Der Bushwalk mit Moses beginnt mit einem kleinen Termitensnack aus Moses Hemdtasche. Die Termiten werden jetzt nach dem Regen von den San gesammelt und ein wenig geröstet. Köstlich!
Moses erläutert uns zunächst die unterschiedlichen Stämme der San und ihre verschiedenen Klicklaute. Die Sprachen der Stämme sind oft völlig verschieden und gleichklingende Wörter haben oft komplett andere Bedeutungen. Aber die Worte für Feuer, Wasser, Bogen und Pfeil sind überall gleich.
Wir werden von Moses auch ein wenig in die Kunst des Spurenlesens eingewiesen.
Weiter zeigt uns Moses direkt am Trail Gift- und Heilpflanzen der San und gibt uns einen kleinen Einblick in das umfassende überlieferte Wissen dieser Volksgruppen, dass auch für die Pharmaforschung von höchstem Interesse ist.
Er macht uns aufmerksam auf die "Daughter of Rain", die von kommendem Regen kündigt und deshalb ein heiliges Tier ist, das keinesfalls zertreten werden darf:
"Daughter of Rain", Riesen-Samtmilbe (Giant Red Velvet Mite, Trombidium grandissimum)
Offensichtlich sehen das die indischen Heilkundigen mit dem Schutzstatus anders. Hier ist die Riesen-Samtmilbe eine wichtige Basis für Heilmittel (z.B. gegen Lähmungen).
Ich habe dazu ein interessantes YouTube-Video gefunden:
Und aus einem Fachartikel: ip.aaas.org/tekindex.../Body/M1?OpenElement
"RED VELVET MITE, Trombidium grandissimum Koch. locally known as Rani Keeda, is one of the beautiful mites. This predatory mite appears on ground surface in rainy season in Chhattisgarh and is found in almost all soils specially in alluvial soils. The tribes of Chhattisgarh use this mite for the treatment of different diseases. A survey was conducted by India Gandhi Agricultural University, Raipur (India) to list out the existing uses of this mite with specially prepared questionaire. The survey revealed that the inhabitants of Chhattisgarh use this mite (in combination with other herbal drugs) for the treatment of more than 10 important diseases including malaria, urinogenital disorders, paralysis, etc. Its use as sexual stimulant is most popular in the region. The traditional healers of the region purchase the femal mite from villagers for Rs.25/100 mites for preparing drugs. The survey suggested that there is a need for documentation of other uses of this mite."
Auch er kreuzt unseren Weg: Doppelfüßer/Schnurfüßer (Julidae)
Mein pharmakologischer Forscherdrang ist nun durch Moses geweckt - und so stöbere ich bei wikipedia:
"Julidae bilden in ihren Wehrdrüsen Benzochinone... Viele Arten können diese Sekrete über mehrere Zentimeter verspritzen."
Aha, und weiter unter Benzochinon:
"Benzochinon ist blutschädigend und steht im Verdacht Leukämie zu erzeugen. (...) Auf Madagaskar und in Südamerika konnte in diesem Zusammenhang eine ungewöhnliche Beobachtung gemacht werden: Madagassische Lemuren und südamerikanische Kapuzineraffen fangen und reizen die Tausendfüßler, sodass diese ihr benzochinonhaltiges Sekret absondern. Dieses verteilen die Affen wiederum auf ihrem Fell, wo es seine insektenabwehrende Wirkung entfaltet und insbesondere vor krankheitsübertragenden Mücken und Moskitos schützt. Die Primaten nehmen dabei die psychoaktive Wirkung des Sekrets offensichtlich wohlwollend in Kauf. Ein Selektionsvorteil entsteht dabei eher nicht, da das Risiko, während des zwanzigminütigen Drogenrausches gefressen zu werden, deutlich erhöht ist.Es ist also davon auszugehen, dass das Hervorrufen eines Rausches im Vordergrund steht."
Disclaimer: Drogen jeder Art sind gefährlich für Ihre psychische und physische Gesundheit! Psychoaktive Substanzen gehören in die Hände von fachkundigen Schamanen oder Psychiatrischen Fachärzten. Selbstversuche können tödlich enden, besonders in Gegenden, in denen es gefährliche Raubtiere gibt!
Auch die Termiten haben eine besondere, heilige Bedeutung: Ein Schamane wird von den San unter einem Termitenhügel begraben und lebt damit unter ihnen weiter.
Die Demonstration des Feuermachens durch Moses fällt ein wenig "ins Wasser" aufgrund der nach dem heftigen Regen ziemlich feuchten Zündmaterials. Aber das Rauchwölkchen, das Moses trotzdem unter seinem Stock innerhalb von 1-2 min. erzeugt, überzeugt uns völlig von seinen Fähigkeiten. Natürlich wehrt er bescheiden ab und meint, im Vergleich zu seinen Stammesgeschwistern sei er geradezu eine Niete.
Moses ist ein wirklich versierter Führer, spricht hervorragend englisch und ist vielseitig weltpolitisch interessiert und informiert. Wir verstehen uns auf eine warmherzige zwischenmenschliche Weise.
So vergeht die Zeit mit ihm wie im Fluge und wir haben sie wirklich genossen. Es war ein hochspannender Vormittag!
Wer vielleicht schon oft genug im Etosha war, um auf dem Weg dorthin nicht in Hektik zu verfallen, und genau wie wir Interesse an den "kleinen Dingen" hat, sollte wirklich versuchen, hier Station zu machen. Noch einmal der E-Mail-Kontakt, über den ich im Nov. 2015 mit Moses korrespondiert habe: info@treesleeper.org
Weiter geht es dann über Tsuneb und Lake Otjikoto vor die Tore Etoshas: Heute Abend werden wir in Onguma sein!
Aber ich mache hier erst einmal einen Absatz, denn Moses hat einen eigenen Artikel einfach verdient!
Über Tsumeb und Lake Otjikoto nach Onguma
Wir machen zunächst in Tsumeb ein paar Besorgungen inkl. Tanken. Am Ortsausgang starren wir in einer Mischung aus Faszination und Entsetzen auf diesen Schlot:
Er gehört vielleicht in irgendeinerweise zum Komplex der "Tsumeb Mine", die einige Besitzerwechsel verzeichnete. Offenkundig wird hauptsächlich Kupfer gefördert und schließlich von diesen Jungs verhüttet. Wenn ich das richtig verstanden habe, braucht man dazu einen Haufen Schwefelsäure... Oder ist das einfach nur das örtliche Heizkraftwerk? Ich bin keine Chemikerin: was kann so einen schwarzen Rauch erzeugen?
Wir jedenfalls wendeten uns erfreulicheren Dingen zu: ein kurzer Abstecher in den kleinen Park rund um den Lake Otjikoto:
"Der Otjikotosee ist ein Karstsee im Norden Namibias, nahe der Bergbaustadt Tsumeb. Er ist einer von nur zwei ständig mit Wasser gefüllten Seen Namibias und Zwillingssee des 15 Kilometer entfernten Guinassee. Die Vermutung, dass er mit diesem über ein bis heute noch unerforschtes unterirdisches Höhlen-Wassersystem verbunden ist, ist jedoch bislang nicht erwiesen.
Der Otjikotosee wurde im Jahr 1851 von Charles John Andersson und Francis Galton entdeckt und hat eine Größe von circa 100 × 150 Meter. Otjikoto bedeutet in der Hererosprache tiefes Loch; tatsächlich ist der See eine rund 76 Meter tiefe mit Wasser gefüllte Doline, wobei er an ein zu großen Teilen noch unerforschtes unterirdisches Kanalsystem Anschluss haben soll, welches bis zu verschiedenen Wasserstellen im Etosha-Nationalpark reichen soll." (wikipedia)
Tja, und offenkundig waren auch die Deutschen einst hier: "Während des Ersten Weltkrieges versenkte die deutsche Schutztruppe Waffen und Munition in diesem See, um sie dem Gegner nicht zu überlassen." (wikipedia)
Nun, egal... Wir bestimmen erstmal den Kormoran auf dem See: Weißbrustkormoran, (White-breasted Cormorant), juv.
...und strolchen einmal ums Gelände, um einige Piepmätze vor die Linse zu bekommen: Maskenbülbül (African Red-eyed Bulbul) - eine "Allerweltsart", hier aber sehr fotogen ;)
Aber natürlich wollten wir dann auch endlich vor die Tore Etoshas, zur Leadwood Campsite von Onguma...
www.onguma.com/leadwood-campsite.html
Zwischen dem Tor von Onguma und der Leadwood Campsite wurden wir "etwas" aufgehalten...
Dieser Herr ist zwar etwas gerupft, gibt aber trotzdem ziemlich an, Riesentrappe (Kori Bustard)
Der Leadwood-Campground von Onguma begeistert uns!
Preislich liegt er auf gleicher Höhe der NWR-Camps innerhalb von Etosha, aber was für ein wunderbares Luxus-Camp!
(so richtig schätzen gelernt haben wir diesen Komfort dann, als wir später in Okaukuejo einkehrten - aber ich will nicht vorgreifen...)
So richtig königlich fühlen wir uns dann, als wir in die Lodge zum Sundowner und Dinner einkehrten (4 min. Fußweg von der Leadwood-Campsite):
Wir genießen ein exquisites Sylvester-Menü mit absolut zuvorkommender Bedienung, lassen dann aber den Nachtisch weg, da wir zum "Night-Drive" auf dem Gelände der Onguma-Farm verabredet sind.
Ich gebe zu, durch die Nacht zu heizen, mit Suchscheinwerfern nach Tieren zu leuchten - das ist nicht so ganz politisch korrekt... und der Night-Drive beschert uns auch keine "großen Räuber" und auch nicht das ersehnte Erdferkel. Dafür aber Springhase, "Bushbaby", Schakale, eine Schleiereule und einen Bronzeflügel-Rennvogel (Bronze-winged Courser, nachtaktiv). Und spannend war es schon!
Erschöpft vom langen, ereignisreichen Tag kommen wir um halb 12 ins Bett - und verzichten aufs Anstoßen um Mitternacht.
Ende Tag 16.