinai geben.


Vogelbeobachtungen am Roten Meer, im Niltal und auf dem Sinai

Hurghada - Marsa Alam - Bir Shelatein - Wadi Lahami - Assuan - Abu Simbel - Luxor - Al Fayum - Gizeh - Suez - Sinai...

Teilnehmer, Anreise/Flüge, Visum, Mietwagen, Navigation und Birdingliste

Autor: Uwe P. Streese-Browa

Teilnehmer:
Uwe P. Streese-Browa, Jan Streese-Kleeberg, Kim Kleeberg u. Werner Steffen

Anreise/Flüge:
Anbieter von Pauschalreisen offerieren günstige Flüge (Nurflug) nach Hurghada, Kairo und Sharm El Sheikh. Dabei sind allerdings die Termine festgelegt. Für eine unabhängige Reiseplanung bieten sich Linienflüge an. Air Berlin und Condor fliegen z.B. Hurghada täglich an. Flugpreis Hamburg – Hurghada – Hamburg bzw. Salzburg – Hurghada – Wien: ~ 400 €.

Visum:
Bei der Einreise ist ein Visum notwendig. Dieses wird während einer Rundreise mit dem Mietwagen häufig kontrolliert. Die Stempelmarke erhält man für 15 € am Bankschalter in der Ecke der Passkontrolle-Halle oder bei irgendwelchen freundlichen Helfern, die einen vorher ansprechen und 23 €, 25€ oder mehr verlangen.

Mietwagen:
In Kairo kann man ab Airport Mietwagen wie üblich im Internet reservieren (Avis; Holiday). Ist aber relativ teuer. Wir mieteten in Hurghada einen fast neuen Daewoo Lamos für 16 Tage für 150 L.E.(~20 €) pro Tag; km unbegrenzt! Das ist ein Drittel der Kosten bei Avis. Vermieter: Speed Rent a Car, Hurghada-Sekkala, Tel.: 002 012 232 0089. Wichtiger Hinweis :Im

Einfügen in

Mietvertrag findet sich eine Klausel, dass bei Verlust der „licence“ (KFZ-Karte) 1000 L.E. zu entrichten sind. Wir haben es tatsächlich geschafft, diese Klausel in Kraft zu setzen: Bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung (102 km/h statt 90 km/h) auf der Wüstenautobahn wurde uns die „licence“ von der „Traffic Police“ abgenommen.

Navigation:
Wir benutzten die Straßenkarte. Durch die Wüste fanden wir mit Jans GPS-Gerät, nachdem wir über Google Earth entsprechende Wegmarken fixiert hatten. Für die Region Abu Simbel hatte Jan sich Luftbilder aus Google Earth ausgedruckt.

Artenliste – Species List; Birding Trip Report Egypt (PDF 133 kb)

 



Ankunft Hurghada

Sonntag, 18.3.2007

Kim, Jan, Werner fliegen 8:10 ab Hamburg. Ankunft in Hurghada ca.14 Uhr. Überteuerte Taxifahrt in den Stadtteil Sakkala zum Hotel Aquafun (15 €; man muss die Taxifahrer herunterhandeln!).

Das Hotel war im Internet bei HotelTravel.com gebucht worden. Erste Aufregung: Unsere Zimmer sind belegt – das Hotel ist überbucht! Aber es gelingt der Rezeption, zwei freie Doppelzimmer im benachbarten Waves Resort ausfindig zu machen, mit Blick aufs Meer, wo sich Weißaugen-, Hemprich- Steppen-, Armenier-, Dünnschnabel- und Fischmöwe zeigen.

Jan nimmt Kontakt zu unserem Autovermieter Youssef Hossam auf („SPEED RENT A CAR“, Sakkala, Abu Ashara Market, Tel:(002)012 2320089) und kann ohne Probleme einen fast neuen Daewoo Lamos übernehmen. Er muss weder eine Anzahlung leisten noch eine Kreditkarte registrieren lassen. Die Automiete kostet 150,- E.L. (20,- €) pro Tag.

So können die Drei mit dem Auto zum Flughafen fahren, den freudig überraschten „Sterz“ (Uwe) abholen, der gegen 19 Uhr mit der Maschine aus Salzburg landet, und ihn zum richtigen Hotel chauffieren.

Ü: Waves Resort, Hurghada-Sakkala, Abu Ashara Market. Ü/F 39,-€ pro DZ.

Schöner Hotelpark mit interessanten Durchzüglern bzw. Wintergästen (u.a. Blauwangenspint, 4 Eibischgrasmücken). Vom Balkon blickt man auf einen kleinen Hafen, von dem aus morgens um 9h eine Tagestour zu den Inseln startet (30,-€, incl. Schnorchelausrüstung u. Verpflegung; gute Möglichkeit zur Vogelbebachtung rund um Giftun Island!

Hurghada - Safaga – Marsa Alam – Shams Alam Resort (330 km)

Montag, 19.3.2007

Vor dem Frühstück nutzen wir das erste Licht, um die Vogelwelt an der Küste und im Park durchzuchecken: Unter den Möwen sind wieder eine Fisch-, eine Steppen- und heute auch 10 Herings- (fuscus) und 1 Armeniermöwe. Über das Hotel hinweg ziehen Rötelschwalben und Rotkehlpieper nach Norden. Auf einem Bäumchen im Park hüpft eine Handvoll dunkelköpfige Grasmücken herum. Wir brauchen eine Weile bis wir uns ganz sicher sind, dass es sich um Eibischgrasmücken handelt. Die nächste Überraschung sind zwei Blauwangenspinte, die an einer Baugrube hinter dem Hotel herumbalzen.

Wir sind die Ersten beim Frühstück; danach geht es ab nach Süden. Nach wenigen Kilometern Fahrt sichten wir einen Trupp Schwarzmilane, darunter ist ein lineatus.

Ein Abstecher zum Makadi Hotel an der Küste erweist sich als wenig lohnend: Wiedehopf, Fischadler, Kurzzehenlerchen-Trupps, das ist alles.

Da ist der nächste Stopp schon besser, Ras Abu Soma Golf, wenige km N Safaga. Die beregneten Rasenflächen und blühenden Büsche mitten in der Wüste sind eine Attraktion für Durchzügler. Wir freuen und über je 5 Brachpieper und Maskenstelzen, Wiesenstelze, Balkanlaubsänger, Samtkopfgrasmücke und ziehende Blauwangenspinte, werden dann aber freundlich vom herbeigeeilten Personal des Geländes verwiesen. Ein Golfball könnte uns verletzen!

Also weiter – wir haben noch ein paar Kilometer vor uns! Die zügige Fahrt nach Süden unterbricht ein Rennvogel, den Sterz (er besteht auf dem Platz hinterm Lenkrad) bei 90 km/him Vorbeifahren am Straßenrand entdeckt.

18 km S Safaga durchforsten wir die Mangroven und sichten Graufischer, Mangrovenreiher und Rohrschwirl. Für uns alle neu ist die Lachtaube, auf die wir durch die Rufe aufmerksam werden. Leider sehen wir nur kurz 2 Vögel in die Krone einer Mangrove fliegen, wo sie selbst mit dem Spektiv nicht besonders gut zu sehen sind. Ein einsamer Kranich steht bei Quseir und weitere 8 fallen in der Mangrove Bay 30 km S Quseir ein.

Sahara-, Wüsten-, und Isabellsteinschmätzer notieren wir unterwegs und beziehen dann –schon im Dunkeln – unser Quartier im Shams Alam Resort.

Beim Einchecken hat das plietsche Personal wohl mitbekommen, dass Kim heute Geburtstag hat. Nach dem (ausgezeichneten) Essen – wir haben uns schon gewundert, dass unser Tisch mit frischen Blüten dekoriert war – marschiert die gesamte Belegschaft singend und trommelnd zu unseren Tisch. Ein originelles Geburtstagsständchen wird zelebriert, und zu allem Überfluss kommt nachher noch ein Livrierter mit einer Schokoladentorte!

Ü: Shams Alam Resort. Sehr schöne Anlage; Hotelgelände ideal für Birding: Büsche, Bäume, Hecken, Ruderalflächen, Küste. Nicht billig, aber für die 90 € pro DZ, incl. Halbpension, wird entsprechend viel geboten.

Shams Alam – Bir Shelatein Kamelmarkt – Abstecher Nebenstraße - Hemira Mangroven - Wadi Lahami: (380km +)

Dienstag, 20.3.2007

Mit dem ersten Licht sind wir im Vogelparadies Shams Alam. In den blühenden Gebüschen und Bäumchen wimmelt es von Kleinvögeln. Das erste Highlight sind 2 zutrauliche Kaspischwarzkehlchen. Sie lassen sich aus nächster Nähe betrachten und sind prima zu fotografieren. Weiter geht’s mit Masken- und Rotkopfwürger. Auf den Rasenflächen laufen Maskenstelzen, Brach-, Rotkehl- und Baumpieper herum, und außerhalb des Parks jagen Braunkehlchen, Nordischer, Isabell- und Balkansteinschmätzer nach Insekten. Vergebens suchen wir allerdings nach dem Rußheckensänger, der den Winter in den Hecken vor dem Hoteleingang verbracht hat: Die Hecken sind im Februar abgeholzt worden. Aber ein prächtiges Zitronenstelzen-Männchen spaziert auf dem Pflaster vor dem Restaurant herum, als sei es mit Werner zum Fototermin verabredet.

Ein deutscher Birder, der schon längere Zeit im Hotel weilt, erzählt, dass sich täglich um die Mittagszeit ein Weißbauchtölpel zur Siesta auf einer Boje vor dem Hotelstrand einfindet. Beim Aufbruch sieht Werner einen Olivenspötter.

Die weite Strecke nach Ber Shelatein wollen wir möglichst zügig zurücklegen, weil die Ohrengeier oft schon vor Mittag den Kamelmarkt verlassen. Natürlich können wir nicht an einem Lannerfalken, der nördlich von Baramis von Wüstenraben attackiert wird, vorbeifahren, und wir nehmen uns auch Zeit für 2 Sandlerchen einen Mittelmeerwürger und 6 Tropfenflughühner am Straßenrand südlich vom Checkpoint Baramis.

Kurz vor Ber Shelatein, 1 km nördlich des Checkpoints, entdeckt Sterz den ersten Ohrengeier, der über der mit kleinen Akazienbäumchen gespickten Wüste kreist. Er wird gebührend beäugt, und als Zugabe gibt es noch eine Wüstenläuferlerche.

Gleich nach dem Checkpoint halten wir, gespannt, ob Ohrengeier da sind. Und ob! Einige kreisen über der Ödfläche neben dem Kamelmarkt, aber noch besser: mindestens ein halbes Dutzend sitzt auf einem Eselkadaver.

Nichts wie hin! Die riesige Sandfläche ist gut befahrbar. Während Sterz den Daewoo behutsam in Richtung Kadaver lenkt, bringt Werner das NOVOFLEX in Position. Wir kommen mit der Sonne im Rücken bis auf 15m an die Tafelrunde heran, ohne dass auch nur einer Notiz von uns nimmt.

Das Interesse gilt allein dem Kampf um die begehrtesten Kadaverfilets. Wir verfolgen das Schauspiel begeistert aus unserem Logenplatz. So haben wir uns die Begegnung mit den Ohrengeiern nicht im Traum vorgestellt. Uns ist bewusst: Das erlebt man nur einmal! Mit ihren riesigen Schnäbeln reißen die Geier große Fleischfetzen aus dem Aas heraus. Es herrscht eine Hackordnung; mancher muss geduldig warten, am längsten der zwergenhaft wirkende Schmutzgeier, der mit wenig Erfolg auch etwas zu erhaschen versucht. Der Wüstenrabe ist pfiffiger und gewandter, mehrmals gelingt es ihm, irgendwie durch die Phalanx der gefiederten Kolosse zu schlüpfen und einen Happen zu erhaschen.

Schwerfällig starten die ersten Gesättigten, aber neue Hungrige landen und kämpfen sich an das Luder heran. Einer führt hopsend mit hochgestellten wippenden Flügeln, nach unten gerecktem Hals, so dass er den Kopf vor dem Bauch herträgt, einen grotesken Tanz auf. Werner hat bald eine Fotoreportage beisammen mit Gruppenbildern, Porträts, dem Einzeltänzer und den Zaungästen. Insgesamt treffen wir in Shelatein mindestens 22 Ohrengeier und 6 Schmutzgeier an.

Wir schauen uns noch das Treiben auf dem Kamelmarkt an, wo Hunderte an den Vorderbeinen gefesselte Dromedare in Gruppen lagern oder ihrem Schicksal ergeben herumstehen, umringt von weiß gekleideten dunkelhäutigen Turbanträgern aus dem Sudan. Beim Einkaufen drängt sich ein Marktpolizist in das ohnehin recht enge Auto. Er will uns zur Stadt begleiten. Wir hoffen, dass wir mit ihm als Begleitung vielleicht zum Hafen fahren und dort Vögel beobachten dürfen, was sonst ja nicht erlaubt ist. Aber kaum haben wir die Stadt erreicht, bedeutet er uns, dass hier Schluss sei, und wir müssen unverrichteter Dinge umkehren.

Wir sehen uns noch 4 Steinschwalben und einen Steppenadler an und biegen 30km nördlich der Stadt nach Westen ab (Koordinaten: 23°24’45”N; 35°30’26”E). Wir wollen herausfinden, wohin die schmale Asphaltstraße führt. Die durchquert zuerst eine beeindruckende Sandwüste, dann schlängelt sie sich durch ein enges Wadi, das von schroffen Felsen eingerahmt wird. Eine tolle Landschaft! Nach Vögeln müssen wir uns allerdings die Augen ausgucken. Wenn wir mal einen erspähen, zufällig, etwa auf dem Boden im Schatten einer der spärlichen Akazien, flieht er in den nahen Felshang und ist unauffindbar. So können wir nur ein paar Saharasteinschmätzer bestimmen sowie 4 Klappergrasmücken, 1 Fitis, 1 Balkanlaubsänger und 2 Steinlerchen, perfekt getarnt auf dem gleichfarbigen Gestein. Unsere Erkundungsfahrt wird von Einheimischen gestoppt. Sie erklären uns, dass die Straße mitten in der Wüste bei einem Wadi endet. Es bleibt unklar, ob wir hier überhaupt fahren dürfen und kehren um.

Wieder auf der Küstenstraße erreichen wir nach wenigen Kilometern Fahrt das Dorf Hemira. Noch bevor wir hinunter zu den Hemira Mangroven (40 km N Ber Shelatein; Koordinaten:23°28’33”N; 35°29’28”E) abbiegen, können wir uns eine Flugshow ansehen, an der ein Lannerfalke, ein Wüstenfalke und mobbende Wüstenfalken teilnehmen. Die Mangroven selbst halten, was wir uns von ihnen versprochen haben: 5 Reiherarten, darunter Purpur-, Mangroven- und der erhoffte Goliathreiher! Da können wir es verschmerzen, dass die Ausbeute an Limikolen mit Brachvogel, Rot- und Grünschenkel und ein paar Seeregenpfeifern eher dürftig ist.

In der Dämmerung erreichen wir die „Red Sea Diving Safari Ecolodge“ in Wadi Lahami. Mit zarter Rücksicht auf die Moskitos entscheiden wir uns für die Übernachtung in einem „Chalet“ (günstiger wäre ein „Beduinenzelt“). Sozusagen als „Betthupferl“ fliegen noch zwei Goliathreiher im letzten Tageslicht über unsere Chalets. Das Schreiben der Tagesliste kommt heute nur schleppend voran: Es sind allerhand neue Arten dabei, auf die wir mit einem Schlückchen Whiskey anstoßen müssen.

Ü: Red Sea Diving Safari Ecolodge, Wadi Lahami. 70 € pro DZ incl. HP. http://www.redsea-divingsafari.com/

Wadi Lahami – Wüstenpiste – Edfu – Assuan

Mittwoch, 21.3.2007

Im Camp gibt es ab 6 Uhr Frühstück, denn der erste Tauchgang startet bei Sonnenaufgang. Wir sind noch früher unterwegs zu den Mangroven, bequem zu Fuß vom Hotelgelände aus zu erreichen. In den Baumkronen brüten Fischadler und Küstenreiher (8+). Heute sichten wir nur einen Goliathreiher.

Werner kann einen Pupurreiher fotografieren und eine Handvoll See- und Wüstenregenpfeifer. Kiebitzregenpfeifer, Grünsschenkel, ein paar Rotschenkel und Brachvögel – auch hier ist die Ausbeute an Limikolen eher dürftig. Wir notieren noch Graufischer, Eisvogel, Wachtel, Teichrohrsänger und einige Türkentauben, frühstücken und erreichen nach kurzer Fahrt das Dorf Hamata.

Im Hafen haben sich 1 Dünnschnabel-, 6 Weißaugen- und 17 Hemprichmöwen am Spülsaum versammelt, offenbar um fotografiert zu werden. Die Hamata-Mangroven bieten außer einem Löffler nichts Neues. Gegen 10 Uhr erreichen wir auf der Küstenstraße Abu Ghusun. Hier zweigt eine Asphaltpiste ab, die zu einem Bergwerk führt. Über Google Earth haben wir herausgefunden, dass diese Straße zu einer Piste durch die Wüste führt. Über diese Piste könnten wir zur Marsa Alam – Edfu - Schnellstraße kommen, also das obere Niltal erreichen, ohne dass wir am Checkpoint Marsa Alam gestoppt und den Riesenumweg über Safaga und Luxor (noch dazu im lästigen Konvoi!) machen müssen. Die Aussicht ist verlockend: Wir würden einen ganzen Tag einsparen, der nur aus sturer Fahrerei bestünde.

Wenigstens anschauen können wir uns die Sache doch! Schon nach ein paar Metern wird unser Versuch reichlich belohnt. Da sitzt doch auf einem Busch neben der Piste ein ungewöhnlich aussehender Würger! Jan erkennt ihn sofort als Isabellwürger. Der ist für alle Vier eine neue Art. Er bleibt brav sitzen, trotz der geringen Entfernung und Werner schießt ein prima Foto! Die Straße –sie wird zusehends zur Piste, weil sich die Asphaltdecke auflöst – folgt einem ansehnlichen Wadi, das sich immer weiter zur Schlucht verengt. Ein Steppenadler über einem Bergkamm veranlasst uns zu halten und wir stehen direkt unter einer Greifvogel-Zugstraße. In gewaltigen Türmen schrauben sich Falkenbussarde in die Höhe um dann in einer Kette über dem Berggrat nach Nordosten zu verschwinden. Wir schätzen die Falkenbussarde auf 600 (binnen einer halben Stunde) und zählen einen Schwarzmilan und 5 Steppenadler.

Dann kommt der Augenblick der Entscheidung. Wir erreichen die Einfahrt zur Wüstenpiste. Die Fahrspur sieht passabel aus: Fester Untergrund, hier und da ein bisschen loser Sand und ordentliche „Waschbrettriffel“, aber das scheint durchaus machbar! 10, 20km kommen wir recht gut voran, dann wird es kritisch. Die Hauptspur zweigt zu einem Steinbruch ab, aber Jans GPS sagt, dass wir auf der schlechteren Spur weiter fahren müssen. In der Mitte und an den Rändern der Piste haben die LKW- und Pickup-Reifen mindestens 30cm hohe durchgehende Kieswälle aufgeworfen. Zu hoch für unseren Daewoo, dessen Bodenfreiheit ohnehin durch die hohe Zuladung beeinträchtigt ist.

Es bleibt also keine Wahl: Wollen wir durch, müssen sich die Reifen in halber Höhe des Mittelwalls und einem der Randwälle durch den Kies wühlen. Sterz will es versuchen. „ Ist ja so ähnlich wie Tiefschnee und Schneewehen im Waldviertel.“ Kilometer um Kilometer driftet er durch den Kies – von Wegmarke zu Wegmarke, die Jan auf sein GPS geladen hat. „Noch 800m bis P4, dann links nach SW.“ Die Piste wird nicht wirklich besser. Sollen wir umkehren?

Werner kriegt kalte Füße. Wir haben zu wenig Trinkwasser und keinen Handy-Empfang, können also keine Hilfe anfordern, wenn wir stecken blieben. Er hat recht, langsam wird es riskant. Sterz hat keine Lust, die ganze Strecke, die er mühsam geschafft hat, wieder zurückzufahren. Jan meint, viel schlechter kann es ja nicht werden, und Kim ergibt sich in ihr Schicksal.

Jan hat Unrecht. Es wird schlechter! Denn die Piste verliert sich auf einer sandigen Fläche in einem breiten Wadi.. Hier stehen, mutterseelenallein, mitten in der Wüste, ein paar Dromedare und Esel. Ein Brunnen, aber kein Wasser. Gibt es vielleicht auf der anderen Seite eine Zufahrt? Tatsächlich, da ist so etwas wie der Anfang einer Piste! Bis dorthin sind es nur 200 Meter, aber durch den losen Kies. Sterz versucht es. Er schafft 150 Meter, dann steckt das Auto fest. Also Schieben, rückwärts, und neuer Anlauf! Diesmal gelingt der Ritt durch den Wadi-Kies; der Daewoo steht auf festem Boden; alle können – ziemlich eingestaubt vom Anschieben – einsteigen. Bald fahren wir durch Sandwüste. Sterz kann richtig Gas geben, muss er auch, denn ab und zu haben sich kleine Dünen auf der Piste angesammelt.

Endlich erreichen wir die ersehnte Asphaltstraße, die von Sheikh Shazly nach Norden zur Verbindungsstraße Marsa Alam – Edfu führt. Geschafft!

Doch neues Ungemach droht. Der Zeiger der Tankanzeige ist der Reservemarke bedenklich nahe gerückt. Das lange Fahren im 1. und 2. Gang durch Sprit schluckenden Kies muss den Verbrauch enorm hochgetrieben haben. Vermutlich haben wir nur noch 10 bis 12 Liter im Tank. Wie soll das für 240km bis zur nächsten Tankstelle (in Edfu) reichen? Sterz behandelt das Gaspedal wie ein rohes Ei. Bloß nicht zügig beschleunigen! Bergab lässt er den Wagen im Leerlauf rollen. Wir schalten die Klimaanlage aus, um so vielleicht einen Liter zu sparen. Wir erreichen die Hauptstraße, da stehen ein paar Häuser. Vielleicht kann uns jemand ein paar Liter Sprit verkaufen.

Sterz fragt an einem ärmlichen Café, doch er wird unfreundlich zurückgewiesen. Auf der Schnellstraße nach Westen zeigt das erste Hinweisschild den Ernst der Lage an: „Idfu 185“. Und der Zeiger ist schon ganz unten am „E“ - Empty! Sterz fährt ohne Gas zu geben konstant 80 oder hängt sich eine Viertelstunde in den Windschatten eine dicken Lastwagens. Die Warnlampe der Treibstoffanzeige müsste längst aufleuchten. Ist sie defekt? Da entdecken wir ein Gebäude am Straßenrand, vor dem ein Pickup steht. Erneuter Versuch nach Treibstoff zu fragen. Die Leute sind freundlich, aber bedauern: Hier fährt jeder nur Diesel. Benzin kriegen wir nur, wenn wir die 110km nach Marsa Alam zurückfahren. Doch dort ist der Checkpoint, den wir mühsam umfahren haben und bis Edfu sind es auch „nur“ 120km.

Klar, wir fahren weiter nach Westen! Mit jeder Anzeigetafel „Idfu 100“ … „Idfu 80“ … kommt ein bisschen mehr Hoffnung auf. Denn wenn wir jetzt liegen bleiben, könnten wir nach Edfu trampen, einen Kanister Benzin holen. 30 km vor Edfu und noch immer keine Warnlampe. Sollten wir es doch schaffen? Endlich, 20km vor der rettenden Tankstelle leuchtet die Warnlampe auf. Allgemeine Erleichterung: Jetzt fahren wir also auf Reserve. Bald tauchen die ersten bewässerten Felder auf, Plantagen, von Schilf gesäumte Kanäle, Siedlungen. Wir können endlich wieder entspannt nach Vögeln schauen, aber selbst beim ersten Gleitaar trauen wir uns nicht zu halten. Die Tankstelle geht vor.

Am Checkpoint in Edfu werden wir erstaunt gemustert, aber niemand fragt, warum wir so allein, ohne Konvoi oder Polizeibegleitung daherkommen. Wir geben an, zum Horus Hotel fahren zu wollen und dürfen in Richtung Nilbrücke passieren. An der Tankstelle herrscht Verkehrchaos. Mit Mühe wühlen wir uns zur Tanksäule durch. 90-Oktan-Benzin? Nein, das gibt es nicht. Also müssen wir 80er nehmen. Endlich ein Zapfhahn in der Tanköffnung! Da gibt doch tatsächlich die Pumpe der Tanksäule den Geist auf! Aber irgendwann quält Sterz sich dann doch durch den chaotischen Verkehr der Innenstadt. Wir versuchen doch lieber noch nach Assuan zu kommen. Es dämmert schon, als wir einen Vorort erreichen und im letzten Licht nach Vögeln schauen. Jetzt können wir uns dem Gleitaar widmen, sehen Graubülbül und rätseln dann ein wenig an einem Falken auf einer Telefonleitung herum, der sich als Rotfußfalke erweist.

Nach Assuan fahren wir über die Wüstenautobahn auf der Westseite des Nils, das erspart uns den Konvoi. Am Checkpoint Assuan lässt man uns wie selbstverständlich passieren. Die Suche nach einem Hotel gestaltet sich schwierig. Die billigeren Quartiere in Corniche, dem Stadtteil am rechten Nilufer, sagen uns nicht recht zu, da entscheiden wir uns für das idyllisch am Nilufer gelegene Isis Hotel.

Ü: Assuan, Isis Hotel, 60 € DZ /ÜF. Schöner vogelreicher Park mit Gebüschen und Bäumen.

Assuan – Lagune am High Dam – Feuchtgebiet an der „Cable-Stayed Bridge“ – Philae Tempel

Donnerstag 22.3.2007

Die blühenden Büsche und Bäume des Hotelparks haben allerlei Kleinvögel angezogen. So finden wir Graubülbül, Sumpfrohrsänger und Blassspötter schon vor dem Frühstück auf der Hotelterrasse mit freiem Blick auf den Nil.

Unser erstes Ziel ist der „High Dam“, die gewaltige Staumauer des Assuan-Stausees. Dieses Bauwerk muss man ja gesehen haben, wenn man schon in Assuan ist. Wir haben Mühe, zwischen all den Touristenbussen überhaupt ein Plätzchen zu finden. Der Aussichtsplatz auf dem Damm ist hoffnungslos überfüllt, und wir suchen schon nach kurzem Rundblick ein Plätzchen ganz in der Nähe auf.

Das uns Highlights anderer Art bieten soll: eine an der Zufahrt zum Damm gelegene Lagune (23°38’36’’N; 32°51’32”E). Der Spülsaum, eine Landzunge mit Gebüsch und flache Tümpel locken Limikolen, Reiher, Enten aber auch Kleinvögel an. Wir entdecken bald die Nile-Valley-Edelsteine Smaragdspint und Erznektarvogel und die erste Streifenprinie. 11 Limikolenarten sind vertreten: Stelzenläufer (14), Sandregenpfeifer (10), Spornkiebitz (8) und Teichwasserläufer (4) sind zahlreich. Flussregenpfeifer, Temminck-, Zwergstrandläufer, Kampfläufer, Bekassine, Flussuferläufer und Dunkler Wasserläufer sind als Einzelgänger da. 5 Rallenreiher, 4 Purpurreiher und 2 Braune Sichler fischen im flachen Wasser. Je ein Pärchen Schnatter- und Moorenten vervollständigen die Liste der Wasservögel.

Unser nächstes Ziel ist das „Feuchtgebiet Nilbrücke“ 15 km nördlich von Assuan. Wir fahren ein Stück die Westautobahn nach Norden und biegen vor dem Ckeckpoint nach Osten ab und überqueren den Nil über die „Cable-Stayed-Bridge“, nehmen die erste Ausfahrt und parken unter der Brücke. Das Feuchtgebiet ist direkt nördlich der Brücke (24°11’41”; 32°52’10”E). Im ersten Schilfhorst singt der Stentorrohrsänger. Auf teilweise überfluteten Wiesen rasten Pieper und Stelzen.

Neu für unsere Liste sind Bergpieper (ssp.couteli) und Aschkopfschafstelze (1 M). Fischadler und Lachseeschwalben überqueren den kleinen See. Am Ufer sind über 20 Rallenreiher und 8 Purpurhühner. Doch dann die sensationelle Entdeckung: Werner hat sich an den Rand des Sumpfes gekauert, um einen Rohrsänger oder ein Blaukehlchen zu fotografieren. Da rennt ein größerer Vogel geduckt aus dem Krautbüschel direkt vor seiner Nase und flüchtet in das nächstgelegene Versteck. Werner kann gerade noch knipsen, bevor die Goldschnepfe sich wieder versteckt. Aber sie ist noch da und die anderen drei finden sie, perfekt getarnt in Kraut, wo sie unbeweglich am Boden hockt; aber der weiße Augenring des Männchens leuchtet verräterisch.

Nach diesem Glückstreffer können wir nach Assuan-Corniche aufbrechen, um uns beim Hauptquartier der Touristenpolizei die Genehmigung für den Konvoi nach Abu Simbel zu holen. Auf dem Weg dahin sehen wir, dass gerade eine riesige Wolke Weißstörche – wir schätzen 1900! – den Nil nach Nordosten überquert. Nach allerlei bürokratischen Ritualen und genauester Erhebung unserer Daten werden wir für den Konvoi um 4 Uhr morgens registriert. Wir sollen uns um 3:30 Uhr einfinden. Dumm gelaufen! Wir fanden später heraus, dass der zweite Konvoi, der nach Auskunft der Touristenpolizei nachts um 11 Uhr starten sollte (das wollten wir natürlich nicht), tatsächlich um 11 Uhr vormittags fuhr. Das wäre bequemer gewesen, aber der Sergeant, der uns abfertigte, hatte gewisse Schwierigkeiten mit den Zeitangaben auf Englisch.

Wir mussten jetzt endlich mal in Kultur machen. Also fahren wir zum Anleger, von wo aus Hunderte Motorboote den ganzen Tag lang Touristen zum Philaetempel übersetzen. Wir handeln einen Preis aus und tuckern zu einer Insel im Stausee. Unterwegs sehen wir Trauer-, Weißbart- und Lachseeschwalbe, Kormorane und Nilgänse. Wir studieren die mächtige Tempelanlage abseits vom Gewimmel der Touristen. Werner fotografiert Reliefs und Gewölbe. Im Gelände finden wir wieder Erznektarvögel. 17 Blauwangenspinte ziehen vorbei.

Dann überreden wir unseren Fährmann zu einem Umweg zu einer kleinen Insel mit rastenden Seeschwalben, die wir uns gern näher anschauen würden. Er zögert, aber als wir einen Extralohn in Aussicht stellen, lässt er sich darauf ein. Kaum hat er die allgemeine Fahrrinne verlassen, wird er von einem im Nu herbeigeeilten Schnellboot aufgebracht. Die Polizisten schimpfen auf unseren armen Bootsführer ein und machen Anstalten, das Boot zu entern. Irgendwann aber lassen sie den armen Kerl zum Anleger zurücktuckern. Er ist richtig zerknirscht und hat bestimmt ein paar Minuspunkte auf dem Konto.

Den Rest des Tageslichts nutzen wir noch einmal an der „Cable-Stayed-Bridge“ und am Nilufer, wo sich viele Stelzen und Pieper eingefunden haben, darunter auch eine Thunbergstelze. 3 Nachtreiher hocken am Nilufer und auf dem Fluss selbst schwimmen Löffel-, Pfeif-, Krick- und Reiherenten. Wir suchen noch eine Tankstelle auf, damit uns auf dem langen Weg nach Abu Simbel nicht der Sprit ausgeht.

Ü: Assuan, Isis Hotel

Der weitere Bericht folgt.

Assuan- Abu Simbel (297km)

Fr., 23.3.

Also verlassen wir kurz nach 3 Uhr morgens das Hotel. Wir kriegen noch einen Kaffee und Lunchpakete und reihen uns um 3:30 Uhr in den Konvoi auf der Hauptstraße ein. Die Fahrer der Reisebusse und 16-Sitzer kämpfen um jeden Meter. Jeder will möglichst weit vorn sein, denn in Abu Simbel wird bei nur 11/2 bis zwei Stunden Aufenthalt jede Minute kostbar sein.

Um 4 Uhr geht’s los auf der endlosen Straße immer geradeaus, knapp 300 km durch die Wüste. Die Besatzung schnarcht bald dreistimmig, während Sterz mit den voll aufgeblendeten Scheinwerfern entgegen kommender Fahrzeuge kämpft. Endlich dämmert es, und die Wüstenlandschaft zeigt sich im ersten Licht. Kein Vogel! Der Konvoi hat sich inzwischen aufgelöst, weil jeder so schnell fährt, wie er kann. Kilometerweite Lücken bilden sich zwischen den Fahrzeugen. Wir zweifeln an, dass ein solcher Konvoi seinen Zweck erfüllt. Da hätten wir doch auch allein fahren können! Schließlich halten wir in der Nähe von Toshka an einer Kanalbrücke. Hier soll einmal Wasser vom Lake Nasser in die Wüste bis hin nach Libyen geleitet werden. 3 Nilgänse warten schon im noch trockenen Kanalbett. 30 km vor Abu Simbel, umgeben von Wüste, einzelne Plantagen: Bis hierhin reicht das Bewässerungssystem also schon. Ein größerer Trupp Kurzzehenlerchen rastet auf Brachland, und kurz vor dem Checkpoint singt eine Wüstenläuferlerche.

Im Ort Abu Simbel finden wir nette Beobachtungsplätze an den Brücken, die über die lagunenartigen Ausläufer des Lake Nasser führen. Stelzenläufer, Spornkiebitze, Bruch- und Teichwasserläufer, Sichler, Reiher sitzen am Ufer, Streifenprinie und Maskenwürger im Gebüsch. Nach einigem Suchen finden wir das Hotel Nefertari, teuer und heruntergekommen, aber vom Balkon haben wir einen herrlichen Blick auf den Stausee und den Berg mit den berühmten Tempeln, die aus dem jetzt versunkenen Niltal hierher verfrachtet wurden.

Die Tempel schauen wir uns erst an, als die Besuchermassen wieder in die Busse geklettert sind (der Konvoi startet nach zwei Stunden Aufenthalt wieder gen Assuan). Wir sind allein im Tempel und können ungestört die erstaunlichen Darstellungen der Vita Ramses des II. studieren. Die Abbildungen sind zwar stilisiert, aber doch so detailgetreu, dass wir die abgebildeten Vögel, z.B. Nilgans und Heiliger Ibis, bestimmen können. Außerhalb der Tempel ist so heiß, dass wir wie die Vögel unsere Aktivitäten einstelle un un eine Siesta im Hotel genehmigen.

Am Nachmittag fahren wir an den Nordrand des Ortes zur „Large Bay“. Vom Ufer aus, wo ein paar Fischerhütten stehen, kann man die ganze Bucht und die gegenüber liegenden Inseln überblicken. Es gibt Lachseeschwalben, natürlich Nilgänse und 4 Flamingos, die weit weg an das Westende der Bucht fliegen, wo es von Vögeln nur so wimmelt. Wir verhandeln mit den Fischern, ob sie uns mit dem Boot dorthin fahren würden. Sie würden ja gern, dürfen aber nicht. Wir müssten uns eine Genehmigung von der Touristenpolizei holen, sonst bekämen sie Ärger. Jetzt muss Jan mit GPS und seinen Luftbildaufnahmen (von Google Earth herunter geladen) ganze Arbeit leisten. Er navigiert uns in den Nordwesten durch eine Plantage und am Westzaun des Flughafens vorbei zu einem Bewässerungskanal, der direkt an das Ende der „Large Bay“ führt. Ein idealer Birdingspot! (22°33’41”N; 31°36’33”E). Im seichten Wasser und auf den angrenzenden Wiesen rasten Durchzügler zu Hunderten: Kuh-, Rallen-, Seiden- und Graureiher, Löffelenten, Rotkehlpieper, Kurzzehenlerchen, Stelzen und Steinschmätzer. Wir zählen ca. 900 Flamingos, 15 Weißstörche und 7 Rosapelikane. Nimmersatt und Rötelpelikan sind nicht dabei; wir sind eine oder zwei Wochen zu früh…, leider! Aber 50 Stelzenläufer, 3 Grünschenkel, 3 Fluss- und 8 Sandregenpfeifer sind da. Da müssen wir wohl mal genau hinsehen! Und tatsächlich: Sterz beäugt durch das Spektiv eine Sandzunge, und da sitzt, ganz still und halb verdeckt, der gesuchte Hirtenregenpfeifer!

Abends genießen wir die stimmungsvolle und lehrreiche Sound&Light Show an den Tempeln.

Ü: Abu Simbel, Nefertari Hotel, 120 US$ DZ incl. HP. Ideale Unterkunft für Ornis: Bäume und Gebüsche mit rastenden Durchzüglern auf dem Hotelgelände, Balkon mit Blick auf den Lake Nasser, gut für Zugbeobachtungen.

Abu Simbel Hotel Nefertari - Large Bay – Fischteiche – Hotel

Sa., 24.3.

Frühstück gibt es erst um 7 Uhr. Wir besetzen beim ersten Licht unseren Beobachtungsbalkon, zählen 40 Kormorane, 30 Heringsmöwen und130 Lachseeschwalben, die in Trupps nach Norden fliegen. Auf den Klippen finden sich 13 Nachtreiher ein, die den Tag offenbar im Ufergebüsch der Bucht am Hotel verbringen wollen. Graufischer, Milane, ein Schmutzgeier und ein Fischadler lassen sich blicken. Steinschwalben und Saharasteinschmätzer brüten am Gebäude. Im Gebüsch singen Sumpf- und Teichrohrsänger, rufen Blassspötter, Klapper- und Samtkopfgrasmücken.

Nach dem Frühstück starten wir erneut zur Large Bay. Diesmal nehmen wir den Weg durch die Felder auf der Nordwestseite des Kanals. Hier notieren wir Balkansteinschmätzer, Rotkopf- und Maskenwürger. Über den Sumpfwiesen am Ende der Bucht jagt eine Steppenweihe, leicht zu bestimmen: ein Männchen. Von den 900 Flamingos sind heute nur noch 4 da. Die Zahl der Rosapelikane ist auf drei geschrumpft. Die Schwarzen Milane und die Nilgänse sind so häufig wie gestern. Dazu gekommen sind 20 Löffler und 90 Zwergstrandläufer.

Unser nächster Beobachtungsplatz sind die Teiche im Südwesten der Siedlung. Sowohl der Fischteich, als auch die von Schilf umrandeten anderen Wasserbecken sehen viel versprechend aus, aber unsere Ausbeute ist dürftig: Einzig erwähnenswert, ein Blaukehlchen.

Heute ist das Klima ziemlich unerträglich. Abu Simbel ist in Dunst gehüllt, wir wissen nicht, ist das Nebel oder Wüstenstaub? Es ist heiß und windig. Wir ziehen es vor, den Nachmittag am Hotel zu verbringen, da gibt es doch ein bisschen Schatten.

Ü: Abu Simbel, Nefertari Hotel

Abu Simbel – Northern Bay – Assuan – Esna - Luxor

So., 25.3.

Zurück nach Norden! Wir wollen versuchen, den Konvoi zu vermeiden, fragen am Checkpoint – 10 km N Abu Simbel – ob wir nach Toshka fahren dürfen. Der Ort liegt 40km NW Abu Simbel. Aber unser Versuch scheitert gründlich. Wir sollen zurückfahren und uns die Erlaubnis beim Kommandanten der Touristenpolizei in Abu Simbel holen. Bevor wir dort eintreffen und dem Kommandanten (der erwartet uns schon und ist bestens informiert) machen wir noch einen Abstecher in die Wüste im Nordwesten.

Wir versuchen, einen Zugang zu einer Bucht zu finden, die auf dem Satellitenbild genauso gut aussieht wie die „Large Bay“. Jan findet eine asphaltierte Straße, die durch die Wüste in die Nähe der Bucht führt. Aus weiter Ferne sehen wir ein paar Flamingos, aber die Zeit reicht nicht für genauere Erkundungen, denn wir müssen zurück zu unserem ungeliebten Konvoi. Der startet dann auch kurz nach 10 Uhr, um sich hinter dem Checkpoint wie üblich aufzulösen. Nach 240km Fahrt durch die Wüste können wir 38km S Assuan 4 Kronenflughühner bestimmen – die einzigen unserer Reise.

In Assuan verlassen wir den Konvoi. Nach Luxor wollen wir auf der Westautobahn durch die Wüste fahren. Am Checkpoint dürfen wir ohne Probleme passieren. Auf der Höhe von Esna müssen wir runter von der Autobahn; der Sprit geht zur Neige. Am Ortsrand begrüßen uns auf Leitungsdrähten 5 Smaragdspinte.

Am späten Nachmittag erreichen wir das Crocodile Island. Beim Einchecken haben wir den Eindruck, dass das mondäne Mövenpick-Hotel Gäste unseres Schlags nur ungern aufnimmt, obwohl an uns bei den horrenden Preisen für Individualreisende viel mehr zu verdienen ist, als an den Pauschaltouristen, deren Outfit aber besser zum gepflegten Ambiente der Anlage passt. Wir müssen 170 $ pro Doppelzimmer berappen (Eine Woche Mövenpick/Luxor wird von Reiseveranstaltern für 600 € incl. Flug angeboten!).

Das Hotelgelände aber ist fantastisch: exotische Bäume, beregnete Rasenflächen, prächtig blühende Büsche, man blickt auf den Nil, auf der Rückseite ein Altarm mit Schilf, Weiden und Äcker rund um das Hotelgelände: ein Paradies für jeden Vogelgucker! Von der Terrasse des Restaurants blickt man auf den Nil. Am Ufer hohe Büsche, malerisch mit Hunderten lärmender Kuhreiher besetzt. Im Schilf singen Stentorrohrsänger und Streifenprinien um die Wette. Wir beziehen unsere Suiten in den Bungalows und machen uns auf die Suche. Auffallend viele Cistensänger! Graubülbul, Smaragdspinte und Erznektarvogel werden schnell gefunden.

In der beginnenden Dämmerung verlassen ca. 30 Nachtreiher krächzend ihre Schlafbäume in der Allee an der Brücke. Aber das Highlight des Tages sind die Revierflüge der Senegaltriele, laut rufend über dem Hotelgelände.

Ü: Luxor, Crocodile Island, Moevenpick Resort; 170 US$, DZ mit HP

Luxor - Crocodile Island – Farmland & Halbwüste im SE – Tal der Könige

Mo., 26.3.

Den ganzen Vormittag verbringen wir auf der Insel, die wir umrunden. Wir können all die Raritäten in Ruhe anschauen, die wir schon gestern am Abend beobachtet haben. 7 Senegaltriele finden wir heute auf einem etwas verwilderten Acker wieder. Auf den von einer Handvoll Rindern und Eseln abgegrasten Wiesen hinter dem ärmlichen Dorf haben sich viele Kurzzehenlerchen, Rotkehlpieper und 70 Stelzen eingefunden, darunter 10 Aschkopf- und 1 Thunbergstelze. Lange müssen wir nach den Tigerfinken suchen; kleine Trupps pendeln hier gewöhnlich zwischen Äckern und Schilf. Schließlich entdeckt Werner zwei direkt am Weg und schießt ein wunderbares Foto. Auch von Smaragdspinten und Wendehals gelingen prima Aufnahmen. Vor dem Auschecken durchstreifen wir noch einmal den Hotelpark und entdecken unter den zahlreichen Blassspöttern und Klappergrasmücken eine Eibischgrasmücke.

Um 13 Uhr sind wir mit Abdou verabredet, der uns am Vorabend am Hotel aufgestöbert hat und uns für 400 EL eine Führung in der Halbwüste im SE von Luxor angeboten hat. Mit ihm fahren wir zum Farmland seines Onkels, wo es Kaptäubchen gibt. Die finden wir zu dieser Tageszeit nicht, aber der lange Spaziergang durch die Äcker und Plantagen mitten in der Wüste beschert uns einen schönen Heckensänger. Wüstengimpel leben hier neben Erznektarvögeln und Cistensängern. Ein großer Trupp Fahlsegler zieht über uns hinweg, dem sich 3 Felsenschwalben angeschlossen haben. Wir sehen sogar einen Steinkauz, und Abdou führt uns einen Triel vor und dessen Gelege mit 2 Eiern. Wir suchen noch ein zweites Beobachtungsgebiet auf, eine Plantage umgeben von Wüste.

Abdou versucht vergebens, Kaptäubchen aus dem Gebüsch aufzuscheuchen, während wir lange an einer großen Grasmücke herumrätseln, die einer Orpheusgrasmücke ähnelt. Sie hat aber einen schwarzen Schwanz ohne weiße Kanten und am Unterschwanz weiße Fahnen am Ende der Steuerfedern, so dass wir sie schließlich als Akaziengrasmücke bestimmen, wohl wissend, dass die nur in Südisrael und Jordanien vorkommen soll (Jan und Sterz haben sie dort auch schon beobachtet). In weiter Ferne ist ein großes Wasserbecken zu sehen. Darauf schwimmen 140 Löffelenten und eine Spießente.

Am späten Nachmittag ist noch ein wenig Kultur angesagt, wir fahren zum Westufer des Nil ins Tal der Könige. Wir enden in abstoßendem Touristengedränge, kehren um und besuchen den Hadschebsud-Tempel, kurz bevor er für die Besucher gesperrt wird. So können wir uns alles anschauen, während die Touristenmassen allmählich zurück in ihre Busse strömen – am Schluss sind wir fast allein.

Wir fahren zurück an den Nil, um uns ein Hotel zu suchen mit zivilen Preisen, und wir werden fündig:

Ü: Luxor, Nile Valley Hotel: 22,- €, DZ . Das Hotel liegt am Westufer in der Nähe des Fähranlegers. Blick auf den Nil von der Dachterrasse.

Luxor – Assiut - El Minia – Fayoum (~ 700km)

Di., 27.3.

Eigentlich sollen wir als Touristen ja von Luxor den Konvoi nehmen. Den ist Sterz im letzten Jahr gefahren - von Luxor über Qena nach Safaga – aber er hat absolut keine Lust auf diese sinnlose Raserei. Also wollen wir es auf der Westseite versuchen. Da führt eine Wüstenautobahn parallel zum Nil nach Süden. Diesen Plan haben wir mit dem äußerst hilfsbereiten Personal des Hotels diskutiert, und die haben uns tatsächlich einen Taxifahrer besorgt, der uns für 20 € aus Luxor herauslotst und bis zur Autobahn begleitet. Pfiffig fährt sein Minibus immer 200m vor uns durch die Checkpoints, wo wir jedes Mal als Reiseziel die Oase Dakhla angeben (dorthin dürfen Touristen ohne Polizeibegleitung). Dort, wo die Schnellstraße nach Dakhla die Wüstenautobahn kreuzt, verabschiedet sich unser Taxifahrer und wir haben freie Fahrt nach Süden. Wir freuen uns über mehrere Trupps Tropfenflughühner, die hier und da am Straßenrand sitzen und eine einsame Sandlerche, ansonsten stundenlang nichts als Wüste.

Endlich zur Abwechslung eine imponierende Sanddüne aus saharafarbenem Flugsand. Werner stiefelt hinauf – trotz der Hitze. Die sanften Linien haben es ihm angetan. Er muss das fotografieren! Wir widmen uns indes der Wüstenläuferlerche und einer Handvoll Rennvögeln. „Cream-coloured“, also perfekt getarnt, üben sie neben der Straße ihr übliches Stop-and-Run-Spiel.

Ein Stück vor El Minia erwischt es uns. Auffälliges Aufblenden entgegenkommender Fahrzeuge! Da muss eine Radarfalle kommen. Also runter mit dem Tempo auf 100 km/h. Trotzdem werden wir am nächsten Checkpoint heraus gewunken: Passport, Fahrzeugpapiere, Führerschein…Wir waren zu schnell. 102 statt der vorgeschriebenen 90 km/h. Wir hatten nicht mitgekriegt, dass die Autobahn mittlerweile in den Status einer Schnellstraße gewechselt hatte - mit 90 km/h Tempolimit. Die Polizei behielt den KFZ-Schein gleich ein. Der Besitzer solle ihn sich bei der Behörde abholen und dort die Strafe (umgerechnet 15 €) bezahlen. Wir bekamen eine Quittung, einen lächerlichen kleinen Wisch, den wir jetzt immer statt der Licence vorzeigen mussten - zur schadenfrohen Erheiterung der kontrollierenden Verkehrspolizisten.

40, 50 km folgt die Wüstenstraße einem Wadi, rechts und links von Felswänden gesäumt. Nur einmal ein bisschen Gestrüpp mit einem Balkanlaubsänger, ein Mittelmeer-Raubwürger und 2 Wüstengimpel am Straßenrand, sonst nichts. Erst als wir das Wadi verlassen und eine weite Ebene erreicht haben, lohnt ein Beobchtungsstopp: Hunderte Türkentauben neben der Straße, 2 Rohrweihen und eine mögliche Steppenweihe (W) kreisen in der Ferne über Agrarland.

In der Dämmerung, Am Rand der Oase Fayoum sehen wir noch einen Löffler und einen Gleitaar, dann wird es schnell dunkel. Unangenehmes Verkehrsgewühl und erhebliche Orientierungsprobleme in der Stadt. Wir finden erst aus dem Chaos heraus, als ein netter Mensch mit seinem Auto bis an den Stadtrand vor uns her fährt und uns die Zufahrtstraße zum Qarun-See zeigt, wo wir uns in einem luxuriösen Strandhotel einquartieren.

Ü: Al Fayum, New Panarama Resort, 250 L.E.( ~ 30€) DZ incl. HP. Interessantes Hotelgelände mit Bäumen und Gebüsch, Blick auf den See. Abends und frühmorgens hört man vom Hotel aus Senegaltriele und Steinkauz.

Al Fayum – Wadi Al Rayan – Wadi Hitan – Fayoum (ca. 210km)

Mi., 28.3.

Im Hotelgelände tummeln sich einige Kleinvögel, vor allem Klappergrasmücken und Graubülbül. Werner sieht 2 Stieglitze, die einzigen unserer Fahrt. Auf dem See sind 1 Heringsmöwe, ca. 1500 Dünnschnabelmöwen und 460 Weißbart-Seeschwalben. In einer Bucht östlich des Hotels können wir auf einer Sandbank eine Reihe von Limikolenarten bestimmen, u.a. Teichwasserläufer u. Austernfischer. Im Brachland vor der Wasserkante und im angrenzenden Kulturland hören wir mindestens 5 Senegaltriele. Ein Trupp von 25 Nachtreihern fliegt nach SE ab.

Wir wollen uns die Skelette der Wale ansehen, die im Wadi Hitan mitten in der Wüste westlich der Oase Fayoum liegen und unterwegs den westlichen Teil der Oase erkunden. Die Straße verläuft zunächst parallel zum Seestrand. Wir passieren Fischteiche, z.T. abgelassen, also gut für Limikolen. Am häufigsten sind Kampfläufer (200) und Zwergstrandläufer (~ 90), Stelzenläufer und Spornkiebitze. An einer Zwergseeschwalben-Kolonie zählen wir 60 Brutvögel. Im Kulturland fallen vor allem Blauwangen- und Smaragdspinte auf. Am Westrand der Oase zweigt eine neue Umgehungsstraße nach Süden ab.

Sie führt zunächst zum Schutzgebiet WadiAl Rayan. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um die Schilfgürtel der beiden Salzseen im Westen der Oase. Ein Abstecher zum Schilf in der Wüste erbringt die üblichen Streifenprinien und Stentorrohrsänger, aber auch einen überraschenden Waldlaubsänger, den wir in dieser baumlosen Gegend wirklich nicht erwartet haben. Der Wasserfall zwischen den beiden Seen ist eine Attraktion für einheimische Ausflügler. Wir können außer 5 Haubentauchern auf dem See nichts Bemerkenswertes entdecken.

Wadi Al Hitan („Tal der Wale“) ist gut ausgeschildert. Nach ca. 30km guter Piste erreichen wir einen Parkplatz in einem flachen, 8 Quadratkilometer großen Tal, in dem Dutzende bizarre Sandsteinkegel aufragen. Hier hat die Erosion fossile Walskelette freigelegt. 250 sollen es einmal gewesen sein, viele wurden gestohlen, andere durch Geländewagen zerstört. Ein paar Wirbelknochen und Rippen können wir fein aufgereiht auf eingezäunten Plätzen besichtigen. Sie stammen vom Basilosaurus, einem Urwal, noch mit Ansätzen von Hinterbeinen. Jeder der Sandsteintürme hat im oberen Drittel ein etwas dunkleres Band: Da zeichnet sich tatsächlich reliefartig das versteinerte Wurzelgewirr von Mangroven ab, die vor 40 Millionen Jahren am Rande der Meeresbucht wuchsen. Dieser Teil eines früheren Ozeans war ausgetrocknet, weil im Eozän tektonische Kräfte das Gelände angehoben hatten.

Aus der Wüste zurück in die Oase, ins Kulturland mit Wiesen, Plantagen, Kanälen. Wir hoffen alle 4 auf einen „Lifer“. Sterz kontaktiert zwei Einheimische, imitiert den Ruf des gesuchten Vogels und freut sich über die Reaktion. Ja, den gibt’s hier! Er will gerade die frohe Botschaft überbringen, da schauen die anderen 3 schon durch die Ferngläser auf einen Metallmast. Und da sitzt er, der Spornkuckuck! Er ist sehr kooperativ, fliegt hierhin und dahin und ein zweiter lässt sich sogar mit der Klangattrappe anlocken. Als Zugabe gibt es noch zwei nette Steinkäuze.
(Spornkuckuck-Spot: 29°22’58“N;30°29’35“E)

Ü: Al Fayum, New Panarama Resort

Al Fayum – Gizeh – Abassa – Fayid

Do., 29.3.

An dem ältesten und letzten noch erhaltenen Weltwunder der Antike können selbst hart gesottene Ornis nicht vorbeifahren, wenn es direkt an der Route ins Nildelta liegt. So wagen sich Kim, Jan und Werner in das Touristengetümmel, fotografieren die Sphinx, Cheopspyramide und deren beide Schwestern, während Sterz in einem Anflug von Agoraphobie lieber an der Zufahrtstraße das Auto bewacht.

Auf der Stadtautobahn in Kairo scheint ein Wettbewerb zu laufen, wer am riskantesten und verrücktesten überholen kann, auch wenn es absolut sinnlos ist. Dank der Gelassenheit seines Alters und der Erfahrung von Millionen gefahrenen Kilometern lässt Sterz sich nicht von der allgemeinen Hysterie anstecken und wir erreichen unbeschadet die Ausfahrt – leider die falsche! So müssen wir uns eine Dreiviertelstunde im Schritttempo durch das Gewühl und die Schlaglöcher eines Slums quälen, bis wir die Landstraße nach Bilbeis finden. Und auch die ist viel zu schmal für die Menge und das Tempo der überladenen Lastwagen und Pickups.

Bei Zawamil, ca. 20km SW Bilbeis, genehmigen wir uns eine Erholungspause an einem Wäldchen mit angrenzendem Kanal. Hier fliegt unser erster Braunliest herum, eine Uferschwalben-Brutkolonie gibt’s hier auch.

In Bilbeis nehmen wir die Abzweigung nach Abassa und nach 12,8km finden wir die „Shell station“. Vergebens suchen wir nach den „small fishponds“, die Richard Bonser in seinem Trip Report 2006 als guten Spot für Goldschnepfe beschrieben hat. Von den Fischteichen ist nichts mehr zu sehen, offenbar sind sie mit Bauschutt aufgefüllt worden. Aber Kim entdeckt, wieder in einem Metallmast, einen Spornkuckuck.

Wir finden auch nach weiteren 4,5km die Ansammlung größerer Fischteiche links von der Straße. Bonser hatte hier nicht weniger als 28 Senegaltriele und drei Goldschnepfen beobachtet. Wir sind mit nur 2 Senegaltrielen nicht so erfolgreich, sehen 2 Bekassinen, aber keine Goldschnepfe; auch die Manyarweber, die es hier geben könnte, lassen sich nicht blicken. 1 Braunliest und eine Menge Blauwangenspinte sind ein kleiner Trost.

Nach Durchquerung der ziemlich unwirtlichen Ortschaft versuchen wir unser Glück noch an den Fischteichen östlich von Abassa. Hier beobachten wir 2 Braune Sichler, 4 Fahlsegler, 2 Braunlieste, Spinte und Senegaltriel, aber auch hier sind die Manyarweber nicht zu finden. In der dichten Vegetation eines Grabens ertönen undefinierbare Grunzgeräusche. Das müssen Goldschnepfen sein! Sie sind aber nicht zu sehen, und aufscheuchen wollen wir sie nicht.

Auf dem Weg nach Fayid sitzen Glanzkrähen auf Dächern, und 15km vor unserem Ziel rütteln ca. 40 Rötelfalken neben der Straße über Äckern.

Ü: Fayid, Hotel Shamousa Village, 280 L.E. .( ~ 35€) DZ incl. HP.

Fayid - Suez – Oase Feiran - St. Katharinen- Kloster

Fr., 30.3.

Zunächst fahren wir auf der schmalen Küstenstraße nach Süden. Braunlieste, wir zählen über 25, sitzen auf den Drähten am Straßenrand. Glanzkrähen sind verbreitet. In einem kleinen Fischerhafen haben sich Herings-, Dünnschnabel- und 2 Steppenmöwen eingefunden. Wir versuchen in Gineifa eine Querverbindung zur Schnellstraße nach Suez zu finden. Leider endet unser Schleichweg an einer Bahnunterführung. Hier hat eine Wasserpipeline –wohl schon seit Jahren- ein Leck und die Straße unter Wasser gesetzt. Ein langgezogener Tümpel mit Schilf an den Rändern ist entstanden. Wir schauen uns die Schlamperei an, als eine Goldschnepfe, ein prächtig gefärbtes Weibchen, auffliegt, sich aber nach wenigen Metern Flug wieder im Kraut versteckt.

Es ist schon 10 Uhr durch, als wir endlich die Schnellstraße erreichen, aber ca. 15 km vor Suez entdecken wir Tümpel mit Spornkiebitzen und halten an. Da sehen wir eine erste Gruppe von Greifvögeln, die über uns hinweg nach NE über den Suezkanal ziehen. Eine Dreiviertelstunde lang erleben wir großartigen Greifvogelzug: Schwarzmilan 4, Schmutzgeier 1, Gänsegeier 3, Schlangenadler 5, Steppenweihe 1, Falkenbussard 60, Adlerbussard 9, Schreiadler 10, Schelladler 3, Steppenadler 200, Zwergadler 4.

Mittags fahren wir durch den Tunnel auf den Sinai. Dort kommen weitere 200 Falkenbussarde und 8 Steppenadler über das Rote Meer. Die Küstenstraße führt meist durch Wüste. Bei Al Gharandal verlässt sie die Küste und führt sie ein Stück landeinwärts durch Schluchten ins Gebirge. In einem weiten Wadi mit etwas Vegetation und einem richtigen Baum halten wir natürlich. Im Baum sitzen 4 Tristramstare und in einem Gebüsch versteckt sich eine Maskengrasmücke.

Südlich von Abu Zinema kommen wir wieder näher an das Meeresufer. Auf einer Reihe von Pfählen haben sich 7 Weißaugenmöwen, 5 Rüppell- und 3 Brandseeschwalben versammelt. Die Landschaft wird abwechslungsreicher, als wir nach Osten in das Wadi Feiran abbiegen. Auf halbem Weg zum Katharinenkloster, in der Oase Feiran spüren wir einen Schwarzschwanz und 3 Gelbsteißbülbüls auf.

Ü: Morgenland Village: 60 $, DZ mit HP. Der Hotelkomplex, mit Swimmingpool und Gartenanlagen, die ständig bewässert werden, ist eine Attraktion für durchziehende Kleinvögel, ebenso die Umgebung (Halbwüste mit spärlicher Vegetation).

St. Katharinen-Kloster - Wadi Fayan – Oase Feiran – Morgenland Village

Samstag 31.3.

Mehrere Reisebusse starten im Morgengrauen zum Katharinenkloster. Den Sonnenaufgang wollen die Pilger auf dem Berg Moses erleben. Wir wollen das Kloster besuchen, wenn der Besucheransturm nachlässt und schauen uns erst einmal in der Umgebung des Morgenland Village um – mit Erfolg! In dem dürftigen Gestrüpp der Halbwüste halten sich etliche Steinschmätzer, 1 Wendehals und 2 Rotkopfwürger auf. Wir freuen uns über 1 Masken- und eine Weißbartgrasmücke aber das Highlight ist zweifellos eine Wüstenprinie.

Auf dem Weg vom Parkplatz zum Katharinenkloster können wir alle 4 den Einödgimpel als neue Art feiern. Ansonsten gibt es reichlich Steinlerchen, 5 weitere Wüstenprinien und 4 Tristramstare in den Bäumen am Kloster.

Abstecher zu einem Dorf und auf einer brutalen Piste ins Wadi Fayan sind nicht wirklich erfolgreich. So beschließen wir, ein wenig im Hotel zu lenzen und abends in der Oase Feiran nach dem Fahlkauz zu suchen. Die Oase liegt ca. 20km westlich unserer Hotelanlage. Man fährt durch flache Halbwüste, eingerahmt von kahlen Bergen, dann, im Wadi Feiran, wird es enger: Felswände (mit Höhlen!!!) säumen die kurvenreiche Straße. Hier könnte doch so ein Kauz gut wohnen! Gleich am ersten Gebäude in der Oase halten wir am Rand einer Plantage, hinter der viel versprechende Felswände aufragen. Mit Hilfe des Bestimmungsbuches und der Klangattrappe können wir den Bewohnern klar machen, wen wir suchen. Ja, den Kauz gibt es hier, er kommt immer nach Sonnenuntergang, setzt sich auf den kahlen Baum neben dem Haus und ruft dann so, wie wir es vorspielen. Das letzte Tageslicht können wir noch nutzen, entdecken Samtkopfgrasmücke, 3 Weidensperlinge, Saharasteinschmätzer, Steinschwalbe, 3 Gelbsteißbülbüls und den einzigen Halbringschnäpper unsere Tour. Alles Warten und Locken nutzt nichts – der Fahlkauz meldet sich nicht, und die Einheimischen erklären, dass es besser sei, erst im Juli oder August nachzusuchen. Solange wollen wir aber nicht da bleiben!

Ü: Morgenland Village

St. Katharine – Dahab – Nabq – Sharm El Sheikh – El Tur

Sonntag, 1.4.

In aller Frühe schnell noch mal zum Kloster. Wir wollen Hühner suchen. Tatsächlich sind noch 2 Chukarhühner unten im Tal, aber die Wüstenhühner, die hier frühmorgens gern am Lagerplatz der Dromedare nach Nahrung oder an dem Rinnsal nach Wasser suchen, sind heute nicht (mehr?) da. Steinlerchen und 1 Einödgimpel sind wieder vor Ort. Wir fahren zurück zum Frühstück und dann los zu einer langen Fahrt im Uhrzeigersinn um den Sinai. In einem der ersten Wadis auf dem Weg durchs Binnenland haben wir Glück: als wir anhalten, fliegen 2 Arabische Wüstenhühner auf und rennen den Berghang hinauf.

Dahab! Nach so viel Wüste endlich Palmen, blühende Büsche und der Golf von Akaba! Aber an den kommen wir nicht heran. Alles zu! Hotels und luxuriöser Privatbesitz versperren den Zugang zum Strand. Wir müssen uns mit einem Park begnügen. Das bietet sich an, weil es bösartig stürmt und Kleinvögel hier Schutz und Wasser finden. Auf einem Fußballplatz rasten 6 Kurzzehenlerchen, Isabell- und Balkansteinschmätzer, Rotkehlpieper und ein Ortolan. Die kleineren Rasenflächen im Park bevölkern Brach- und Baumpieper, Maskenstelzen und eine Aschkopf-Schafstelze. Rätsel gibt uns ein Bergpieper auf. Es ist wohl wieder ein couteli. Wir registrieren noch Durchzug von Schwalben, darunter einzelne Mehl- und Rötelschwalben und fahren dann durchs Gebirge nach Süden (entlang der Küste scheint es keine befahrbare Straße zu geben).

Vorbei an dem abschreckenden Sharm El Sheikh erreichen wir auf dem Weg zum Reservat Nabq wieder die Küste. Neben 10 Dünnschnabel- und 12 Heringsmöwen notieren wir 1 Hemprich-, 3 imm. und 1 ad. Fischmöwen. Ansonsten ist das Gebiet eher unergiebig, einschließlich der Mangroven, wo sich 3 Seeregenpfeifer, 2 Alpenstrandläufer und 2 Regenbrachvögel aufhalten.

An diesem Tag schaffen wir es noch bis nach El Tur, einer alten Hafenstadt, in der es von Glanzkrähen (100+) wimmelt.

Ü: El Tur, Moses Bay Hotel: 40$, DZ mit HP. Das Hotel liegt auf einer Halbinsel zwischen Hafen und Küste. Prima Beobachtungsmöglichkeiten!

El Tur – Suez – Ain Suknah

Montag, 2.4.

Gleich morgens nutzen wir die günstige Lage des Hotels. Von hier aus sehen wir im Hafen 9 Baltische Heringsmöwen und 4 Fischmöwen. Nach dem Frühstück wollen wir wissen, was sich auf der Landzunge an der Hafeneinfahrt tut. Der Sturm ist so heftig, dass wir die Spektive im Schutz eines Schuppens aufbauen müssen. Der gemischte Trupp von Möwen und Seeschwalben, dem unser Interesse gilt, sucht seinerseits Schutz hinter dem Strandwall, so dass wir uns gegenseitig nicht sehen können. Doch dann und wann fliegen die Vögel auf und setzen sich auch mal kurz auf den Wall, und wir können sie endlich bestimmen. Bei den Möwen handelt es sich um 12 Hemprichmöwen. Und der Trupp von 35 Seeschwalben? Jan, Kim und Werner freuen sich über eine neue Art, als wir endlich durch den Größenvergleich mit den Möwen und akribisches Studieren der Schnäbel die Gewissheit haben: Es sind Eilseeschwalben! Als wir auch noch 2 Weißwangen-Seeschwalben gegen den Wind kämpfend nach Norden ziehen sehen, können wir zufrieden einpacken und es ihnen nachtun.

Der obligatorische Halt in dem Wadi nördlich von Abu Zineima: Die 4 Tristramstare sind wieder da, neu sind Weißbart-Grasmücke, Balkan- und Schwarzrücken-Steinschmätzer.

Der nächste erwähnenswerte Beobachtungsstopp an einem Feuchtgebiet mitten in der Wüste, ca. 15 km südlich des Sueztunnels, beschert uns 1 singende Wüstenläuferlerche, 2 Rotkopfwürger, Smaragdspint und 2 rufende Zwergtaucher.

Am Südrand von Suez finden wir auf der Suche nach einem Zugang zur Bucht von Suez ein Kraftwerk, an dem Kühlwasser ins Meer sprudelt. Darüber ca. 150 Möwen und Seeschwalben! Wir bestimmen 3 Zwergmöwen, 20 Lach-, viele Dünnschnabelmöwen, 30 Zwergseeschwalben, 1 Brand- 1 Lach- und 5 Rüppellseeschwalben. Auf trocken gefallenen Schlammflächen sitzen 12 Säbelschnäbler und ca. 20 Kiebitzregenpfeifer.

Ü: Ain Suknah, Portrait Hotel

Ain Suknah – St.-Paulus-Kloster(Greifvogelzug)– Gemsa - Hurghada

Dienstag, 3.4.

Vor dem Frühstück haben wir genügend Zeit, das Hotelgelände gründlich zu durchforsten. Einige Graubülbüls und Glanzkrähen, Wachtel, 2 Wendehälse und, neu für die Artenliste, Nachtigall und Blaumerle - ein durchaus brutverdächtiges Pärchen. Die Abfahrt verzögert sich, weil Greifvogelzug schon am frühen Morgen Greifvogelzug einsetzt. Neben Falkenbussarden erkennen wir 1 Schell-, 2 Schlangen- und 1 Zwergadler.

Richtig ernst mit dem Greifvogelzug wird es aber erst am späten Vormittag weiter im Süden: Wir beziehen einen Beobachtungspunkt ca. 2 km östlich des St. Pauls Klosters. Eine wunderschöne Stunde Greifvogelzug am Rand des Gebirges. Unsere Liste: Schwarzmilan, 15; Schmutzgeier, 3 ad. 1 imm..; Schlangenadler, 1; Sperber, 1W, 2M; Falkenbussard ~ 800; Schreiadler, 2; Schelladler, 1; Steppenadler, 80; Kaiseradler, 1; Zwergadler, 1. 65 km nordwestlich von Hurghada ein letzter Beobachtungsstopp mit dem Mietwagen in der Bucht von Gemsa. Unglaubliche 2300 Weißstörche kämpfen sich mühsam in Richtung Norden vor, wo sie an den Bergen vielleicht endlich Thermik nutzen können. Ansonsten gibt es hier nur ein paar Limikolen, einen Küstenreiher und eine Raubseeschwalbe.

In Hurghada wollen wir wieder das Hotel Waves Resort am Abu Ashara Market im Stadtteil Sakkala beziehen; aber es ist ausgebucht, und wir ziehen nebenan ins „Aquafun“, da sind gerade noch zwei DZ mit Balkons und Aussicht auf die Möwen im kleinen Hafen frei. Sonst ist alles fest in russischer Hand, und auch die nächtliche Disco (ganz zu unserer Freude!) steigt mit russischer Popmusik.

Vorher steht noch die Rückgabe des Mietautos an. Im Büro stellt man mit ernster Mine fest, dass wir 5.800 km gefahren sind, 4200 zuviel bei 100 Freikilometern pro Tag. Zum Glück können wir dem Bürovorstand klar machen, dass wir ohne Km-Begrenzung gebucht haben. Beim nächsten Knackpunkt, der von der Polizei kassierten „Licence“, zeigen wir uns zum Erstaunen des Büroleiters sofort einsichtig; klar, dass wir die 1000 LE bezahlen! Und das Ganze endet ausgesprochen harmonisch beim üblichen Tee.

Ü: Hurghada/Sakkala, Hotel Aquafun: 40$, DZ mit Frühstück

Hurghada – Bootsfahrt Giftun Islands

Mittwoch, 4.4.

Von einer ganztägigen Schnorcheltour zu den Giftun Islands versprechen wir uns eine allerletzte Chance auf den Weißbauchtölpel. Aber bis auf den bekannt wasserscheuen Sterz wollen auch alle anderen einmal bei den Korallenriffen schnorcheln. Ausrüstung, Essen und Getränk sind im Preis inbegriffen. Unterwegs werden die Fische fürs Mittagessen ausgenommen, und wir können Weißaugen- und Hemprichmöwen, die sich einen leckeren Happen erhoffen, bestens aus nächster Nähe sehen.

Während des ersten Schnorchelgangs an der Insel Little Giftun bleibt Sterz, fast allein, auf dem Schiff zurück und vertreibt sich die Zeit mit Sea-watching. Raubseeschwalben, Möwen, mal ein Fischadler…, aber dann, an der benachbarten Felseninsel Abu Minghar – hier liegt nur ein einziges Boot vor Anker – das unverkennbare Flugbild eines Tölpels! Der segelt herum, stößt auch mal ins Wasser und setzt sich dann auf eine Klippe, wo er geduldig wartet, bis die Schnorchler, noch triefend und begeistert von den Unterwasser-Erlebnissen das Spektiv erreichen.

Der geneigte Leser mag sich die Szene selbst ausmalen: Drei jubelnde Halbnackte, sich ablösend am Spektiv, und, in halbwegs korrektem Orni-Outfit, der ob seiner Entdeckung stolze Sterz, umgeben von geschäftig sich abtrocknenden neugierig herüberschielenden Russen. Vier alle haben eine neue Art, den ersehnten Weißbauchtölpel!
Während des zweiten Schnorchelgangs erspäht Sterz eine Schmarotzerraubmöwe, und beim Landgang auf „Giftun Island“ zieht eine Weißbürzelweihe vorbei.

Während der Rückfahrt kreuzt noch eine Fischmöwe unsere Route.

Dann ist Schluss mit Birding in Egypt, das uns beachtliche 194 Vogelarten eingebracht hat, und wir müssen noch ein paar Mitbringsel für die Lieben daheim besorgen.

Ü: Hotel Aquafun

Donnerstag, 5.4.

Rückflug : Sterz muss schon um 9:30 am Fughafen sein, Abflug 11:40 nach Wien. Die anderen 3 fliegen 2 h später über Nürnberg nach Hamburg.

Rückfragen? steffen@naturbild.de

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