Namibia - 4 Wochen durch den Nordteil

Euch erwartet eine 4-wöchige Reise durch den Nordteil Namibias von Mitte Dezember bis Mitte Januar.

Windhoek - Waterberg - Caprivi (Okavango, Zambezi, Kwando/Horseshoe) - Etosha von Ost nach West - Palmwag - Brandberg - Walvis Bay...

5000 km Wegstrecke, 356 Vogelarten und natürlich viele weitere Naturbeobachtungen.
Hier ein "Best of" unserer 8000 Fotos...

Ein großer Reisetraum wird erfüllt.

Reisestationen, Gepäckliste und Anreise

Unsere Reisestationen

Gesamtreisedauer 29 Tage.

15.12. Flughafen, Ondekaremba, Übernahme Toyota Hilux

16.12. Windhoek, Ondekaremba, Einkauf; Daan Viljoen Park/Avis Dam

17.12. Waterberg, Hamakari, über B1

18.12. Waterberg, Hamakari, Chillen auf dem Farmgelände...

19.12. Waterberg, NWR Waterberg, Trails

20.12. Grootfontein, Roy's, morgens: Plateau Game Drive Waterberg, 06:00‐10:30

21.12. Divundu, Ngepi, B8

22.12. Divundu, Ngepi, Birdwalk mit Christopher

23.12. Divundu, Ngepi, Mokoro‐Trip Popa Falls

24.12. Katima Mulilo, Kalizo Lodge, über B8

25.12. Katima Mulilo, Kalizo Lodge, Birdwalk, Boat‐Trip

26.12. Katima Mulilo, Kalizo Lodge, Boat‐Trip 2

27.12. Kongola Mashi‐River, über C49

28.12. Kongola, Mashi‐River, morgens Bootstour, nachmittags Horseshoe

29.12. Rundu, Shamvura, morgens Horseshoe, B8

30.12. morgens: Bootstour Shamvura, dann über C45, M75 nach Tsintsabis, Treesleeper Camp

31.12. Etosha, Onguma, morgens: San‐Bushwalk, über Tsuneb, Lake Otjikoto nach Onguma

01.01. Fisher Pan, Etosha Ostteil

02.01. Etosha-Ost, Okaukuejo

03.01. Kamanjab, Oppi‐Koppi, Etosha‐Westteil

04.01. Palmwag, Palmwag‐Lodge, Grootberg‐Pass

05.01. Palmwag, Palmwag‐Lodge, Game‐Drive

06.01. Uis, White Lady B&B, Twyfelfontain, Brandberg

07.01. Walvis Bay, Buschtrommel, Brandberg, über D2342/D 2303 nach Cape Cross

08.01. Walvis Bay, Buschtrommel, Walvis Bay

09.01. Walvis Bay, Buschtrommel, Bootstour/Wüstentour (Laramon)

10.01. Walvis Bay, Buschtrommel, Walvis Bay

11.01. Gamsberg, Rooisand, über C14

12.01. Windhoek, Onguma, über C26

13.01. Windhoek, Onguma, Chillen, Packen, Abflug

In unserem Gepäck war:

Als Afrika- und Namibia-Einsteiger haben wir uns natürlich vorher sehr viele Gedanken gemacht. Daher ist es vielleicht für andere "Greenhorns" hilfreich, hier jetzt erstmal ein paar Tipps für die Ausrüstung zu bekommen

  1. I-Pad mit
  2. a) App "Tracks for Africa" - hat als Navi völlig gereicht, das mitgeführte GPS war überflüssig für unseren Bedarf;
  3. b) App "Sasol: Birds of Southern Africa": Hier gibt es neben den Beschreibungen aus dem Buch auch noch sehr viele Stimmen zum Abhören und Vergleichen der fraglichen Art. Außerdem kann man perfekt die Birdlist pflegen und später als Liste exportieren!
  4. Fotoausrüstung:
  5. a) Nikon D300 + D300S,
  6. b) Objektive: 24-70mm/2,8, 8-20mm, 70-210mm und das nagelneue und sofort geliebte 150-600S (Sigma)
  7. c) Blitz SB800
  8. d) Speicherkarten: 4x34GB, 7 Akkus mit staubfestem Etui, Ladegeräte, Reinigungsset
  9. e) Einbeinstativ + schweres Berlebach-Stativ (3-Bein, auch für Spektiv)
  10. f) "Bohnensack" (ohne Bohnen, zum Auflegen vom Teleobjektiv auf dem heruntergedrehten Seitenfenster und zum Beschweren des Stativs)

3.Optik/sonstige Technik

  1. a) 2 Ferngläser, Spektiv 20-60fach
  2. b) 2 Stirnlampen, 2 Taschenlampen, 1 Leselampe, 16 Lithium AAA-Batterien
  3. c) Handys (SD-Cards in Namibia kaufen!), Ladekabel
  4. Reiseführen/Bestimmungsbücher
  5. a) Iwanowski-Reiseführer (eher überflüssig nach guter Vorbereitung)
  6. b) Karte Tracks4Africa, 1:1Mio
  7. c) Sasol Birds of Southern Africa, 4. Auflage - unverzichtbar und nach der Tour ziemlich zerfleddert
  8. d) Struik: The Wildlife of Southern Africa (Tiere und Pflanzen, natürlich nicht vollständig. Hier würde ich ggf. beim nächsten Mal noch nach einer Optimierung forschen, weil der Führer erstens zu wenig hergibt und zweitens auch nicht sooo toll in den Abbildungen ist)
  9. e) Demasius/Marais: Namibias bunte Vogelwelt: sehr liebevoll gestalteter Führer zu ausgewählten Gebieten, SEHR gut auch für die Vorbereitung eines "Birdtrips"

 

Alle anderen Dinge sind entweder selbstredend (Pässe, Tickets, Kreditkarten...) oder individuell (Klamotten, Reiseapotheke...).

 

Anreise:

Bahnanreise HH-FFM (würde ich beim nächsten Mal anders machen...), lieber Zubringerflug, um Stress und lange Wege zu vermeiden.

Hinfflug: Frankfurt ab: 20:10 Uhr, Windhoek an: 07:30 Uhr

Rückflug: Windhoek ab: 21:30 Uhr, Frankfurt an: 06:55 Uhr

Durch diese Flugverbindung hat man zwar letztlich einen vollen Tag mehr vor Ort, allerdings auch 2 anstrengende Nachtflüge, auf dem Hinflug mit Baby in unmittelbarer Nachbarschaft...

Flug und Auto haben wir über Iwanowski gebucht - ich weiß, dazu gibt es hier auch geteilte Meinungen, bestimmt kann man hier noch über andere Buchungswege ein paar Euronen sparen.

 

Auto:

Toyota Hilux mit Dachzelt/Campingausrüstung über Bidvest Car Rental; Pickup: Airport.

Hilfreich sind die hier im Forum verfügbaren Checklisten für die Fahrzeugübernahme.

Wir haben - trotz Aufregung und Müdigkeit - das Dachzelt (Löcher im Mückenschutz!) und die beiden Reservereifen austauschen lassen.

 

Unterkunft 1.+2. Nacht:

Um dem Nachtflug, der Aufregung und dem Linksverkehr Rechnung zu tragen, haben wir uns für die ersten 2 Tage auf Ondekaremba einquartiert. Die Entfernung von 7 km vom Int. Flughafen ist natürlich prima, und die Guestfarm war für unseren Geschmack gemütlich und nett. Das vielseitige Farmgelände hat uns einen guten Start auf der Birdlist verschafft.

Wir hatten uns im "Erongo Village" eingebucht. Dort waren wir völlig allein, allerdings waren die Moskitonetze etwas kurz.

Der Campground ist mindestens genauso schön - dort würden wir nächstes Mal nächtigen.

So, und nun gleich für die Ornis: Auf Ondekaremba brütet der endemische Rüppell-Papagei!

1. Tag: Windhoek, Einkauf; Daan Viljoen Park/Avis Dam

Nach einer kleinen Frühexkursion auf dem Ondekaremba-Gelände und einem guten Frühstück in der Lodge brechen wir auf zum Daan Viljoen Park etwas westlich von Windhoek. Es ist in diesem Jahr staubtrocken! Die sonst bestimmt anziehenden Wasserstellen des Parks sind völlig ausgetrocknet, entsprechend hält sich auch das Tier- und Vogelleben in Grenzen. Und natürlich ist es ab 10:00 Uhr schon sehr heiß - ein Temperaturunterschied von 35 Grad zum Dezember-Norddeutschland will erst einmal verkraftet sein.

Aber dennoch: ein kleiner Spaziergang durch ein Trockental erfreut uns dann doch...

Danach geht es durch den wuseligen Stadtverkehr zum Großeinkauf. Wir landen im engen Parkhaus der Merua Mall, um dann festzustellen, dass der Supermarkt der Wahl etwas neben/hinter der Mall gelegen hätte... - Egal: unsere Reisevorräte haben wir dann eben in der Mall gekauft (Checkers) und quer durchs Einkaufszentrum transportiert.

Auf dem Rückweg machen wir noch einen Zwischenstopp beim Avis Dam. Auch hier: völlige Dürre! Der Staudamm, der eigentlich die Wasserversorgung Windhoeks sichern soll, ist bis auf ein paar winzigkleine Restpfützen total ausgetrocknet. An diesen versammeln sich aber im Sekundentakt die kleinen, bunten Singvögel...

Alle Leute, mit denen wir gesprochen haben, waren sich einig, dass dieses Jahr das trockenste seit ewigen Zeiten war. Verantwortlich wurde das "El Nino"-Wetterphänomen gemacht. Und es bestand (besteht?) wirklich die Gefahr, dass die Wasserversorgung Windhoeks völlig zusammenbricht! Selbst über eine notwendige Verlegung der Hauptstadt nach Rundu wurde schon gemunkelt.

Wir profitierten allerdings schon von ein paar winzigen Regenschauern etwa eine Woche vor unserer Ankunft: viele Akazien zeigten einen Hauch von Grün, was die Fotogenität der Landschaft natürlich insgesamt gehoben hat.

Abendessen dann wieder in der Lodge. Das haben wir eigentlich meistens so gehalten: Die Preise für Verpflegung (Menü) in den Lodges, bei denen wir gecampt haben, empfanden wir als durchweg zivil und die Qualität als gut bis superklasse... Und ehrlich gesagt war uns die Zeit zum Kochen auch meist zu schade, man könnte ja stattdessen noch einen Vogel sehen oder ein Foto machen.

Ende Tag 1.

2. Tag: Ab nach Norden, Richtung Waterberg!

Jetzt geht es "wirklich" los! Aufbruch nach Norden auf der komfortablen B1. Am Himmel ziehen Richtung Norden Wolken auf. Immerhin ist es schon Mitte Dezember, eigentlich der Beginn der kleinen Regenzeit... Erstmal aber einfach nur: sehr heiß!

Hinter dem Abzweig Richtung Waterberg: die erste Oryx-Antilope. Das eindrucksvolle Waterberg-Plateau rückt näher...

Um 15:30 Uhr kommen wir auf der Hamakari Gästefarm an, die wir uns für die nächsten 2 Nächte auserkoren haben.

www.hamakari.com

Die Rinder-, Jagd- und Gästefarm ist seit 1907 im Familienbesitz, die Dieckmanns stammen ursprünglich vom norddeutschen Jadebusen.

Die sehr netten Diekmanns begrüßen uns mit der Frage, ob wir denn bei dieser Hitze ernsthaft campen wollen. In der Tat sind 42°C kein Pappenstiel und man sieht der Umgebung die ewig lange Trockenheit an. Dennoch liegt der Zeltplatz sehr malerisch mit Blick auf eine große Lichtung und einer künstlichen Wasserstelle im Vordergrund. Wir sind hier ganz allein!

Um Ostern herum muss diese Farm und der Campground ein Paradies sein, Wassergräben vom farmeigenen Stausee direkt anbei. Bestimmt steppt dann im Frühling hier der Leopard...

Doch wir sind schon sehr zufrieden damit, einfach im Schatten zu sitzen und in die Bäume zu schauen:

Paradiesschnäpper, Rotbauchwürger, Glanzstare... Graubrust-Paradiesschnäpper (African Paradise Flycatcher) - es ist schwer, ihn komplett aufs Bild zu bekommen . Rotbauchwürger (Crimson-breasted Shrike)

Wenig später holt uns "der Chef" Wilhelm Dieckmann zu seiner abendlichen Farm-Kontrollfahrt ab (for free :) ). 22.000 Hektar für ca. 1500 Rinder! Da sind einige Zäune zu kontrollieren. Im Fahrtwind auf dem Pickup lässt es sich gut aushalten, auch wenn es uns für Fotos oder Fernglas ein wenig zu rasant geht.

Auf dem Rückweg lassen wir uns noch ein Päckchen Oryx-Grillfleisch mitgeben und genießen unseren ersten Namibia-Braai - mit Blick auf Springbock, Impala, Buntbock (Blesbok), Kuhantilope (Hartebeest), Elenantilope (Eland), Gnu und Warzenschwein.

Einen Schreck bekommen wir, als sich das Auto plötzlich von selbst abschließt - aber zum Glück findet Werner dann doch den Schlüssel tief in seiner Hosentasche.

Ende Tag 2.       

3. Tag: Hamakari-Gästefarm (Nähe Waterberg)

Am Morgen tatsächlich etwas Regen - immerhin so viel, dass wir uns eine Weile ins Auto verziehen. Wir nutzen die Zeit, um die Birdlist auf Stand zu bringen. Etwas später besichtigen wir den Geier-Verschlag, der errichtet wurde um die seltenen, aber in der Region brütenden Kappengeier (Hooded Vulture) anzulocken. Heute lassen sich die Geier zwar nicht blicken, aber hier ist es schattig! Ein Warzenschwein nagt an dem bereitgestellten Rinderkadaver, ein paar Mangusten sind auch in der Nähe.

Die meiste Zeit des Tages verbringen wir in schattiger Ruheposition. Aber diese ersten Tage hatten wir ja auch ganz bewußt für die Akklimatisierung eingeplant. Gegen 17:00 Uhr wandern wir zum Damm. Auch dahinter: alles trocken. Ein kleines Boot kündet von besseren Zeiten.

Gegen Abend große Unruhe auf der Lichtung: Antilopen, Zebras, Warzenschweine und Schakale preschen aus den Bäumen... Was ist da los? Wilhelm Dieckmann erklärt uns am nächsten Morgen, dass er natürlich auch den einen oder anderen Leopard auf dem Gelände hat, darüber müsse man sich beim Wandern aber keinen Kopf machen.

Der Tag vergeht wie der letzte: Braai und Bierchen zum Abschluss. Auf unserer Hamakari-Birdlist stehen immerhin 49 Arten!

Ende Tag 3

4. Tag: Waterberg, NWR Camp

Abschied von Hamakari. Wir haben noch einen heißen Tipp bekommen: Direkt gegenüber der Farm an der C22 ist ein "Trappenacker"! Und siehe da: 2 Trappenarten (Riesentrappe, Weißflügeltrappe) kommen direkt auf die Birdlist! Hier gibt es jetzt nur ein Foto von der Beobachtungssituation, weil die Trappen selbst zu weit weg waren. Aber versprochen: später gibt's auch Trappenfotos ;)

Wir fahren zum NWR-Camp und buchen uns morgen früh für den Game-Drive auf dem Waterberg-Plateu ein. Da wir schon am Vormittag ankommen, können wir uns den größten Schattenbaum des Camps als Standplatz sichern. Sofort werden wir von herumtollenden Zebramangusten und einigen Pavianen "begrüßt".

Wir nutzen den Vormittag für eine Wanderung unterhalb der Steilwand des Waterberg (Einstieg beim Restaurant). Malerischer Blick in die Weiten der Kalahari-Ebene! Im Wald treffen wir auf die niedlichen Dik-Diks und auf eine Klippschliefer-Familie. Und über uns: ein Kaffernadler!

Um 12:00 Uhr landen wir ausgedörrt im Restaurant und müssen erst einmal 2 1/2 Stunden Pause machen.

In den Büschen rundum und bei den Wassersprengern und ihren Pfützen gibt es immerhin auch noch etwas zu sehen.

In der Waterbergregion konnten wir alle 5 Tokos (Nashornvögel) verzeichnen, die wir auf der gesamten Tour gesehen haben!

Wir schleppen und bei der Affenhitze hinunter zum Campground - und bleiben im Siesta-Modus.

Gegen 18:30 Uhr unternehmen wir eine zweite Wanderung unterhalb der Steilklippe: Schöne alte Feigenbäume und die Felswände im Abendlicht...

Auf dem Rückweg lärmt vor uns eine Horde Paviane im Dickicht. Ein wenig beunruhigt versuchen wir ihnen auszuweichen, was uns nicht ganz gelingt. Aber Werners Einbein scheint auch für das Alpha-Männchen Abschreckung genug.

Spät abends sehen wir ein "Buschbaby" (korrekt: Moholi-Galago) seine unglaublichen Sprünge zwischen den Bäumen vollführen...

Ende Tag 4.

5. Tag: Game-Drive auf dem Waterberg-Plateau, Weiterfahrt zum Roy's Camp

Morgens um 6:00 Uhr - es ist noch etwas dämmerig - geht es auf das Plateau mit unserem netten Guide Linus. Da wir die einzigen sind, die sich für diesen frühen Morgen angemeldet haben, haben wir einen "Private Game-Drive" zum Normalpreis. Es hätten locker 12 Personen in den Jeep gepasst, so sitzen wir jeder auf einer eigenen Bank und können bei Bedarf beliebig nach links und rechts rutschen...

Vielleicht halten wir uns am Anfang etwas zu lange mit den Vögeln am Straßenrand auf, aber Linus kennt sich aus und weist uns auf einige "Specials" hin, wie die Spitzschwanz-Paradieswitwe (Long-tailed Paradise Whydah). Gibt hier kein Foto, da sie gerade in der Mauser war.

Beim Waterberg Wilderness Private Nature Reserve - www.waterberg-wilderness.com - geht es rauf auf das Plateau und dann kreuz und quer auf den sandigen Pisten durch die ziemlich dicht bewachsene Dornbuschsavanne. Alternativ gibt es auch geführte Wanderungen, z.T. auch mehrtägig.

Linus muss auf den Pisten ordentlich Gummi geben, wegen des Untergrunds und wegen der Weitläufigkeit des Reviers. Wenn die Tiere im Gebüsch sind, kann man von der Piste aus nur schwer einen Blick erhaschen. Aber wir haben Glück mit einigen spektakulären Szenen.

Beim Eintreten in den ersten "Hide" muss Linus erstmal ausführlich Schlangenspuren lesen. Im Klo finden sich 2 im Liebesspiel verschlungene Exemplare. Zunächst steht "Puffotter" im Raum, aber Linus entscheidet, dass es doch die harmlosen Pythons sind.

Im Verschlag mit Ausblick auf das erste Wasserloch gibt es Kaffee und ein liebevoll zusammengestelltes Lunchpaket. Es riecht nach Büffel... Sind wir schon zu spät? Am Wasserloch zeigen sich nur ein paar Tauben und Paviane... Aber nach dem schweigsam eingenommenen Essen hören wir dumpfes Grollen im Hintergrund. Linus vermutet eine Büffelkuh, die am kalben ist. Vermutlich versteckt. Wir brechen auf, durch den langen Gang aus dicken Bohlen... Wieder Grollen, jetzt sehr dicht!

Und - es ist nicht zu fassen: In der Palisade fehlt ein einzelner Stamm. Und direkt dort, 5 Meter entfernt, steht ein kapitaler Kaffernbüffel und blickt uns direkt in die Augen!!

Dann geht es wieder "Rock'nRoll" durch den Tiefsand, auf der Suche nach den Nashörnern. Ok, Nashornscheiße inkl. der riesigen Mistkäfer, die sich über ihre Leibspeise hermachen. Das ist doch schon einmal etwas... Etwas später kann Werner einen kurzen Blick auf 2 der hier oder heute scheuen Tiere erhaschen, ich sehe nur noch etwas, das vielleicht ein Nashornhintern ist.

Bald schon wird es einfach zu heiß, als das sich noch Tiere zeigen. Am zweiten "Hide" wieder nur Paviane. Aber am Ausgang, kurz vor der Abfahrt ins Tal, treffen wir noch ein paar Klippspringer.

Um 10:30 Uhr sind wir zurück im Camp und bedanken uns bei dem enthusiastischen Linus mit einem "vernünftigen" Trinkgeld. Nun heißt es: Sachen packen und weiter gen Norden. Wir nehmen die kürzere und einsamere Strecke über die D2512, die noch eine ganze Weile am langgestreckten Waterberg-Massiv entlangführt und schließlich kurz vor Grootfontein auf die B8 führt. Einige Viehgatter sind zu öffnen und zu schließen, aber die ländliche Strecke gefällt uns gut. Um 15:30 Uhr kommen wir in Roy's Camp an und sichern uns wieder einen netten Schattenplatz.

Roy's Camp - ein guter Zwischenstopp auf dem Weg in Richtung Caprivi

www.roysrestcamp.com

Roy's Camp ist rustikal gestaltet, mit viel Liebe zum Detail und wirklich urigen Hüttenunterkünften.  Von hier aus gibt es eine gute Möglichkeiten für einen "Abstecher" zu der San-Community von Tsumkwe und zum Nyae-Nyae Conservancy zu machen - dieser ist allerdings 272 km lang

Eine verkürzte Version führt zum Grashoek Living Historical Village (70 km auf der C44).

Wir haben darauf verzichtet, weil wir total scharf sind auf den Caprivi-Streifen

Auf Roy's Camp gibt es auch einige kleine "Hides" vor Wasserstellen, aber die erstaunlich vielfältige Vogelwelt lässt es sich auch an den tropfenden Wasserhähnen gutgehen - und Werner gelingen viele tolle Portraits. Kleine Auswahl gefällig?

Wir nutzen den Stop-over bei Roys zum Wäschewaschen, strolchen einige Stunden über das kleine Campgelände und rufen noch unsere daheimgebliebenen Kinder (16/12) an, die uns diese lange Reise von Herzen gönnen und zu Hause ihre Freiheit und Selbstständigkeit genießen...

6. Tag: Ab zum Caprivi!

Der Abschied von Roy's Camp wird durch einen ausufernden ornithologischen Austausch mit einem englischen Guy verzögert, danach geht es gut aber gut voran auf der B8 und wir sind ganz hibbelig, dass wir uns jetzt dem "schwarzafrikanischen" Teil Namibias nähern. Als Greenhorns müssen wir uns innerlich erst einmal abgrenzen gegen einige "Warnungen" vor Kriminalität in dieser Region. WIR haben absolut NIX in dieser Richtung erlebt und würden daher dieses Thema nicht besonders hoch hängen.

Mit dem erneuten Hinweis, dass dieser Bericht sich ja gerade auch an Namibia-Neulinge wie uns wendet, sei noch erwähnt, dass alle Tankstellen, Supermärkte und Geldautomaten üblicherweise von Security überwacht sind, die freundlich darauf achten, dass alles gut läuft - auch dies gibt einem einem ein Gefühl relativer Sicherheit.

Nach einem Tankstopp in Rundu ändert sich die Szenerie links und rechts von der Straße: einfache Krals mit einigen Rindern und vielen, vielen Kindern geben einem ein Gefühl, jetzt wirklich "in Afrika" zu sein...

Und dann sind wir auch schon in Ngepi... "Paradise found" lautet der Slogan auf der Website - und genau so haben wir es empfunden! www.ngepicamp.com

Ngepi bleibt rückblickend betrachtet unser "Lieblingscamp": liebevolle, etwas freakige Atmosphäre, der direkte Blick auf den Fluss und den gegenüberliegenden Bwabwata NP sowie einige links der NP-Grenze liegende Krals, das freundliche Personal... Details der einzigartigen sanitären Anlagen möchte ich hier gar nicht ausführen, weil es uns selbst so viel Spaß gemacht hat, sie auf dem Campgelände zu entdecken...

Unsere Campsite (Nr. 19) liegt etwas abseits (also längerer Weg zum Dinner), mit direktem Flussblick - passt! Wir bringen sofort unser Spektiv und die Kamera in Anschlag, weil das, was sich dort am Fluß abspielt und was im Sekundentag vorbeifliegt, ist alles neu und dermaßen aufregend.

Die ersten Hippos unseres Lebens, die Schreiseeadler - und dann auch noch gleich die ersten Scherenschnäbel ... Ich höre jetzt sofort auf mit der Auflistung der Vögel, sonst komm ich hier überhaupt nicht voran... Aber ich werde später eine eigene Ngepi-Birdlist einstellen, weil ich die ohnehin noch unserem Guide Christopher (siehe unten) schuldig bin...

 

Das Dinner am Fluß beschert uns noch einen Blick auf Büffel, Eland und Buschbock/Schirrantilope (Tragelaphus scriptus) auf der gegenüberliegenden Flussseite. In der Dunkelheit mit Taschenlampe zurück zur Campsite, lautes Grillen- und Froschkonzert begleitet uns in den Schlaf...

Ende Tag 6.

7. Tag: Ngepi Camp, Okavango; Birdwalk mit Guide Christopher

Um 06:00 Uhr starten wir zur Frühexkursion mit Guide Christopher. Zu Fuß geht es schlicht ein Stück flussaufwärts und dann auf die offenen Rinderweiden mit den großen Bäumen und einigen Senken, Sträuchern und Trockenrasen.

Christopher ist uns ausdrücklich als Birding-Experte zugeteilt worden - und hat uns sehr beeindruckt mit seiner Fachkunde und seinen guten Sinnen. Er hat sich bereits vor 10 Jahren, als es ihm in den paar Hütten seines "homestead" zu eng wurde, immer zu langen Wanderungen in die Natur aufgemacht, hat beobachtet und gelauscht, zunächst ohne jede Optik oder Bestimmungshilfe. Später traf er dann auf europäische Birder (wie so oft: die Briten, weltweit berüchtigt als "Twitcher") und bekam ein Bestimmungsbuch geschenkt. Nun lernte er lesen und Englisch über dieses Buch. Als Guide konnte er sich dann auch irgendwann ein gebrauchtes Fernglas leisten. Aber das braucht er eigentlich nicht: ihm ist jeder Gesang und jeder Ruf vertraut und er muss Augen wie ein Adler haben. Die Ortskunde kommt dann hinzu. Auf diese Weise bekamen wir perfekte Lehrstunden in Sachen Namibischer und Caprivischer Vogelwelt, die uns dann für den Rest der Tour wertvolle Dienste leistete. Natürlich zeigte er uns auch einige der "Top Ten" der Gegend.

Unsere "Ausbeute" in ca. 3 Stunden mit Christopher: ca. 70 Vogelarten! Einige davon hätten wir allein wohl nur schwerlich bestimmt: Wie hätten wir zuvor z.B. den Sumpfzistensänger (Chirping Cisticola) von dem Lyneszistensänger (Luapula Cisticola) unterscheiden können?

Ein spätes Frühstück (Eier mit Speck) - und dann muss in aller Ruhe die Birdlist gepflegt werden. Das übernehme ich, während Werner erneut auf die "Pirsch" geht, um Gesehenes noch einmal in aller Ruhe fotografisch festzuhalten.

Auf unserem Stellplatz ist jetzt auch der direkt angrenzende Nachbarplatz belegt, mit einer Großfamilie. Aber wir schlucken dreimal und machen dann das Beste daraus. Für die Kinder (und auch die Großen) ist natürlich ein Blick durchs Spektiv eine Attraktion, zumal an der gegenüberliegenden Flußseite gerade ein Krokodil döst...

Etwas später können wir noch folgende, aufregende Szenen direkt gegenüber der Lodge beobachten:

Da ist jemand echt sauer: Nach dem der Bulle ein paar Exkremente mit dem "Schwänzchen" verteilt hat und der Rivale immer noch nicht "Leine zieht", wird ernsthaft gedroht:

Hier folgt die Antwort: Am Ende gibt der Klügere dann aber doch nach, bevor es Verletzte gibt...

Trotz dieser Szenen entscheiden wir uns abends "wider jede Vernunft": wir buchen für morgen Vormittag einen 1/2 Tag Mokoro-Flussfahrt mit Christopher. Dieser Mensch machte auf uns so einen verlässlichen Eindruck, dass wir uns trauen, uns ihm im Einbaum dem Flußpferd- und Krokodil-besetzten Okavango anzuvertrauen. Und vom Fluss aus gibt es einfach immer fantastische Beobachtungsmöglichkeiten... Die Befreiung der Guides und des Ngepi Camps von jeglicher Haftung ist dann eine "Formsache" , zumal wir immerhin keine Vorkasse leisten müssen.

Die Buchung erfolgt an der Bar, wo launig 2 Hippo-Skulls an der Decke baumeln:

Ja, ja, ich weiß... es gibt jedes Jahr Zwischenfälle bei den Mokoro-Trips "Die meisten tödlichen Unfälle mit Wildtieren in Afrika passieren mit Flusspferden." Werner hätte auch am liebsten gekniffen, aber er hat ja mich dabei: mit einem entschiedenen "No risk, no fun!"

Heute Abend wird das Froschkonzert ergänzt um das idyllische Brummen des Kühlschrankgenerators unserer Campnachbarn.

8. Tag: Mokoro-Tour von den Popa-Falls zum Ngepi-Camp

Es werden bei Ngepi bewusst Mokoros aus Fiberglas genutzt, die optisch aber den klassischen Mokoros (Ein-Bäumen) nachempfunden sind. Das Ngepi-Camp ist aktiv in einem "Tree-Projekt", um verlorengegangenen Baumbestand zu ersetzen. Wenn ich es richtig verstanden habe, besteht ein Teil dieses Projektes darin, die heimischen Siedler zu überzeugen, dass es nicht sinnvoll ist, für jeden Jüngling zur Mannbarkeit einen großen Baum umzulegen, um SEIN Mokoro daraus zu machen. Stattdessen bekommt er vielleicht dann eines aus Fiberglas und übernimmt dafür die zukünftige Fürsorge für "seinen" Baum.

Unsere Partie besteht aus 6 Personen und 3 Guides - also je 2 Personen + Guide pro Mokoro.

Vor dem Einsetzen der Mokoros in ein Stillwasser neben den "Popa-Falls" bekommen wir klare Sicherheits-Anweisungen: Schwimmwesten anlegen, Füße und Hände im Boot lassen, bei den Hippos nicht herumschreien oder gar aufstehen, Anweisungen der Bootsführer beachten. Im Fall der Fälle sollen wir beim Kentern des Bootes Arme und Füße nach oben aus dem Wasser strecken und irgendwie so zum Ufer schwimmen - wir sollen dabei laut unsere Hymne anstimmen ("anthem" - das Wort kann gleichermaßen einen christlichen Choral meinen, wie auch unsere Nationalhymne) . Wenn die Jungs uns versuchen, wieder ins Boot zu ziehen, sollen wir uns nicht panisch an ihnen festklammern, weil sie uns dann nicht helfen können und ggf. mit über Bord gehen. So weit so klar?

Dann kann es ja losgehen...

Zunächst fahren wir nur ein paar Meter, direkt zu den Popa-Falls, die eigentlich eher einige Stromschnellen sind, aus denen zu dieser Jahreszeit einige Felsen herausragen. Diese Felsen sind in der Trockenzeit Brutplatz einer ganz besonderen Vogelart, die nur an wenigen innerafrikanischen Orten vorkommt: Die Halsbandbrachschwalbe (Rock Pratincole)

Auf die sind wir natürlich scharf!

Eine weitere Brachschwalbenart haben wir sowohl hier am Okavango als auch später am Zambezi ebenfalls gut beobachten können - auch diese schon "lecker" für jeden Orni, aber nicht ganz so exklusiv: Rotflügel-Brachschwalbe (Collared /Red-winged Pratincole)

Nun geht es stromabwärts, das Mokoro-Abenteuer beginnt:

Respektvoll geleiten uns die Bootsführer an den diversen Hippos vorbei: sachte am Uferrand mit möglichst viel Abstand, zügig voran, sobald man auf deren Höhe ist.

Bei diesem Anblick fängt Werner im Stillen an zu beten, zumal in der nächsten Szene nur noch Blubberblasen in Richtung Boot zu sehen waren:

Aber ich persönlich hatte tatsächlich das Gefühl relativer Sicherheit, weil Christopher seinen "Jungs" mit ruhiger, klarer Stimme Regieanweisungen gab (und wir saßen ja schließlich in seinem Boot ;) ) . Schnell ist auch Werner von den Motiven am Uferrand abgelenkt, die ihm im Minutentakt auf dem Präsentierteller serviert werden.

Ich steige wieder ein, mit ein paar Bilder von Menschen, die sich am Flußufer dem Alltag widmen - offensichtlich wenig beeindruckt von möglichen Krokos. Wissen die, wann die Hunger haben?

Es kam jetzt ein Flussabschnitt, bei dem nur wenige Hippos zu sehen waren, daher können wir uns unserer Leidenschaft widmen - die Freude wird geteilt mit unserem Boots- und Bird-Mann Christopher, der einen ehrlichen Enthusiasmus zu seinem "Job" an den Tag legt, wie man es wohl selten findet. Er sagte uns: die Vögel (und der Herrgott) hätte ihm alles gegeben, was sein Leben heute ausmacht... Wir danken dann an dieser Stelle auch gern dieser göttlichen Fügung. :)

Und was sitzt da, zwischen Kuhreihern und Waffenkiebitzen links auf der Sandbank? Ein Braunmantel-Scherenschnabel (African Skimmer)!!

Diese Art hat eine gewisse Familiengeschichte: Werner ist seinerzeit auf der Ägyptentour mit meinem Vater (unserem großen Lehrmeister) bis fast an die sudanesische Grenze gefahren, um diese Art für die "westliche Paläarktis" abzugreifen - leider damals erfolglos. So gedenken wir mit diesem Bild auch meinem 2010 verstorbenen Vater, der uns alle das Reisen gelehrt hat!

Wenig später... ein Tumult am Himmel! Ca. 400-500 Milane kreisen über und sitzen auf einer Sandbank. Beide Milanarten waren vertreten: Schwarzmilan (Black Kite) und Schmarotzermilan (Yellow-billed Kite). Ein unglaubliches Schauspiel, dass sich nur schwer fotografisch wiedergeben lässt - lasst also eure Phantasie das Bild ergänzen um die 10fache Menge der in diesem Ausschnitt abgebildeten Vögel...

Nun kommt die Lodge in Sicht - und mit ihr noch eine letzte Hippo-Herausforderung. Aber vorher machen wir Rast auf einer Sandbank und Christopher erfrischt sich im seichten Wasser. Uns rät er mit Blick auf unsere Gesundheit davon ab, da wir die örtlichen Keime nicht gewöhnt sind.

Nein, es kommt jetzt keine dramatische Hippo-Szene mehr, alles ist ruhig und glatt gelaufen. Deshalb jetzt hier noch ein friedliches Hippo zum Abschluss unseres Mokoro-Abenteuers:

Im Verlauf des Nachmittags zieht ein Gewitter auf. Und morgen geht es weiter zur nächsten Caprivi-Station am Zambezi.

Was jetzt noch fehlt, ist die Ngepi-Birdlist, die stolze 112 Arten umfasst.

Ende Tag 8.

9. Tag: Kalizo Lodge

Nach einer kurzen Frühexkursion packen wir unsere Sachen und verlassen mit einem weinenden und einem vorfreudig lachenden Auge das liebgewonnene Ngepi-Camp in Richtung Katima Mulilo. In Divundu erledigen wir in einem Supermarkt mit Lokal-Colorit ein paar Besorgungen.

Der Weg über die schnurgerade B8 verläuft ereignisarm. Wir versuchen, Tempo 80 nicht zu überschreiten, wegen eventuellem Wildwechsel. In der Nähe von Siedlungen gilt es, ein Auge auf kreuzende Rinder + Kinder zu haben. Nur etwa alle 5 Minuten kommt uns ein Auto entgegen... schnell ist man da dann doch auf einer höheren Geschwindigkeit gelandet.

Um kurz vor Drei sind wir an der Kalizo-Lodge, 35 km hinter Katima Mulilo.

Wir hatten bei unserer Routenplanung davon abgesehen, noch weiter Richtung Chobe oder gar zu den Victoria Falls zu fahren. Das wäre einfach zu viel Strecke und zu viel Hektik geworden.

Katimlia Mulilo stand als "Geheimtipp" in dem schönen "How to find Birds in Namibia"-Guide von Eckart Demasius/Christine Marais, den wir als Reisevorbereitung intensiv studiert haben.

Zitat: "Katima Mulilo (...) wird selten als Touristenziel gewählt - Reisende passieren ihn auf dem Weg zu den Victoriafällen. Für eifrige Vogelfreunde wäre das ein Fehler." Die Kalizo Lodge wurde uns in einem ornithologischen Reisebericht nahegelegt, besonders im Hinblick auf die hier ansässige Brutkolonie des Karminspints (Southern Carmine Bee-eater).

Die Lodge ist gut geführt von einem Australier und seiner Frau. Sie ist gerade in den Weihnachtsferien sehr gut frequentiert von Angelfreunden. Dazu kann ich jetzt nicht mehr sagen, als dass die Freunde des gepflegten Fischens offenkundig auf ihre Kosten kamen.

Gleich bei unserer Ankunft werden wir von unseren südafrikanischen fischbegeisterten Nachbarn auf ein gepflegtes Bier eingeladen - und natürlich sammeln wir auch die ersten Kalizo-Vogelarten.

Die ersten Kalizo-Beobachtungen am Nachmittag, direkt am Campground: Grünschwanz-Glanzstar (Greater Blue-eared Starling) Bindennektarvogel (Marico Sunbird) Graubülbül (Dark-capped/Black-eyed Bulbul) und Blutschnabelweber (Red-billed Quelea)

Beobachtungen des Graubülbüls war bei unserer Reise auf den Caprivi beschränkt, weiter westlich hatten wir nur den "normalen" Gelbbauch-Bülbül. Den Blutschnabelweber kannten wir bisher nur aus dem "Exotenhandel"... und bevor jemand fragt: natürlich haben wir zu Hause keine Voliere!

Und dann etwas weiter im Vorland des Camps: Rahmbrustprinie (Tawny-flanked Prinia), Sichelhopf (Common / Greater Scimitarbill), fem. oder juv. Weißstirn-Bienenfresser (White-fronted Bee-eater).

Ach ja, heute ist übrigends Heilig Abend! Etwas unwirklich an diesem Ort...

Wir versuchen den ganzen Abend unsere beiden daheimgebliebenen Töchter zu erreichen, die heute bei Oma und Opa sind. Tja, das klappt leider schlecht bis gar nicht: die Handyverbindung ist grottig, die E-Mail lösche ich versehentlich und später gibt es dann auch kein WLAN mehr. Zu Hause gibt es ein paar Tränen und auf beiden Seiten ziemlich Stress... :(

Ende Tag 9.

10. Tag: Kalizo Lodge, Birdwalk und Bootstour auf dem Zambezi

Der Birdwalk mit Guide Owens am Morgen führt uns zum den Sammelplatz der Karminspinte (Southern Carmine Bee-eater). Die Kalizo Lodge ist unter Birdern bekannt für ihren großen Brutplatz dieser prächtigen Vogelart. Wir sind froh, sie jetzt noch in großer Zahl antreffen, weil sie mit Einbruch der Regenzeit in das tropische Afrika wegziehen. Also profitieren wir von der untypischen Dürre um diese Zeit, die sonst im südlichen Afrika ja für erhebliche Probleme sorgt.

Wir treffen jetzt auf Altvögel, die mit einigen "Leckereien" die ausgewachsenen Jungvögel auf ein selbstständiges Leben vorbereiten und sie für den Vogelzug noch ein wenig mästen. Die kahlen Bäume, auf denen die Karminspinte sich versammeln sehen aus wie Tulpenbäume in voller Blüte - ein spektakulärer Anblick!

Am Mittag zurück an der Lodge gibt es zwar immer noch kein WLAN, aber ich kann eine Notfall-EMail an die auf Nachricht wartenden Lieben daheim absenden, in dem ich sie um Geduld bitte.

Die Luft steht in der Mittagshitze und kündet von dem, was das auf uns zukommt... Ein Duschbad zur Abkühlung wird abgelöst von der ganz großen Dusche. Hektische Aktivität auf dem Campground um uns herum: alle versuchen noch ihre sieben Sachen in Sicherheit zu bringen, während es buchstäblich wie aus Eimern schüttet. Ein Blitz schlägt in unmittelbarer Nähe ein, so dass die Lichter beim Auto unseres Campnachbarn aufblinken...

Nach der Sinntflut geht es zum liebevoll vorbereiteten Chrismas-Dinner. Die Rinderfilets, die auch in Anbetracht des australischen Familienbesuchs des Besitzers kredenzt werden, haben mindestens 4 Sterne verdient! Wir amüsieren uns mit den bereitgelegten Weihnachts-Gimmiks.

Nach dem Essen stellt sich die Frage, ob unsere geplante Bootstour in Anbetracht der rundum am Horizont grollenden Donnerwetter stattfinden kann. Owens wählt das Speedboot, damit wir gegebenenfalls vor einer sich uns in den Weg stellenden Gewitterfront flüchten können. Wir fahren flussaufwärts. Und das dramatische Licht sowie der Logenplatz auf dem Speedboot lassen Werner in Naturfotografenträumen schwelgen. Der drehbare Sitz ist eigentlich für die Angler konzipiert, erleichtertert aber auch Werner die Arbeit mit dem großen Teleobjektiv. Captain Owens macht seinen Job sehr gut und führt uns gekonnt und behutsam an jede Sehenswürdigkeit heran, die wir ihm nennen. Am Ufer präsentieren sich die Objekte der Begierde im schönsten Licht und Werner betätigt allein auf dieser Tour ca. 600x den Auslöser!

Zu Beginn der heutigen Bootstour begrüßt uns ein Nilwaran (Water Monitor) neben dem Anleger.

An diesem Abschnitt des Zambezi sehen wir kaum Nilpferde und auch keine Huftiere am Ufer. Hier ist halt kein Nationalpark und das Jagdgeschäft scheint zu blühen. Eine Hippo-Trophäe kostet ca. 4000 US$ und ein All-Inclusive-Dangerous-Animal-Hunting-Safari-Paket inklusive 1 Hippo- und ein Krokoabschuss bucht man für schlappe 20.000 US$.

Zum Sonnenuntergang sind wir erschöpft aber zufrieden zurück an der Lodge.

Unsere Nachtruhe wird dann empfindlich gestört durch etliche Mücken im Dachzelt, die wir wegen der Malaria-Gefahr vollständig eliminieren müssen. Nach einer Weile entdecken wir die Lücke im System (ein 5 cm geöffneter Reißverschluss und zwei systembedingte Löcher an der Aufklappstelle des Dachzelts. Reißverschluss zu, Löcher mit Plasiktüten abgedichtet - danach schlafen wir recht friedlich.

Ende 10.Tag

11. Tag: Kalizo Lodge, 2. Bootstour auf dem Zambezi

Heute geht es - erneut mit Owens - mit dem Speedboot flussabwärts. Da der Fluss hier weniger verzweigt ist, und es auch schon früh sehr heiß wird, gibt es etwas weniger zu sehen als gestern. Aber wir wollen mal nicht meckern...

Owens weiß, wo es langgeht:

Die Angelfraktion ist auch schon unterwegs: Sie gehen auf "Tigerfish":

Es gibt auch noch andere Fischfanatiker: Ein Otter...

Aber wir sind auf etwas anderes aus. Zunächst kauft Owens auf der Sambia-Seite des Flusses ein paar kleine Fische:

Durch diese hindurch bastelt er einen Schilfhalm, möglichst ohne die Schwimmblase zu verletzen. So präpariert stößt er einen Pfiff aus, der offensichtlich schon bekannt ist:

Auf der heutigen Bootstour sichten wir insgesamt etwa 10 Schreiseeadler!

Nach diesem tollen Erlebnis verbringen wir den Nachmittag sehr entspannt auf dem Campground, bemüht im Schatten zu bleiben und sich möglichst wenig zu bewegen. Einige trockene Kekse werden - waidmännisch nicht ganz korrekt ;) - genutzt zur Anfütterung etwas kleinerer Gesellen: Brillentaube (African Mourning Dove), Hartlaubdrossling (Hartlaub's Babbler), Buschhörnchen (Smith's bush squirrel)

Das gestrige Gewitter hat offensichtlich die Stromversorgung auf dem Zeltplatz lahmgelegt. Daher muss Werner seine arg strapazierten Akkus im Office aufladen, von wo wir auch zur Kommunikation mit daheim den privaten Hotspot der Chefin nutzen können. Endlich!

Wer nichts von Vögeln hält, kann diesen Teil überspringen und auf den nächsten Tag unserer Reise warten... ;)

Zunächst "einige" Arten, die wir am Fluss gesehen haben: Eine Riedscharbe (Reed Cormorant) im Jugenkleid, Hagedasch (Hadeda Ibis), Goliathreiher (Goliath Heron), Purpurreiher (Purple Heron), Rallenreiher auf Beutezug, Mangrovenreiher (Green-backed/Striated Heron), Sporngänse (Spur-winged Goose), Klaffschnabel (African Openbill) mit Leckerei, Witwenpfeifgans (White-faced Whistling Duck), Hammerkopf (Hamerkop), Junger Schreiseeadler (African Fish Eagle)

Kalizo-Lodge/Zambezi - "Birder's Special - B" ...weiter gehts: immer noch nur die "Flussuferarten". Ich habe sie in etwa in der Reihenfolge sortiert, wie sie im SASOL auftauchen. Falls jemand mitblättern will ;) Unter den aufgeführten Arten sind einige, die nur im Winter als Zugvögel in die Region kommen. Viele von Ihnen auch aus Europa. Bronzesultanshuhn (Allen's Gallinule), Schwarzkielralle (Black Crake), Stelzenläufer (Black-winged Stilt), Wassertriel (Water Thick-knee), Langspornkiebitz (White-crowned Lapwing/Plover), Hirtenregenpfeifer (Kittlitz's Plover), Grünschenkel (Common Greenshank), Bruchwasserläufer (Wood Sandpiper), Kampfläufer (Ruff), Braunmantel-Scherenschnabel (African Skimmer), Weißflügelseeschwalbe (White-winged Tern), Die sehr ähnliche Weißbart-Seeschwalbe - Whiskered Tern, Braunkopfliest (Brown-hooded Kingfisher) junger Braunkopfliest

Nun zu dem, was uns in den Wiesen und Auen rund um die Kalizo-Lodge noch erfreut und beschäftigt hat: Swainson-Frankolin (Swainson's Spurfowl), Rotnasen-Grüntaube (African Green Pigeon), Häherkuckuck (Great Spotted Cuckoo), ein Jungvogel, Langschnabelsylvietta (Long-billed Crombec), Weißflankenschnäpper Chinspot Batis, Witwenstelze (African Pied Wagtail) , Schwarzmantel-Schneeballwürger (Black-backed Puffback), Es sieht wirklich putzig aus, wenn das Männchen, um seine Auserwählte zu beeindrucken, plötzlich am Bürzel "aufpufft" und ein Schneeball von flaumigen Daunen swischen den Deckfedern herumplustern. Also: dieses Motiv steht noch auf der Liste der Fotos, die "gelegentlich" noch zu schießen sind...

So, das war's erstmal. Wir verabschieden uns von der Kalizo-Lodge und dem Zambezi, denn es geht auf die nächste Etappe zum Kwando und zum Horseshoe...

Ende Kalizo-Lodge/Zambezi

Ende Tag 11.

12. Tag: Weiterfahrt zum Kwando, Mashi River

Heute ist also wieder "Fahrtag". Die Reise geht von Katima Mulilo über die C49 bis zum Kwando, an dem wir uns als Standort für die Erkundung des Kwando und des Horseshoe die Mavunje-Campsite von Mashi River Safaris auserkoren haben. mashiriversafaris.com/

Die C49 ist erst seit wenigen Jahren asphaltiert und führt in einem großen Bogen südlich der Hauptverkehrsader B8 durch die Regionen Linyanti, nördlich des Nkasa Rupara NP (vormals Mamili) und durch den den Mudumu NP in Richtung Kongola, wo sie wieder auf die B8 trifft. Die Straße wurde von den Chinesen gebaut - vermutlich als "Wilderer-Highway"-

Der erste, längere Teil führt durch eine recht fruchtbare, landwirtschaftlich genutzte und relativ dicht besiedelte Gegend. Hier gibt es nicht viel zu berichten...

Auf der Höhe Sangwali machen wir einen kleinen Abstecher in Richtung Nkasa Rupara NP und schnuppern uns vor, bis ca. zur ersten Brücke. Sieht vielversprechend aus, aber unser Ziel lautet anders... Es ist Mittag und entsprechend heiß und ruhig.

Etwas später wollen wir in den Mudumu ähnlich hineinschnuppern, erwischen aber wohl ausgerechnet die heftigste Sandpiste der Region - als absolute Offroad-Greenhorns...

Zu Beginn hat Werner noch die Nerven, ein Zebra zu fotografieren ...danach schwitzt er aber vor Anspannung: Steht hinter dem nächsten Busch ein Elefant? Kann ich dann anhalten? Und vorallem: Wenn ich anhalte, komme ich dann wieder raus aus dem Tiefsand? "Natürlich" haben wir KEINE Luft abgelassen.

An einem Aussichtspunkt können wir einen Blick auf den Kwando und die aufziehenden Gewitter auf der Botswana-Seite werfen.

Schließlich landen wir bei ein paar Hütten, wo ein paar verwegene, in Unterhemd bekleidete Gestalten auf unseren Wagen zukommen: Ob wir uns verlaufen hätten, fragen sie durch die von uns heruntergekurbelte Seitenscheibe... Oh, und was denn das da für eine tolle Linse wäre auf meinem Schoß, ob sie da mal durchschauen könnten? ...

Wir konnten diese Situation nicht einschätzen - und haben dann mit einem forschen "Nein!" die Scheibe schnell hochgefahren. Der vierschrötige, bullige Typ schüttelt den Kopf und sagt: "I'm a policeman! Why are you Germans always that unfriendly?!" - und wir ziehen leicht beschämt weiter...

Später erfahren wir, dass wir tatsächlich auf die Ranger-Station "Nakatwa Station" gestoßen sind. Es waren also wirklich Polizisten. Tja, schade um eine potentiell nette Begegnung...

Am späten Nachmittag kommen wir im Mavunje-Camp an. Unser Gastgeber ist noch unterwegs, aber wir werden von einem älteren Local Guy begrüßt und in unsere Campsite eingewiesen. Wir kaufen ihm einen ziemlich grob geschnitzten Holzlöffel ab - diesen kleinen Tribut an die wirklich arme Bevölkerung können wir uns gern leisten - und er zieht ab zu seiner Familie. Das Camp ist "urig" und besteht aus insgesamt 4 Tents (2 davon, ebenfalls leer, ein ganzes Stück von uns entfernt). Wir sind ganz für uns und richten uns häuslich ein... Ein kühles Bier auf der "Veranda" ist jetzt genau das richtige!

Wenig später hören wir lautes Knacken und Knistern. Was ist das?? Wir schauen uns um und sehen große schwarze Rauchsäulen in Richtung Hauptstraße. Ein Buschfeuer!! Was nun??

Wir ziehen verschiedene Fluchtwege in Erwägung... Schon wieder eine Situation, die wir Greenhorns so gar nicht einschätzen können...  Nun, zunächst bleibt uns nur: Abwarten und Bier trinken...

Eine halbe Stunde später - die Rauchsäulen sind inzwischen schon fast verflogen - kommt Dan Stephens fröhlich ins Camp zu uns. Er sagt, das Buschfeuer wäre bestimmt 25 km entfernt gewesen, und wenn Gefahr bestanden hätte, wäre er natürlich schon längst da gewesen. Auch am nächsten Tag, bei unserem Ausflug zum Horseshoe können wir in der Tat nichts von der Feuersbrunst entdecken. Aber es war echt laut! Ich möchte nicht wissen, wie das wäre, wenn man dort wirklich in der Nähe wäre!

Wir sitzen noch eine Weile gemütlich am ziemlich ausgetrockneten Altarm und lauschen den Geräuschen der Nacht. Das Krächzen des Graureihers ist uns vertraut. Und auch der Ruf des Nachtreihers (Black-crowned Night Heron) kennen wir aus europäischen Breiten.

In den frühen Morgenstunden hören wir noch etwas völlig Unbekanntes: sehr sehr laut und ganz aus der Nähe: Schalow's Turaco! Leider bleibt uns eine Sichtung verwehrt, und auch die des ortsansässigen Zwergkönigsfischers (African Pygmy Kingfischer). Etwas mehr Zeit und Ruhe an diesem Ort hätte sicher nicht geschadet!

Ende 12. Tag.

13 Tag: Bootstour auf dem Kwando, Horseshoe-Exkursion

Unsere vorab bei Dan gebuchte Bootstour auf dem Kwando erwies sich als spannendes Abenteuer. Der Kwando führte extrem wenig Wasser - und das hat Folgen. Zunächst mal die, dass man nicht mehr direkt am Mavunje-Camp starten kann, sondern einen kleinen Fußmarsch machen musste. Nicht so schlimm, kein Problem.

Bereits beim Einsteigen in das Plattform-Boot mit Luftkammer-"Kufen" erkennen wir, was Dan heute für uns durchmacht: eine Gruppe Hippos gleich an der ersten Ecke des schmalen Flusses. Dan Stephens (ein gebürtiger Brite): "Let the stress begin!"

Dan kannte seine Pappenheimer genau: Welche Gruppe Hippos ist eher entspannt, welche ist auf Krawall aus. Aber egal wie die Stimmung ist: Irgendwie muss man an den Viechern vorbei...

Dan tuckert an den alle 50-100 m auftauchenden Grüppchen vorbei - mit soviel Abstand wie möglich - und Werner sucht noch hinter dem Bootsmann ein bisschen "Sicherheit".: Ich sitze verhältnismäßig locker in meinem Sessel und finde die ganze Sache "faszinierend".

Außer den Hippos gibt es natürlich noch weitere "Sehenswürdigkeiten". Am Ufer stehen die Lechwes, eine wunderschöne Antilopenart, die es nur in den Feuchtgebieten gibt.

An einer kleinen Insel machen wir Zwischenstopp und können uns ein wenig die Beine vertreten.

Mit Dan entwickeln sich interessante Gespräche über die Trockenheit, die Situation und die Mentalität der Locals, die allgemeine politische Lage in Namibia und in Europa.

Er schimpft, dass die Locals so wenig vorausschauen: alle warten auf Regen, aber keiner bestellt die Felder. Wenn es so weitergeht, werden im nächsten Jahr Kinder verhungern! Aber die Einstellung zu Kindern ist wohl ohnehin eine deutlich andere, als bei uns: wenn eines krank wird und stirbt, war es halt zu schwach und es wird ein neues gemacht... Dan erzählt von einem Mann mit einer chinesischen Frau: als das Kind stirbt, meint er: "...ist halt schlechte chinesische Qualität, daso etwas geht einfach schnell kaputt." .

Ich denke, diese Sätze geben vielleicht eher die Einstellung der Männer wieder, die ohnehin nicht wirklich gebunden an ihre Frau(en!) und Kinder sind. Die Frauen müssen es so hinnehmen. :(

Auf der anderen Seite, so Dan, gäbe es ein riesiges Theater, wenn die Ziege krank wird. Dann muss sofort der Doktor kommen! Irgendwie auch "logisch", denn die Ziege ernährt die Familie, das Baby braucht selbst Nahrung.

Ich denke, diese Dinge aus unserer europäischen Perspektive moralisch zu bewerten, ist problematisch. Wir haben wirklich keine Vorstellung, was wirkliche existenzielle Probleme sind, jammern und sorgen uns aber auf extrem hohen Niveau. Die Eindrücke von der Lebensweise im "schwarzafrikanischen" Caprivi-Strip haben mich berührt und auch in mein Bewusstsein gerückt, in welchem Wohlstand und welcher Sicherheit wir hier leben - vorallem wir, die wir uns solche "Abenteuerreisen" ans andere Ende der Erdkugel leisten können...

Gegen Mittag sind wir ohne Zusammenstoß mit einem schlechtgelaunten Dickhäuter wieder zurück. Dan hat zwar zwischendurch ordentlich geflucht: "This is a damn nightmare - but this is my job!"

Einige Tage später erlebt eine Gruppe, die wir an der Küste treffen, wie ein Hippo schlicht eine der Luftkammern seines Bootes kaputt beißt. Lässt sich aber reparieren und das Boot hat ja mehrere...

Dan sagt auch: ER würde NIE mit einem Mokoro auf einem von Hippos okkupierten Gewässer fahren! Und er weiß auch, dass es in Ngepi dabei schon Zwischenfälle gab.

Das Werner trotz der nervenaufreibenden Hippodichte noch all seine Professionalität zusammengenommen hat und so schöne Vogelaufnahmen von dieser Tour liefern kann, ist ihm hoch anzurechnen!

Ich hab mich gerade gefragt, ob die eigentlich gut schmecken - und was finde ich da beim googeln?

  1. Mose 11.13-18 (Elberfelder):

"Und diese sollt ihr verabscheuen von den Vögeln; sie sollen nicht gegessen werden, ein Greuel sind sie: (...) die Rohrdommel, 18 und das Purpurhuhn und den Pelikan und den Aasgeier..." ...ok, dann eben nicht! :

Teil B - Nachmittag: Horseshoe-Exkursion

Nach unserer Bootstour ging es jetzt am Nachmittag zum legendären Horseshoe: Nach Aussage meines namibiaerfahrenen Friseurs und auch von Dan Stephens (mashi-river-safaris) ein "Must-have", sowohl wegen der guten Chance auf Elefanten, als auch wegen des excellenten Birdings.

Mutig geworden von unserer Allraderfahrung vom Vortag und mit der Versicherung von Dan, das die Horseshoe-Pisten gegen die "Sandy Road" vom Mudumu entspannt zu fahren sind, freuten wir uns auf unser neues Pistentraining. Tatsächlich hatten wir von Deutschland aus noch so viel Respekt, dass wir gar nicht sicher waren, ob wir den Horseshoe machen würden.

Die meisten Caprivi-Erfahrenen werden ihn kennen oder zumindest von ihm gehört haben.

Der Horseshoe ist also ein dauerhaftes Restgewässer/Altarm des Kwando-Flusssystems. Er liegt in einem kleinen Reserve und ist besonders zum Ende der Trockenzeit ein wichtiger Magnet für das Wild. Einfahrt (Registration) eben westlich von Kongola an der B8. Innerhalb des geschützten Gebiets liegt ein kleiner Campground und eine ziemlich noble Lodge.

Bei einem weiteren Besuch würden wir bestimmt versuchen, auf dem Nambwa-Campground einzukehren (ein kleines Camp, daher Reservierung empfehlenswert!). Die Lodge ist preislich etwas oberhalb unserer Kragenweite.

So, nun geht es los:

Unser erster Stopp war am alten Militärposten mit guter Aussicht. Hier waren wir auf etwas ganz besonderes aus. Und nach etwa 20 Minuten wurden wir auch mit der erwünschten Sichtung beschenkt...

Werden wir hier Orni-Glück haben?

Das Spektiv kam gründlich zum Einsatz, aber letztlich schwebten "sie" dann erst ein - nur für uns!

Klunkerkranich (Wattled Crane) - aufgenommen aus ca. 300 m Entfernung.

Auch diesen Kameraden hatten wir nur hier am Horseshoe: Sattelstorch (Saddle-billed Stork.

Weiter ging es auf den Pisten am Rand des Feuchtgebiets, mitten durch einige Impala-Kinderstuben.

Wir hatten hier am Horseshoe auch den seltenen Zimtroller (Broad Billed Roller), da muss Werner noch mal schauen, ob es ein "Belegbild" gibt..

Aha, der erste Elefant!

Wenig später sind wir an der Nordseite des eigentlichen Horseshoe angekommen. Und: siehe da!

So, sagt Werner, das reicht mir dann eigentlich... WAAAAS?? Nein! Wir müssen doch zum südlichen Ende, wo man von einer Erhöhung aus direkt auf den Horseshoe blickt! Das Problem: dabei müssen wir mehr oder weniger durch die Elefantenherde hindurch...- Aber Werners Widerspruch scheitert: In solchen Fällen bin ich sehr hartnäckig ... Und es geht ja auch alles gut, auf der Piste ist kein Elefant zu sehen. Aber dafür vom Lookout: Wir beobachten die Herde beim An- und Abmarsch, direkt von einem ordentlichen Gewitterschauer.

Mission erfüllt! Wir fahren zufrieden zurück zum Mavunje-Camp und beschließen, morgen noch einmal wiederzukommen.

Am Abend braut sich noch ordentlich etwas zusammen...

Ende Tag 13

14 Tag: noch einmal Horseshoe, dann Weiterfahrt nach Shamvura/Okavango...

Wir hatten Dans Angebot angenommen, ohne Aufpreis eines seiner Zelte zu nutzen. Wir teilten es mit zwei Geckos, die uns als Mückenvertilger sehr recht kamen.

In der Nacht kam ein ordentliches Unwetter auf, und der Regen schlug auf meiner Seite in das Zelt, so dass ich irgendwann mehr oder weniger in einer Matratzen-Pfütze aufwachte.

Aber am Morgen brachen wir dann sehr motiviert zu einer zweiten Horseshoe-Exkursion auf, wobei wir diesmal einen Seitenweg Richtung B8 einschlagen wollten, den Dan uns als Birding-Empfehlung gegeben hatte. Wir waren also nicht noch einmal bei den Elefanten...

Die heutige Wegstrecke durch den Horseshoe: Birder's Paradise

und so gibt es heute auch nur die Vögel - alle anderen Tiere hatte ich schon in den letzten Berichtstag integriert. ;)

Wollkopfgeier (White Headed Vulture), ein Jungvogel, Gaukler (Bateleur), juv. Höhlenweihe (African Harrier Hawk/Gymnogene), juvenil, Raubadler (Tawny Eagle), Wahlbergsadler (Wahlberg's Eagle), Wir hatten hier in den Pfützen am Weg auch diverse Limikolen und eine Gelbbrust-Pfeifgans (Fulvous Whistling Duck), von der es aber aus unerfindlichen Gründen keine Fotos gibt. Streifenliest (Striped Kingfisher), junge Gabelracke (Lilac-breasted Roller), noch ohne Schwanzspieß, Rotschnabeltoko (Southern Red-billed Hornbill), male, Namaspecht (Bearded Woodpecker), Rotschnabeldrossel (Kurrichane Thrush), Elsterwürger (Magpie Shrike), Weißbauch-Nektarvogel (White-bellied Sunbird)

Nach diesem fantastischen Birding am Horseshoe fahren wir gutgelaunt auf der B8 Richtung Rundu weiter.

Dan hatte uns noch wärmstens ans Herz gelegt, in Shamvura, westlich von Divundu am Okavango, zu nächtigen.

Der Besitzer des Camps, Mark Paxton, ist wohl einer der führenden Ornithologen Namibias. Dan schwärmte von seinen Fachkenntnissen, warnte uns aber, er sei "etwas grumpy". Der erste Eindruck unsererseits bestätigte diese Einschätzung, wohingegen seine Frau wirklich rührend war.

Da können wir erstmal Wäsche waschen und trocknen (heute nacht sind irgendwie auch alle meine Unterhosen in der Reisetasche nass geworden, die hängen jetzt hier dekorativ im Baum.

Für morgen früh haben wir eine Bootstour mit Mark gebucht, als Abschied vom Caprivi-Strip. Heute nachmittag machen wir erstmal Pause und telefonieren und mailen mit unseren Kindern.

Ende Tag 14.

15. Tag: Shamvura, morgendliche Orni-Bootstour mit Mark Paxton

Der Tag fängt schlecht an: Unser Handy-Wecker hatte sich leider an diesem Ort automatisch auf Angola-Zeit umgestellt, so dass wir eine Stunde später als vereinbart - ahnungslos und zunächst sehr fröhlich - im Rezeptionsbereich von Shamvura auftauchten. Mark meinte trocken: "You are late!". Seine ganze Körperhaltung strahlte Mißgestimmtheit aus, ob dieser offenkundigen Ignoranz seiner Wichtigkeit.

Wir stiegen die Treppen hinab zum Bootsanleger, gefolgt von 5(!) Hunden der Praxtons. Mark, bewaffnet mit einem Was-auch-immer-Colt-mit-ordentlich-Wumms, gab seinem "Boy" ziemlich barsche Anweisungen, das Boot flottzumachen. Wir stiegen ein - und mit uns die gesamte Hundemeute!!

Nach Marks mutmaßlicher Ansicht war der Tag um 08:30 Uhr eh schon so weit fortgeschritten, dass sich das Losfahren kaum noch lohnte....

Gen Ufer gewandt murmelte er die von ihm gesichteten Vogelnamen in seinen Bart und wir versuchten, Augen und Ohren aufzusperren, um ihm dabei zu folgen. Werners Fotobemühungen wurden "ein wenig" behindert durch die hektisch hechelnd hin-und-her tapsenden Köter, zumal Mark ihn anwies, doch gefälligst auf seinem Sitz Platz zu nehmen.

Dennoch besteht kein Zweifel an der ornithologischen Expertise und Kompetenz von Mark. Wenn jemand wirklich auf der Jagd nach Raritäten in der Region ist, dem bietet Mark gezielte, exklusive Bird-Safaris an. Und er weiß sicher, wo man fündig wird. Auch wir profitierten definitiv von der Fahrt, wie jetzt zu zeigen ist: Zwergdommel (Little Bittern). Afrikanische Zwergglanzente (African Pygmy Goose), Afrikanisches Purpurhuhn (African Swamphen), Kronenkiebitz (Crowned Lapwing/Plover), Graufischer (Pied Kingfisher) - immer wieder eine Augenweide!, Schwalbenschwanzspinte (Swallow-tailed Bee-eater), Kalahariheckensänger (Kalahari Scrub Robin).

Beim Frühstück in der Lodge können wir mit Hilfe von Marks Frau Charly und ihrer Tochter das Zeitumstellungs-Rätsel lösen. Mit den beiden lässt sich gut plauschen, Mark hatte sich inzwischen schon zurückgezogen - wirklich ein schräger Vogel!

Ein letzter Blick auf den Okavango, von der Aussichtsplattform der Shamvura-Lodge. Denn heute verlassen wir die Caprivi-Region und machen uns Richtung Etosha auf.

Nachmittag: Weiterfahrt zum "Treesleeper's Camp", Tsintsabis

Bis zum Ziel unserer heutigen Etappe ist es eine ordentliche Strecke (460 km). Wir wählten die Route über die B8 und dann hinter Rundu B10, danach C45, D3600/M75 bis zum Treesleepers Camp bei Tsintsabis.

www.treesleeper.org/ - inzwischen (zur Zeit) scheint sogar die Website im Umau zu sein...

Aber vielleicht funktioniert ja noch die Kontaktaufnahme per E-Mail: info@treesleeper.org, Ansprechpartner: Moses

Also heute "Pisten Tag"... Da es ab Rundu fast durchgängig regnet, haben wir nicht das Gefühl, etwas zu verpassen.

Bei einem letzten Stop mit Blick über die Kavango-Ebene hatten wir noch ein rührendes Erlebnis: Auf uns kamen zwei Frauen zu, Holz auf dem Kopf, Baby auf der Hüfte, offenkundig bettelarm und ausgezehrt. Wir kramten nach ein paar wirklich kleinen Münzen... Diese wechselten die Hände, und die beidenführten ein Freudentänzchen mit lauten Begeisterungsträllern auf. Solche Szenen fotografieren wir meist nicht, das ist uns irgendwie immer peinlich...

Ich wollte damit nur sagen: vergesst auf euren Reisen nicht, ein bisschen Geld oder kleine Habseligkeiten direkt an die wirklich Armen zu verteilen. Wir sind so unfassbar wohlhabend im Vergleich dazu!

Uns gefällt an Namibia - so wie wir es erlebt haben - dass es überhaupt keine aggressive Bettelei gibt (anders als z.B. in Marokko oder Ägypten). Man muss nicht für jedes Porträt eines einheimischen Charakterkopfs ein Bakschisch rausrücken, man wird höchstens mal auf den Parkplätzen ein wenig gedrängt, einen Auto-Aufpasser zu engagieren...

Nun also weiter Richtung Treesleepers:

Nach etwas Sucherei rund um Tsintsabis fanden wir das Treesleepers Camp:

Wir wurden begrüßt von Moses, einem San, der über eine Frankfurter Patenfamilie die Chance hatte, eine gute Ausbildung und ein Studium in Tourismus-Management zu machen, und seit ein paar Jahren für seine San-Community versucht, ein nachhaltiges Tourismus-Projekt aufzuziehen. Dieses soll auch und vor allem seiner Community zu Gute kommen, die wie alle verbliebenen San-Tribes ein Leben "am unteren Ende der Nahrungskette" fristet (insbesondere auch in punkto gesellschaftliche Hierarchie).

Im Vorfeld hatten wir über ihn gebucht:

- für den Abend eine "Traditional Performance", durchgeführt durch den Schamanen und die "elderly people" - eigentlich ab 4 Besucher buchbar, aber dieser Gesamtpreis ist auch für 2 Leute leicht zu stemmen!

- einen Bushwalk mit fachkundiger Führung

Nun kamen wir also an - und waren ziemlich schockiert!

Die Campsite war wie erwartet sehr nett-rustikal, mit einer eigenen Aussichtsplattform für das "Treesleeper-Feeling":

Aber das "Drumherum": Eine einzige Bauruine!

Etliche höchstens halbfertige zukünftige Lodges der potentiellen Nobelklasse, ein neuer Rezeptionsbereich, von dem eben mal die Grundmauer stand, tiefe Baugruben überall, lose herausragende Eisenarmierungen... Eine echte Katastrophe!

Und diesen Zustand muss Moses nun schon fast ein Jahrzeht ertragen: NIX geht voran bei diesem Mammutprojekt. Sicher hätte er sich einvöllig anderes Konzept als diese Gigantomanie gewünscht - vielleicht 2 Lodges, die dann auch fertig werden und ansonsten nachhaltige Rustikalität, die zu seiner San-Community passt und dieser zugute kommt.

Zurück zu unseren Plänen: Moses entschuldigte sich überschwänglich, dass die "Traditional Performance" heute Abend leider nicht stattfinden könnte. Die Dancers (elderly women) wären zwar verfügbar, nicht aber der leitende Schamane, der in Anbetracht des endlich einsetzenden Regens im Bush unterwegs war. Das dies deutlich wichtiger war, als ein paar Touris zu bespaßen, konnten wir vollkommen einsehen!

Also verbrachten wir einen ruhigen Abend an diesem merkwürdigen Ort.

Ende Tag 15.

16. Tag: Treesleepers - San-Bushwalk; danach: über Tsuneb, Lake Otjikoto nach Onguma

Der Bushwalk mit Moses beginnt mit einem kleinen Termitensnack aus Moses Hemdtasche. Die Termiten werden jetzt nach dem Regen von den San gesammelt und ein wenig geröstet. Köstlich!

Moses erläutert uns zunächst die unterschiedlichen Stämme der San und ihre verschiedenen Klicklaute. Die Sprachen der Stämme sind oft völlig verschieden und gleichklingende Wörter haben oft komplett andere Bedeutungen. Aber die Worte für Feuer, Wasser, Bogen und Pfeil sind überall gleich.

Wir werden von Moses auch ein wenig in die Kunst des Spurenlesens eingewiesen.

Weiter zeigt uns Moses direkt am Trail Gift- und Heilpflanzen der San und gibt uns einen kleinen Einblick in das umfassende überlieferte Wissen dieser Volksgruppen, dass auch für die Pharmaforschung von höchstem Interesse ist.

Er macht uns aufmerksam auf die "Daughter of Rain", die von kommendem Regen kündigt und deshalb ein heiliges Tier ist, das keinesfalls zertreten werden darf:

"Daughter of Rain", Riesen-Samtmilbe (Giant Red Velvet Mite, Trombidium grandissimum)

Offensichtlich sehen das die indischen Heilkundigen mit dem Schutzstatus anders. Hier ist die Riesen-Samtmilbe eine wichtige Basis für Heilmittel (z.B. gegen Lähmungen).

Ich habe dazu ein interessantes YouTube-Video gefunden:

Und aus einem Fachartikel: ip.aaas.org/tekindex.../Body/M1?OpenElement

"RED VELVET MITE, Trombidium grandissimum Koch. locally known as Rani Keeda, is one of the beautiful mites. This predatory mite appears on ground surface in rainy season in Chhattisgarh and is found in almost all soils specially in alluvial soils. The tribes of Chhattisgarh use this mite for the treatment of different diseases. A survey was conducted by India Gandhi Agricultural University, Raipur (India) to list out the existing uses of this mite with specially prepared questionaire. The survey revealed that the inhabitants of Chhattisgarh use this mite (in combination with other herbal drugs) for the treatment of more than 10 important diseases including malaria, urinogenital disorders, paralysis, etc. Its use as sexual stimulant is most popular in the region. The traditional healers of the region purchase the femal mite from villagers for Rs.25/100 mites for preparing drugs. The survey suggested that there is a need for documentation of other uses of this mite."

Auch er kreuzt unseren Weg: Doppelfüßer/Schnurfüßer (Julidae)

Mein pharmakologischer Forscherdrang ist nun durch Moses geweckt - und so stöbere ich bei wikipedia:

"Julidae bilden in ihren Wehrdrüsen Benzochinone... Viele Arten können diese Sekrete über mehrere Zentimeter verspritzen."

Aha, und weiter unter Benzochinon:

"Benzochinon ist blutschädigend und steht im Verdacht Leukämie zu erzeugen. (...) Auf Madagaskar und in Südamerika konnte in diesem Zusammenhang eine ungewöhnliche Beobachtung gemacht werden: Madagassische Lemuren und südamerikanische Kapuzineraffen fangen und reizen die Tausendfüßler, sodass diese ihr benzochinonhaltiges Sekret absondern. Dieses verteilen die Affen wiederum auf ihrem Fell, wo es seine insektenabwehrende Wirkung entfaltet und insbesondere vor krankheitsübertragenden Mücken und Moskitos schützt. Die Primaten nehmen dabei die psychoaktive Wirkung des Sekrets offensichtlich wohlwollend in Kauf. Ein Selektionsvorteil entsteht dabei eher nicht, da das Risiko, während des zwanzigminütigen Drogenrausches  gefressen zu werden, deutlich erhöht ist.Es ist also davon auszugehen, dass das Hervorrufen eines Rausches im Vordergrund steht."

Disclaimer: Drogen jeder Art sind gefährlich für Ihre psychische und physische Gesundheit! Psychoaktive Substanzen gehören in die Hände von fachkundigen Schamanen oder Psychiatrischen Fachärzten. Selbstversuche können tödlich enden, besonders in Gegenden, in denen es gefährliche Raubtiere gibt!

Auch die Termiten haben eine besondere, heilige Bedeutung: Ein Schamane wird von den San unter einem Termitenhügel begraben und lebt damit unter ihnen weiter.

Die Demonstration des Feuermachens durch Moses fällt ein wenig "ins Wasser" aufgrund der nach dem heftigen Regen ziemlich feuchten Zündmaterials. Aber das Rauchwölkchen, das Moses trotzdem unter seinem Stock innerhalb von 1-2 min. erzeugt, überzeugt uns völlig von seinen Fähigkeiten. Natürlich wehrt er bescheiden ab und meint, im Vergleich zu seinen Stammesgeschwistern sei er geradezu eine Niete.

Moses ist ein wirklich versierter Führer, spricht hervorragend englisch und ist vielseitig weltpolitisch interessiert und informiert. Wir verstehen uns auf eine warmherzige zwischenmenschliche Weise.

So vergeht die Zeit mit ihm wie im Fluge und wir haben sie wirklich genossen. Es war ein hochspannender Vormittag!

Wer vielleicht schon oft genug im Etosha war, um auf dem Weg dorthin nicht in Hektik zu verfallen, und genau wie wir Interesse an den "kleinen Dingen" hat, sollte wirklich versuchen, hier Station zu machen. Noch einmal der E-Mail-Kontakt, über den ich im Nov. 2015 mit Moses korrespondiert habe: info@treesleeper.org

Weiter geht es dann über Tsuneb und Lake Otjikoto vor die Tore Etoshas: Heute Abend werden wir in Onguma sein!

Aber ich mache hier erst einmal einen Absatz, denn Moses hat einen eigenen Artikel einfach verdient!

 

Über Tsumeb und Lake Otjikoto nach Onguma

Wir machen zunächst in Tsumeb ein paar Besorgungen inkl. Tanken. Am Ortsausgang starren wir in einer Mischung aus Faszination und Entsetzen auf diesen Schlot:

Er gehört vielleicht in irgendeinerweise zum Komplex der "Tsumeb Mine", die einige Besitzerwechsel verzeichnete. Offenkundig wird hauptsächlich Kupfer gefördert und schließlich von diesen Jungs verhüttet. Wenn ich das richtig verstanden habe, braucht man dazu einen Haufen Schwefelsäure... Oder ist das einfach nur das örtliche Heizkraftwerk? Ich bin keine Chemikerin: was kann so einen schwarzen Rauch erzeugen?

Wir jedenfalls wendeten uns erfreulicheren Dingen zu: ein kurzer Abstecher in den kleinen Park rund um den Lake Otjikoto:

"Der Otjikotosee ist ein Karstsee im Norden Namibias, nahe der Bergbaustadt Tsumeb. Er ist einer von nur zwei ständig mit Wasser gefüllten Seen Namibias und Zwillingssee des 15 Kilometer entfernten Guinassee. Die Vermutung, dass er mit diesem über ein bis heute noch unerforschtes unterirdisches Höhlen-Wassersystem verbunden ist, ist jedoch bislang nicht erwiesen.

Der Otjikotosee wurde im Jahr 1851 von Charles John Andersson und Francis Galton entdeckt und hat eine Größe von circa 100 × 150 Meter. Otjikoto bedeutet in der Hererosprache tiefes Loch; tatsächlich ist der See eine rund 76 Meter tiefe mit Wasser gefüllte Doline, wobei er an ein zu großen Teilen noch unerforschtes unterirdisches Kanalsystem Anschluss haben soll, welches bis zu verschiedenen Wasserstellen im Etosha-Nationalpark reichen soll." (wikipedia)

Tja, und offenkundig waren auch die Deutschen einst hier: "Während des Ersten Weltkrieges versenkte die deutsche Schutztruppe Waffen und Munition in diesem See, um sie dem Gegner nicht zu überlassen." (wikipedia)

Nun, egal... Wir bestimmen erstmal den Kormoran auf dem See: Weißbrustkormoran, (White-breasted Cormorant), juv.

...und strolchen einmal ums Gelände, um einige Piepmätze vor die Linse zu bekommen: Maskenbülbül (African Red-eyed Bulbul) - eine "Allerweltsart", hier aber sehr fotogen ;)

Aber natürlich wollten wir dann auch endlich vor die Tore Etoshas, zur Leadwood Campsite von Onguma...

www.onguma.com/leadwood-campsite.html

 

Zwischen dem Tor von Onguma und der Leadwood Campsite wurden wir "etwas" aufgehalten...

Dieser Herr ist zwar etwas gerupft, gibt aber trotzdem ziemlich an, Riesentrappe (Kori Bustard)

Der Leadwood-Campground von Onguma begeistert uns!

Preislich liegt er auf gleicher Höhe der NWR-Camps innerhalb von Etosha, aber was für ein wunderbares Luxus-Camp!

(so richtig schätzen gelernt haben wir diesen Komfort dann, als wir später in Okaukuejo einkehrten - aber ich will nicht vorgreifen...)

So richtig königlich fühlen wir uns dann, als wir in die Lodge zum Sundowner und Dinner einkehrten (4 min. Fußweg von der Leadwood-Campsite):

Wir genießen ein exquisites Sylvester-Menü mit absolut zuvorkommender Bedienung, lassen dann aber den Nachtisch weg, da wir zum "Night-Drive" auf dem Gelände der Onguma-Farm verabredet sind.

Ich gebe zu, durch die Nacht zu heizen, mit Suchscheinwerfern nach Tieren zu leuchten - das ist nicht so ganz politisch korrekt... und der Night-Drive beschert uns auch keine "großen Räuber" und auch nicht das ersehnte Erdferkel. Dafür aber Springhase, "Bushbaby", Schakale, eine Schleiereule und einen Bronzeflügel-Rennvogel (Bronze-winged Courser, nachtaktiv). Und spannend war es schon!

Erschöpft vom langen, ereignisreichen Tag kommen wir um halb 12 ins Bett - und verzichten aufs Anstoßen um Mitternacht.

Ende Tag 16.

17. Tag: Etosha - "Der Auftakt"

Was für ein fantastischer Jahresbeginn! Um 5:15 Uhr, noch im Dunkeln, klettern wir aus dem Dachzelt und packen parallel zu einem flotten Müsli-Frühstück, schnell alles ein. Um kurz nach 6:00 Uhr sind wir am Lindequist-Gate.

Dort berichten die Parkwächter aufgebracht, dass bei Andoni, ganz im Nordosten des Parks "mal wieder" ein Nashorn gewildert wurde. :angry: Aber wir werden auch freundlich darüber aufgeklärt, wo heute die Elefanten zu erwarten sind und wo ein Löwe gesichtet wurde...

Viele von Euch kennen Etosha wie ihre Westentasche. Aber damit auch "Neueinsteiger" sich zurechtfinden, wenn wir die Namen der Wasserlöcher nennen, ist hier der Link auf die Karte von Etosha-Ost: www.etoshanationalpa...p-of-Etosha-East.jpg

Die heutige Etappe führt uns rund um die "Fisherpan", das ist die relativ (!) kleine Salzpfanne ganz im Osten... Natürlich war auch sie jetzt aufgrund der extrem langen Dürre völlig ausgetrocknet. Nach der Regenzeit (wenn sie denn kommt) ist sie ein absoluter Magnet für Wasservögel und Limikolen aller Art.

Vorher machen wir aber noch einen Abstecher zum Chundop-Waterhole, dort in der Nähe sollte eventuell ein Löwe sein. Der war wohl schon weg, aber dafür trafen wir diese beiden Hyänen.

Kurz danach: eine Gepardin mit ihren beiden Halbstarken an einem frischen Springbock-Riss. Die Bäuche sind schon ziemlich gut gefüllt... Mama sagt: "Abmarsch!" ...da nimmt man dann doch noch einen kleinen Snack mit.

Wir halten uns noch einige Zeit am nahegelegenen Kalkheuvel-Wasserloch, um dann auf dem Rückweg Richtung Fisher-Pan etliche Geier am Festmahl rund um die Gepardenbeute vorzufinden. Bald ist hier buchstäblich nur noch etwas Haut und Knochen übrig..

2 Geierarten auf einen Streich: Ohrengeier (Lappet-faced Vulture) und Weißrückengeier (White-backed Vulture)

Der Chef im Ring: der mächtige Ohrengeier (Lappet-faced Vulture) Oder ist das hier vielleicht doch ein juv. Kapgeier (Cape Vulture) im Landeanflug? imm. Weißrückengeier (White-backed Vulture) Und ein Marabu kommt auch noch eingeschwebt.

Nach einer dringend erforderlichen Pinkelpause in Namutoni geht es jetzt weiter rund um die Fisherpan...

 

Etosha - rund um die "Fisher-Pan"

Erste Station: "Twee Palms" - inzwischen haben sich die beiden Palmen wohl dank der Elefanten ein wenig vermehrt ;)

Die Makalani Palme (Hyphaene petersiana) wächst in Namibia nur entlang alter Elefantenrouten, weil ihre Nüsse zum Keimen den Weg durch den Elefantendarm nehmen müssen:

"This palm's fruits are a favourite food of elephants, which will bump the trees in order to dislodge the fruit. This is swallowed whole, the flesh digested, and then the seed is excreted in its own little pile of manure, all ready to germinate."

www.pacsoa.org.au/wiki/Hyphaene_petersiana

Twee Palms wartet aber außerdem auf mit etlichen Marabus, ein paar Wollhalsstörchen und den ersehnten Paradieskranichen.

Bei Tsumcor erleben wir ein Giraffen-Stelldichein: Zunächst ist NIX los an dem Wasserloch, an dem wir uns die gemeldeten Elefanten erhofften. Wir geben dem Tümpel aber einige Minuten Zeit...

Ah, es tut sich was!

Im Laufe einer halben Stunde trafen insgesamt 13 Giraffen an diesem Ort ein! In aller Ruhe und sehr, sehr vorsichtig...

Was man angesichts des Schicksals dieses Kollegen ja auch verstehen kann.

Aus dramaturgischen Gründen greife ich jetzt einmal kurz vor: am gleichen Tag gelingt Werner die erträumte Aufnahme vom Giraffen-Domino beim gemeinsamen Umtrunk...

Nein, wir haben nicht die erste in der Reihe angestupst-

Auf dem Rückweg kurz hinter Tsumcor dann doch: Elefanten direkt an der Piste!

Ich beachte minutiös die Fahranweisungen von Werner, der einerseits fotografieren will und andererseits auch gehörig Respekt vor der Situation hat...

Auch andere haben per Buschfunk vom Elefanten-Korso gehört und kommen angebraust.

Kurz vor Namutoni dann noch ein Nashorn, fast zum Greifen nah! Erstaunlicherweise bleibt Werner HIER erstaunlich cool, und betätigt in aller Ruhe den Auslöser für die Porträtfotos.

 

Abendstimmung bei "Klein Namutoni"

Unser erster Etosha-Tag neigt sich dem Ende - und wir dürfen noch ein wahres Birder-Paradies entdecken:

Das Wasserloch von Klein-Namutoni war wirklich der HAMMER!

Ein Foto kann nur einen vagen Eindruck von der sich uns bietenden Artenvielfalt geben...

...also kommt hier die Liste "Klein-Namutoni, 01.01.2016, gegen 17:00 Uhr"

Rosaflamingo - Greater Flamingo, Zwergflamingo - Lesser Flamingo, Kuhreiher - Western Cattle Egret, Marabu - Marabou Stork, Zwergtaucher - Little Grebe (Dabchick), Nilgans - Egyptian Goose, Graukopfkasarka - South African Shelduck, Kap-Löffelente - Cape Shoveler, Rotschnabelente - Red-billed Teal, Kapente - Cape Teal, Kammblässhuhn - Red-knobbed Coot, Stelzenläufer - Black-winged Stilt, Waffenkiebitz - Blacksmith Lapwing (Plover), Senegalkiebitz - African Wattled Lapwing (Plover), Hirtenregenpfeifer - Kittlitz's Plover, Dreibandregenpfeifer - Three-banded Plover, Grünschenkel - Common Greenshank, Teichwasserläufer - Marsh Sandpiper), Rotschenkel - Common Redshank, Bruchwasserläufer - Wood Sandpiper, Flussuferläufer - Common Sandpiper, Zwergstrandläufer - Little Stint, Weißflügelseeschwalbe - White-winged Tern, Kapturteltaube - Cape Turtle Dove, Palmensegler - African Palm Swift, Zimtspornpieper - African Pipit

Zum Schluss konnten wir noch beobachten, dass sich noch jemand für das Treiben auf dem Wasser interessierte:

Ein Schakal zeigt sich ganz entspannt: ...und legt sich dann hinter einem Stück Holz auf die Lauer. Der Waffenkiebitz hat es überlebt, jedenfalls solange wir da waren. Leider mussten wir uns nun zum Lindequist Gate aufmachen, denn der Torschluss stand kurz bevor.

Wir beschließen den Abend in Onguma mit einem leckeren Dinner und sind zu erschöpft, die Nachtschwalbe, die auf dem Zaun neben dem Restaurant sitzt, zu bestimmen. Aber wir sind sehr, sehr glücklich!

Ende Tag 17.

18 Tag: Von Onguma nach Okaukuejo

Der Morgen beginnt mit Löwengebrüll! Wir beeilen uns, unsere 7 Sachen zu packen (nicht wegen der Angst vor dem Löwen, sondern in froher Erwartung eines weiteren Etosha-Safari-Abenteuers). Um halb 7 sind wir auf der Piste...

Im Morgenlicht geraten uns ein paar Vögel vor die Linse: Nachtflughuhn (Double-banded Sandgrouse), als Pärchen..., Temminckrennvogel (Temminck's Courser), Doppelband-Rennvogel Double-banded Courser, Schopffrankolin (Crested Francolin), Rotkopfamadine (Red-headed Finch).

Wir schauen noch einmal bei Klein-Namutoni vorbei und können der langen Liste noch ein Teichhuhn hinzufürgen.

Aber sonst ist es hier heute Morgen sehr viel ruhiger - was mal wieder zeigt, dass es in Etosha zu jeder Zeit an jedem Ort wieder völlig anders sein kann. Alles kann jederzeit zum "Hotspot" werden!

Kurze Zeit später, etwas hinter Namutoni, dürfen wir diesen entspannnten Löwen beobachten: Oder geht es ihm nicht gut? Er wirkt extrem abgemagert, als er sich langsam in den Schatten zurückzieht?

In Kalkheuvel toben die Zebras. Eines unserer absoluten Lieblingsbilder (dessen Qualität wir erst zu Hause registriert haben) entsteht kurz darauf: "Der alte Elefant und die Salzpfanne" könnte der Titel lauten.

Rund um Halali

Bei Springbokfontein treffen wir wieder auf 2 Rhinos. Eines davon hat offensichtlich einen auf die Nase bekommen. Diese Zwergflamingos möchte ich euch auch nicht vorenthalten ... und auch nicht diese - in Etosha häufige - Weißflügeltrappe (Northern Black Korhaan). Bei diesem Wasserloch, (Goas?), sichten wir einen Rotfußfalken (Red-footed Falcon). Doch er ist viel zu flink, um ihn mit der Kamera einzufangen! Im Schatten hecheln die Graurückenlerchen/Nonnenlerchen (Grey-backed Sparrow-Lark).

Kurz vor Halali fallen diese beiden Hügel auf.

Wir denken uns, dass sie bestimmt für die San eine Bedeutung hatten... Hierzu finde ich folgende Information:

(Vielleicht ein guter Literaturtipp für Etosha-Fans: Born in Etosha, Homage to the Cultural Heritage of the Hai||om)

In Halali sind wir absolut siesta-reif. Es hat eine Affenhitze!

Werner gelingt hier noch die Aufnahme vom Nacktwangendrossling (Bare-cheeked Babbler): Diese Drei - in unmittelbarer Nähe des Babblers - hatten wir irrtümlich als seine Brut bestimmt, zum Glück konnte dies im Forum geklärt werden: Es handelt sich um Southern White Crown Shrikes, die in der Hitze vor sich hin hecheln...

 

Weiterfahrt Richtung Okaukuejo

Einen Halali-Vogel habe ich euch noch vorenthalten: Strichelracke (Purple Roller)

Nach der Mittagspause können wir, ausgestattet mit feuchten Handtüchern im Nacken, dann auch weiter.

Der Marabu beschattet sich selbst und versucht, ein wenig Frischluft unter die Flügel zu bekommen

Ein Schildrabe (Pied Crow) und eine Kapkrähe (Cape Crow)schnappen nach Luft:

Die Strauße lassen auch die Köpfe hängen... oder nehmen ein kühles Staubbad...

Bei dieser bescheidenen, aber einzigen Aufnahme des Sekretärs (Secretarybird) wird zumindest die flimmernde Hitze deutlich.

Aber dann: bei Salvadora/Suada :woohoo: - noch einmal 2 Blaukraniche. Ganz in der Nähe - und auf dem NEST!!

Ein paar Zebras schleppen sich zur nächsten Wasserstelle: Dieses hier spielt "Toter Mann"

Um 18:00 sind wir in Okaukuejo angekommen - aber das ist ein ganz eigenes Kapitel...

 

Okaukuejo - 1x und nicht wieder!

Ok, Okaukuejo ist ein staatliches NWR-Camp. Da muss man seine Ansprüche nicht ganz so hoch ansetzen. Außerdem hat es - zentral im Etosha gelegen, eine Art "Monopolstellung" und wird von allen Standard-Gruppentouren angefahren. Außerdem sind noch Ferien im gesamten Südafrika und da ist es hier einfach besonders voll.

Aaaaaber: Das der (vorgebuchte) Campingplatz mehr oder weniger eine Baustelle ist, hässlich, ohne jegliches Ambiente, ist schon mal der erste Minuspunkt: (die benachbarte Baustelle ist auf dem Bild gnädig ausgeblendet).

Wir müssen uns in einen Zeitplan für das Dinner reservieren. Klar, bei der Menge Mensch muss das ja gut organisiert werden... Erstmal freuen wir uns auf die kalte Dusche (Sanitärräume sind halbwegs ok, versprühen aber eine Art DDR-Charme).

Wir erscheinen pünktlich zum Dinner, warten zunächst geduldig, bis einer der viel beschäftigten Kellner uns die Tischnummer nennen kann, um dann festzustellen, dass an dem zugewiesenen Tisch die Stühle fehlen. Die organisieren wir uns dann vom unabgeräumten Nachbartisch. Ein Kellner für die Getränkebestellung lässt sich nicht blicken. Also zum Buffet...

Suppe gibt es, aber keine Suppenteller. Ich nehme dann halt eine Kaffeetasse und kann noch mühsam zwei Salatteller organisieren. Werners Fleisch ist eine ungenießbare Schuhsohle.  Als ich zum Hauptgang schreiten will, muss ich wiederum eine viertel Stunde auf einen flachen Teller warten. Fleisch ist jetzt inzwischen alle, ich weiche auf irgendetwas Vegetarisches aus. Nun gut, jetzt haben wir also etwas gegen den Hunger ergattert, ich glaube sogar, dass inzwischen ein Bier eingetroffen ist.

Unsere Laune ist mittlerweile von genervt auf situationskomisch umgeschwenkt, erst recht als wir beobachten, wie ein vorwitziger Schakal, der durch eines der zahlreichen Löcher im Zaun leicht ein und ausgehen kann, frech auf den (immer noch unabgeräumten) Nachbartisch springt, um sich an den Essensresten zu bedienen.

Ein Wachmann stößt ein wenig überzeugendes "Ksch, Ksch" aus. Der Schakal lacht wahrscheinlich genauso wie wir...

Nun, es ist mittlerweile natürlich stockdunkel, der Donner grollt, und wir wollen doch noch unbedingt das berühmte beleuchtete Wasserloch von Okaukuejo genießen. Dort zeigt sich - immerhin - ein ziemlich müder Löwe. Nach 10 Minuten setzt der Regen ein...

Fazit: wir werden sicherlich bei zukünftigen Touren auf einen erneuten Besuch von Okaukuejo verzichten. Südlich des

Anderson-Gate gibt es ziemlich viele private Gästefarmen...

Ende Tag 18.

19. Tag: Von Okaikuejo durch den Westteil Etoshas bis nach Oppi-Koppi

Nach einer unruhigen Nacht brechen wir mit einer halben Portion Müsli im Magen auf. Eine lange Strecke durch den Westteil Etoshas liegt vor uns:

Kurz hinter dem Camp gibt im Morgenlicht mal wieder ein entspanntes Nashorn ein Stelldichein zum Fotoshooting.

Das Licht morgens ist nach dem Regen, mit der Sonne im Rücken und den Gewitterwolken vor uns grandios und wir genießen die immer karger werdende Landschaft:

Ein erster Anlaufpunkt ist der sogenannte "Märchenwald (Sproukieswoud)" mit seinen bizarren Alt- und Tothölzern:

"Dieser einmalige Wald befindet sich 32km westlich von Okaukuejo und bedeckt ein Areal von etwa 1km². Der Moringabaum kommt nur in Namibia vor, und zwar von der Naukluft im Süden und dem Kaokoveld im Norden. Was diesen Märchenwald einmalg macht, ist, dass die Stämme dieser Bäume hier ausserordentlich knorrig sind. Dies ist auch die einzige stelle, wo Moringabäume in solcher Zahl auf eine Ebene wachsen. Die San beschreiben sie als auf dem Kopf stehende Bäume." (www.etosha-namibia.c...rholes_sights_d.html)

Allerdings werden wir von unserer Suche nach dem bizarrsten Geisterbaum abgelenkt durch eine super Flughuhn-Fotosession: Nama-Flughuhn (Namaqua Sandgrouse)

Und außerdem erwischen wir den ersehnten Pygmy-Falken : Halsband-Zwergfalke (Pygmy Falcon und seinen größeren Bruder: Steppenfalke (Greater Kestrel)

Kurze Zeit später erlaubt uns eine Pinkelpause die Dokumentation der Siedelweber rund um ihre Nester, die als riesige hängende Heuhaufen die Traglast der Bäume ausloten: Siedelweber (Sociable Weaver)

Beim Charl-Marais-Damm wollen durstige Gnus und Oryx-Antilopen zur Tränke, wir - auf dem Damm parkend - stören sie wohl leider, sie zögern lange, an uns vorbeizuziehen. Aber der Durst treibt sie dann doch...

Danach kommen wir gut voran, weil einige Wasserlöcher ausgetrocknet sind.

Beim neuen Olifantrus-Campingplatz (etwa 130 km von Okaukuejo) machen wir Mittagspause:

Auf diesem Bild sieht man ein Gerüst, das Teil der etwas makabren Geschichte des Camps ist: hier wurden seinerzeit Elefanten geschlachtet. Wenn ich es richtig verstanden habe, wurden in Etosha seinerzeit besonders die alten Leitkühe geschlachtet, um den Wandertrieb der Herden über die Parkgrenzen hinaus zu unterbinden. Ob das genau hier geschah, kann ich nicht genau sagen.

Aber auf uns hat Olifantrus mit seinem doppelstöckigen Beobachtungsturm am Wasserloch einen vielversprechenden Eindruck gemacht, auch wenn jetzt in der Mittagszeit hier nichts los war. Da das Camp sehr neu ist, wirkt alles noch ein wenig steril. Aber das wird schon...

Weiter geht es durch die weite Ebene und wir entscheiden uns für die große Schleife entlang des Dolomite-Camps. Die Landschaft und die Vegetation wird jetzt abwechslungsreicher und zunehmend hügelig.

Herero Sesame-bush (Sesamothamnus guerichii) , Kuhantilope (Red Hartebeest)

Blüten! Ein völlig neuer Anblick in Etosha ;-) Vermutlich Stort-thorn pomegranate (Rhigozum brevispinosum) Vermutlich Trumpet-thorn (Catophractes alexandri)

Die (für uns zu exklusive) Dolomite-Lodge, mit fantastischem Panoramablick auf die Ebene.

Hier in der Nähe der Dolomite-Lodge treffen wir erstmals auf die Hartmann-Bergzebras, die offensichtlich keine Berührungsängste mit den normalen Steppenzebras haben (tatsächlich sind sie wohl sogar die dominantere Art). Man kann das Bergzebra an seiner breit gestreiften Strumpfhose an den Hinterbeinen und an dem typischen "Adamsapfel" an der Kehle vom Steppenzebra unterscheiden.

Leider nimmt die Bewölkung jetzt zu und es regnet leicht, so dass das grandiose Felspanorama kurz vor dem Galton-Gate nicht im besten Licht erscheint. Aber die Landschaft hier in der Gegen lädt ein für einen zweiten Besuch - abseits der großen Touristenströme (wir haben heute kaum ein anderes Fahrzeug gesehen, zur Südafrika-Hauptsaison!).

Ganz zum Schluss können wir sogar noch einen Blick auf eine Rappenantilope (oder zumindest ihren Hintern) erhaschen! Es ist davon auszugehen, dass die Rappenantilopen nun auch in Etosha ausgewildert werden. Oder vielleicht auch aus eine Jagdfarm ausgebüxt? Ich habe beim googeln entdeckt, dass es schon andere Sichtungen in Etosha und in der Nähe des Galton Gates gab: www.dslr-forum.de/showthread.php?t=1502042, #6, #10;

Ein letzter Blick zurück auf den Etosha-Nationalpark Das Galton-Gate.

Nun sind es noch 60 km auf Teerstraße bis nach Kamanjab, wo wir sehr erschöpft um 18:30 Uhr ankommen - im sympathischen Oppi-Koppi-Camp: www.oppi-koppi-kamanjab.com/

Ab unter die Dusche!

Aber diese Namibische Felsenagame (Agama planiceps), die am Campground posiert und am Duschhäuschen wie fürs Bestimmungsbuch an der Wand hängt, will auch noch aufgenommen werden und auch unsere 301. Vogelart gemäß Reisezählung Rußnektarvogel (Dusky Sunbird)

Unser Dinner besteht aus einer Selektion von Giraffe, Zebra, Kudu und Oryx und wir schaffen tatsächlich beide unsere reichliche Portion. Was wir nicht mehr schaffen ist, auf die hier regelmäßig am Restaurant eintrudelnden Stachelschweine und die Ginsterkatze zu warten. Unsere Zeit ist schlichtweg für heute um, nachtaktive Genossen hin- oder her!

Ende Tag 19.

20. Tag: Von Kamanjab nach Palmwag

Seit langem sind wir heute mal ohne Wecker aufgewacht. Die gestrigen knapp 300 km waren eindeutig grenzwertig... Heute können wir es etwas ruhiger angehen lassen.

Erstmal gibt es ein gemütliches Frühstück im Restaurant und ein halbwegs ausgiebiges Morgenbirding auf dem schönen Oppi-Koppi-Gelände.

Maskenweber (Southern Masked Weaver) beim Kunstflechten, Mohrenmeise (Southern Black Tit), Brustbandprinie (Black-Chested Prinia), Rostsperling (Great Sparrow), Mehlschwalben (Common House Martin), Steinschwalbe (Rock Martin)

Um 10:00 Uhr brechen wir auf Richtung Palmwag...

Wir freuen uns schon riesig darauf, ab jetzt in grandiosen Landschaften zu schwelgen. Der erste Teil unserer Reise hat uns nun schon so viele exzellente Tierbeobachtungen beschert, die Marke von 300 Vogelarten ist geknackt - und so können wir uns jetzt gern auf einen anderen Schwerpunkt einlassen. Ab in die Berge! Ab über den Grootberg-Pass!

Auf der C40 kurz hinter Kamanjab... Berge in Sicht!

Der Grootberg-Pass hat uns schon in der Reisevorbereitung, die wir gern auch mit denn Satellitenaufnahmen von Google Earth vorgenommen haben, total fasziniert...

Eigentlich hatten wir auch die Grootberg-Lodge als Unterkunft in Erwägung gezogen, uns aber aus reiseplanerischen Gründen doch für die Palmwag-Lodge entschieden. Auch die etwas vor dem Pass liegende Hoada Campsite grootberg.com/de/hoada-campsite/ macht einen guten Eindruck...

Nach erledigtem Zeltaufbau genießen wir unser erstes Pool-Bad des bisherigen Urlaubs und nehmen uns ein bisschen Zeit zum Lesen und Faulenzen. Ein Abendspaziergang rund um die Anlage bringt ein paar weitere Vogelarten: Gartenrohrsänger (African Reed Warbler), Bokmakiri (Bokmakierie), Haussperling (House Sparrow)

Vor eigenmächtigen Spaziergängen in die einladende Umgebung wird gewarnt :huh: :

Zum Zeitpunkt unserer Reservierung konnten wir uns nicht für den eigentlich gewünschten "Guided Walk" anmelden, weil es gerade "ein Problem" mit einem Rudel Junglöwen in der Gegend gab. Diese wurden von der AfriCat Foundation (www.africat.org/), deren Volunteers auch in Palmwag untergebracht waren, inzwischen erfolgreich vergrämt.

Nach unserem Dinner können wir uns ein wenig mit ihnen über ihre Arbeit unterhalten.

Unser "Sundowner" gerät diesmal ziemlich spektakulär.

Ende Tag 20.

21. Tag: Gamedrive durchs Damaraland

Für unseren heutigen ganztägigen Gamedrive durch die weitere Umgebung von Palmwag haben wir wieder das Glück, die einzigen Mitfahrer zu sein. Unser Guide lässt sich freundlich auf unsere Birding-Bedürfnisse ein. Die wilden Pisten, die der Jeep teils im Schritttempo zu meistern hat, hätten wir allein wohl nicht bewältigt.

An der Landschaft können wir uns nicht sattsehen! Und die Tierwelt macht sich besonders gut zwischen den roten Steinen... Aber seht selbst

Auf der C43 ein Stück nach Norden in Richtung Kaokoveld Und dann auf schmalen Pfaden in die rote Pampa

Etwas für die Botaniker:

Bottle Tree (Pachypodium lealii) , Shepherd's tree (Boscia albitrunca), Kandelaber-Euphorbie (Euphorbia virosa) Unsere erste Welwitschia.

Auch Hyänenkacke findet unser Interesse.

Und jetzt kommen die Vögel: Lannerfalke (Lanner Falcon) Rüppelltrappe (Ruppell's Korhaan) - unsere 4. Trappenart! Nama-Flughuhn (Namaqua Sandgrouse) Bokmakiri (Bokmakierie) Langschnabellerche (Long Billed Lark)  Nilgänse (Egyptian Goose)

Was die Nilgänse hier machen? Tja: es gibt ein Schlucht hier, mit einem kleinen Tümpel... da können die Nilgänse natürlich nicht fehlen.

Nach 8 Stunden Rock'n Roll: Feierabend!

Den Restnachmittag verbringen wir "chillend", morgen steht eine lange Etappe bis nach Uis an...

Ende Tag 21.

22. Tag: Von Palmwag über Twyfelfontain nach Uis (Brandberg)

Enlang der schönen Tafelberge, den Ausläufern des Grootberg-Plateaus geht es auf der mustergültig planierten M128/C39 südwärts.

Zunächst ist noch ein wenig Grün zu sehen, dass offensichtlich die zahlreichen Ziegen noch ernährt, ... aber es wird zunehmend staubig und die Landschaft zeigt ihre karge Schönheit.

Gegen Mittag erreichen wir "Twyfelfontain", die "Zweifelquelle", die einigen weißen Siedlern, die sich 1947 hier ansiedelten kein Glück gebracht hat. 1964 wurden die Farmen wieder aufgegeben. Berühmt ist dieser Platz für die Felsgravuren, die Twyfelfontain den Eintrag in das UNESCO-Weltkulturerbe verschafften. Eine kleine Führung informiert über die Hintergründe.

Am Parkplatz freuen sich nicht nur die Parkwächter über ein kleines Trinkgeld, sondern es gibt weitere Gesellschaft, die sich mit ein paar Kekskrümeln abspeisen läßt:

Die Mittagshitze macht uns ziemlich zu schaffen, und so verzichten wir darauf, die nahegelegenen "Organ Pipes", den "Burnt Mountain" oder den "Petrified Forest" noch in Augenschein zu nehmen. Stattdessen fahren wir recht zielstrebig nach Uis, und haben dort sogar noch Zeit, einen spätnachmittaglichen Abstecher in das Brandberg-Gebiet zu machen.

Hier kommen wir dann auch wieder ornithologisch auf unsere Kosten: Ich erinnere mich, dass wir gesagt hatten: die Lerchen machen wir morgen und dann nur dieses Foto geschossen haben. Und nun sitze ich über dem Buch und rätsel so vor mich hin...

Sabota-Lerche (Sabota Lark), Balzende Rüppelltrappen (Ruppell's Korhaan) erfreuen uns... ...noch mehr allerdings diese Ludwigstrappe (Ludwig's Bustard).

In Uis übernachten wir im White Lady B&B - heute mal in einem gemütlichen Bett.

uiswhiteladyguesthouse.com

Ende 22.Tag.     

23. Tag: Vom Brandberg über die D2342 / D2303 zur Küste

Mein 50.Geburtstag! Wie schön, dass ich hier in der Einsamkeit jeder üppigen Feierei entgehen kann.

Der heutige Tag führt mich von schroffen Felsen durch die Wüste ans weite Meer - was für ein schönes Sinnbild. :)

Unser freundlicher Vermieter der White Lady B&B hat uns die landschaftlich interessante Strecke über die D2342 und D2303 empfohlen, die direkt südlich des Brandbergs rund um den Mount Goboboseb durch die Einsamkeit führt. Vorher hat er sich allerdings vergewissert, dass wir über 2 einsatzbereite Reservereifen verfügen. Da auf der Strecke kein Handyempfang existiert, haben wir mit ihm vereinbart, uns zurückzumelden, wenn wir wohlbehalten an der Küste angekommen sind. Falls nicht würde er einen Suchtrupp aktivieren... B)

Auf dem Satellitenbild erkennt man den Streckenverlauf an den grünen Fähnchen.

Als erstes geht es aber möglichst dicht an den Brandberg heran.

Werner muss sich einmal wieder mit meiner Abenteuerlust herumschlagen, als ich ihn über schmale Pads noch ein bisschen und noch ein bisschen weiter lotse. Irgendwann sagt er entschieden: "Ende Gelände!"

Wir bewundern - geologisch ahnungslos - die verwitterten Felsen ringsum und stellen uns die Begeisterung unserer mineralogisch interessierten Tochter über die mannigfaltig glitzernden Quarze am Boden vor.

Wir erfreuen uns an den Weißrücken-Mausvögeln (White-backed Mousebird), die geschäftig um unseren Rastplatz flattern.

Nun müssen wir aber erstmal "Strecke machen", wenn wir heute noch nach Walvis Bay kommen wollen! Natürlich in sinnigem Tempo, aufgrund der spitzen Steine auf der Wegstrecke. Ein Reifenwechsel wäre bei der Hitze nicht wirklich nach unserem Geschmack...

Die Gegend südlich des Brandbergs präsentiert uns viele prachtvolle Welwitschias. Wer eine Alternative zum touristisch bekannten "Welwitschia-Drive" nahe Swakopmund sucht, wird hier fündig.

Querverweis: www.namibweb.com/welwitschia-plains.pdf

Der weitere Weg führt uns durch die weite Einsamkeit und entlang atemberaubender, abwechlungsreicher Felsformationen.

Letztere liegen ziemlich genau dort, wo die D2342 auf die D2303 trifft.

Kurze Zeit später öffnet sich das Gelände hin zur "Messum Terrace", einer ziemlich flachen und glühend heißen Angelegenheit:

Auch hier gibt es übrigends noch Welwischias und sogar Springböcke ziehen durch die Gegend...

Gegen 15:30 Uhr sind wir dann am Meer!

 

Cape Cross - Robbenkolonie

Vielen ist die Robbenkolonie von Cape Cross als Sehenswürdigkeit bekannt.

"Das Robbenreservat (Arctocephalus pusillus pusillus) ist eines der größten und vor allem für Besucher zugänglichen Sammelgebiete der Südafrikanischen Seebären – einer Ohrenrobben-Art – am Festland. Sie bilden hier eine Kolonie von bis zu 250.000 Tieren (letzte Zahlen des Ministeriums von 2007), um im Oktober oder November ihre Jungen zu gebären. In dieser Massierung stellen die Robben ein echtes Problem für die Fischerei dar, weil Robben täglich etwa acht Prozent ihres Eigengewichts an Fischen fressen.

Um eine Überpopulation zu verhindern, werden am Kreuzkap jährlich Robben in größerer Zahl gejagt und zu Schuhen und Taschen verarbeitet*. Die Seebärenkolonie haben sich Schabrackenschakale und Hyänen zum Lebensraum gemacht, hier leben sie am Rand der Wüste und ernähren sich von Robbenjungen und Nachgeburten." (wikipedia)

* Ein anderer Bericht erwähnt, dass die Hoden der Bullen für viel Geld nach Asien verkauft werden, wo sie als Potenzmittel begehrt sind.

Auf einem abgezäunten Steg kann man quasi durch die Kolonie laufen, muß dann aber auch die Details ertragen: z.B. auch den Anblick von Unmengen toter Babyrobben, an denen sich die Möwen sattfressen oder die einfach so vor sich hin gammeln. Diese Bilddetails ersparen wir euch...

Zusätzlich: ein ohrenbetäubender Lärm von rufenden Robbenkühen und ihren Heulern, die sich in dem Getümmel an ihrem individuellen Ruf erkennen sollen - wobei oft genug die verzweifelten Kleinen bei Fehlversuchen rigoros von potentiellen Leihmüttern weggebissen werden. Hinzu kommt: der mörderische fischig-tranige Gestank!

Aber natürlich bekommt man - wenn man es schafft, in diesem Wirrwar ein Motiv auszuwählen, gute Gelegenheiten für Robbenportraits.

Zusätzlich interessieren wir uns natürlich auch dafür, unsere Birdlist zu ergänzen - unter anderem um die europäischen Wintergäste in der südlichen Hemisphäre: Dominikanermöwe (Kelp Gull), imm. Steinwälzer (Ruddy Turnstone).

Alles in allem bleibt Cape Cross ein eindrucksvolles Ereignis, auch wenn es eine Weile dauert, den Gestank aus den Haaren und Klamotten loszuwerden. Wer zarter besaitet ist, sollte jedoch eher mit der deutlich kleineren Robbenkolonie bei Walvis Bay vorlieb nehmen, die von den Bootstouren in der Lagune von Walvis Bay angesteuert wird. Und natürlich gibt es diese Baby-Dichte nur in den Wintermonaten...

 

Cape Cross - Walvis Bay

Die 160 km von der Robbenkolonie bis nach Walvis Bay, wo wir die nächsten Tage verbringen werden, ziehen sich.

Die "saltpaved road" ist gut in Schuss, aber es sind halt noch immer ca. 2 Fahrstunden bis zum Ziel, nach einem langen Tag...

Für Freude sorgt bei uns, dass die ersten richtigen Namib-Dünen zwischen Swakopsmund und Walvis Bay vom Abendlicht beleuchtet sind - ein für die nächsten diesigen Tage einmaliges Ereignis...

Und dann kommen wir kurz vor Sonnenuntergang bei der "Buschtrommel" an. Wir liegen jetzt - eine Woche nach Sylvester - schon ein wenig außerhalb der High-Season, in der sich ganz Südafrika an dieser Küste zum Angeln einquartiert. Es war dann gar nicht soooo schwierig, hier eine Unterkunft zu bekommen.

www.buschtrommel-tou...om/uebernachtung.htm

Ihr erinnert euch? Heute war mein 50. Geburtstag. Und den beenden wir natürlich mit einem gepflegten Essen im berühmten "The Raft"... theraftrestaurant.com/

Aber wir sind zu müde, um von der Promenade aus noch ein stimmungsvolles Bild im letzten Abendlicht zu machen...

Ende Tag 23.

24. Tag: Birding rund um Walvis-Bay

Wir lassen es heute etwas ruhiger angehen bei einem Frühstück im Garten der "Buschtrommel"..

Aber natürlich freuen wir uns als Birder auch auf die zu erwartenden Limikolen und die Ergänzungen unserer Vogelliste.

Also erstmal zur Lagune, angefangen bei der Promenade in der Nähe des "Raft". Ein Blick aus der Vogelperspektive zur Orientierung:

Jeder Reisende wird natürlich diese Gesellen bewundern, die sich zu Abertausenden in der Lagune rumtreiben:

Und auch dieser komische Vogel ist den meisten Menschen bekannt:

Aber wir sind natürlich scharf auf die Millionen von Watvögel, die jetzt im Januar hier aus dem nordischen Winter Quartier beziehen - aus diesem Grund sind wir hier:

Sichelstrandläufer (Curlew Sandpiper) - und definitiv "unzählige" davon... Grünschenkel (Common Greenshank)

Und zu diesem hier gibt es noch eine besondere Geschichte: Weißstirn-Regenpfeifer (White-fronted Plover)

Während Werner mit den Flamingos beschäftigt ist, beobachte ich nahe der Uferpromenade ein kleines "Drama":

Ein Regenpfeifer-Küken hatte sich mit dem Bein an einer langen Feder vertüddelt, die er nun hinter sich herzog und dabei immer wieder auf den Schnabel fiel. Ein jämmerlicher Anblick!

(Dies ist natürlich ein "Nachher-Bild", wir sind ja keine Paparazzi! - Aber die Feder am Bein hatte mindestens die Größe der hier hinter dem Kleinen liegenden... "Wenn he bloss nich weer mit de Been in Tüddel kummt")

Also flugs meine Rettungsmütze aufgesetzt, den Kleinen gegriffen und mit zartesten Fingern die Fesseln gelöst... Das war wirklich eine ziemliche Fummelei...

Ende gut - alles gut: der Kleine schlüpft unter die Fittiche eines Elternteils, das schon aufgeregt auf ihn gewartet hat,

Ein weiterer - lokal ganzjähriger - Vertreter der Gattung "Charadrius": Dreibandregenpfeifer (Three-banded Plover)

Und ein ziemlich bräunlich wirkender Kiebitzregenpfeifer (Grey Plover) im wohl abgetragenen Schlichtkleid:

Der Säbelschnäbler findet sich wohl ziemlich an allen Küsten der Welt.

Wir haben heute einen Mittagsschlaf nötig, vorher gibt es noch einen Hamburger. Und wir müssen Werners Hut auslösen, den wir gestern im "Raft" haben liegen lassen - geht GAR nicht ohne!

Also: kleine Pause, dann geht es weiter...

 

Nachmittag: Walvis Bay - Salinen und Vogelparadies

Nach der Mittagspause versuchen wir, das "Bird Sanctuary" (kurz hinter der Zufahrt zur C14) zu erschließen

Wir finden wohl noch nicht den perfekten Zuweg und stapfen ein wenig desorientiert durch die Dünen. Aber mindestens eine spannende Beobachtungen gibt es dann doch... Afrikanische Ruderente (Maccoa Duck). Weiter geht es in das weitläufige Gebiet der Salinen.

Wer sich ein genaueres Bild dieser Salzindustrie machen will, bekommt es in diesem Werbevideo: oder auf der Homepage der Walvis Bay Salt Holdings (Pty) Ltd: www.wbsalt.co.za/

Hier in den Salztümpeln und Gräben findet sich so manches, was unser Herz erfreut! Unter anderem ein Odinshühnchen (Red-necked Phalarope) - leider ohne Foto. Auffällig sind die riesigen Pulks an Schwarzhalstauchern (Black-necked Grebe).

Wunderschöne Färbungen in den Gräben erfreuen und zum Abschluss des Tages.

Wir sind heute aber von den eindrucksvollen, aber anstrengenden Vortagen noch ziemlich kaputt. Wir beschließen, dass es für heute reicht. Im "Anchors" am Yachthafen gibt es eine Seafood-Pfanne und einen heißen Tee für mich - und ein Bier für Werner.

Ende Tag 24.

25. Tag: Walvis-Bay - Bootsfahrt und 4x4-Namib-Ritt (Sandwich Harbour)

Wir Vielseitigkeits-Fanatiker haben uns für den heutigen Tag für eine "Combo Tour (Dolphin cruise plus Sandwich harbour 4x4 tour)" von Laramon entschieden: www.laramontours.com/

Diese Kombination packt zwar etwas viel in einen Tag, so dass man bei der Intensität der beiden Bestandteile etwas Abstriche machen muss, aber insgesamt waren wir zufrieden mit unserer Wahl.

Jetzt, wenn wir im Sommer 2017 wieder vor Ort sind, werden wir uns sicher nicht die vielgelobte Suche nach den "Little Five" der Living Desert Tours entgehen lassen www.livingdesertnamibia.com und vielleicht eher die marine dolphin cruise von Mola Mola  an zwei verschiedenen Tagen ins Auge fassen.

Nun gut, es geht also los mit unserem Skipper und Guide Peter, der sich ehrlich freut, ein paar Birder an Bord zu haben :)

Wir sichern uns den kleinen Logenplatz am Oberdeck neben dem Skipper.

Die Bootstour von Laramon geht insgesamt nur wenig über die Lagune auf den offenen Ozean hinaus, ist aber dennoch interessant und lohnenswert. Zunächst geht es zu den Robbenbänken am Pelican Point.

Auf dem Weg dorthin finden wir auf einer Mole einige Wahlberg-Scharben (Crowned Cormorant) zwischen den allgegenwärtigen Kapscharben (Cape Cormorant):  Wahlberg-Scharbe (Crowned Cormorant), Kapscharbe (Cape Cormorant), Als Zugabe: Schwarzer Austernfischer (African /Black Oystercatcher)

Die Seebärenkolonie "außerhalb Riechweite" zu besichtigen, ist für uns recht angenehm. Außerdem gibt es hier sogar einen panierten Seeelefanten!

Wer ganz nah dran sein will, kommt auch auf seine Kosten: an Bord begrüßt uns der Touristenliebling "Bobby", der sich seine Ration verdient und sich danach zum nächsten Catering-Service aufmacht.

Die Delphine sorgen auf dem Boot für allgemeine Freude, allerdings ist es schwer, den richtigen Moment für ein Bild abzupassen:

Unsere Hoffnung auf die eine oder andere Hochseeart wird auch nicht enttäuscht: Dunkler Sturmtaucher (Sooty Shearwater), Kaptölpel (Cape Gannet), Zugabe: die Buntfuß-Sturmschwalbe (Wilson's Storm-Petrel), leider ohne Bild.

Aber die verschiedenen Seeschwalben wollen wir euch auch nicht vorenthalten. Hier "auf einen Blick": Eilseeschwalbe (Swift Tern), Brandseeschwalbe (Sandwich Tern), Küstenseeschwalbe (Arctic Tern), Trauerseeschwalbe (Black Tern), 2 Brandseeschwalben (Sandwich Tern) - und dahinter? Fluß- oder Küstenseeschwalbe? Zusätzlich zwei "Belegfotos":Raubseeschwalbe (Caspian Tern)

Und (später aufgenommen auf der "Desert-Tour")... DIE spezielle Seeschwalben-Rarität, wegen derer manch ein Birder die Gegend besucht Damaraseeschwalbe (Damara Tern) - mit Küken!!

An Bord gibt es zum Lunch leckeres Fingerfood und frische Austern (an denen wir immer noch nichts Schmackhaftes finden können...). Aber die Austernzucht in Walvis-Bay ist ein einträgliches Geschäft, der Benguela-Strom sorgt für optimale Aufzuchtbedingungen.

Nun soll man nicht meinen, die Lagune wäre ein völlig idyllischer Ort.

"Der Hafen von Walvis Bay ist als einziger richtiger Tiefseehafen von großer wirtschaftlicher Bedeutung für Namibia und die gesamte Region. Nachdem die Exklave Walvis Bay 1994 von Südafrika an Namibia übergeben wurde, erlebte der Hafen einen Boom und zählt heute zu den größten fünf Häfen des südlichen Afrikas. Der Hafen wird seit Mai 2014 um weitere Liegeplätze und ein neues Containterminal erweitert. Die Containerumschlag-Kapazität wird nach Fertigstellung auf 1,065 Millionen TEU steigen." (wikipedia) - Zum Vergleich: Der Hafen Hamburg schlägt ca. die 9fache Menge um.

Die Hafenerweiterung übernimmt übrigends ein chinesisches Bauunternehmen: die China Harbour Engineering Company (CHEC)

Außerdem: Ölförderung mitten im Delta - zur Zeit aufgrund des niedrigen Ölpreises ausgesetzt. Laut Aussage unseres Skippers ehedem betrieben durch eine angolanische Ölfirma.

Vor der namibischen Küste werden offshore größere Ölvorkommen vermutet - allerdings werden auf Grund des niedrigen Ölpreises wohl weitere Erschließungsversuche gebremst.

Das Ganze ist natürlich ein typischer Interessenskonflikt: Mit der Lagune von Walvis Bay und Sandwich-Harbour haben wir 2 hochsensible Wasservogel-Schutzgebiete gemäß internationaler Ramsar-Konvention. Daneben die verständlichen Interessen afrikanischer Wirtschafts- und Entwicklungspolitik. Walvis Bay ist wichtiger Umschlagsplatz auch für die Binnenländer Botswana, Sambia und Simbabwe. Neben der Containerfracht ist natürlich auch die Verschiffung von Rohstoffen (Erze, Salz, seltene Erden) als Schüttgut von Bedeutung.

Aber letztlich gibt es diesen Interessenkonflikt auch im Wattenmeer vor der norddeutschen Küste. Moralische Empörung ist also unangebracht...

Ich hoffe, ich habe euch mit diesem Exkurs jetzt nicht gelangweilt. Gegen Mittag sind wir jedenfalls zurück an der Jetty und es geht auch schon bald weiter auf die Wüstentour...

 

Wüstentour mit Laramon

Schon bald nach Rückkehr von unserer Bootstour geht es gegen Mittag auf zum 2. Teil der Laramon Marine / Dune Combo:

der 4x4-Ritt durch die Dünen Richtung Sandwich Harbour.

Zunächst wird am Ende der Promenade von Walvis natürlich erstmal Druck abgelassen...

Vor den Salzwerken geht es nach links in das Dünengebiet Richtung Sandwich-Harbour, in den obersten Nordzipfel des Namib-Naukluft-Nationalparks. Wir sitzen touristisch zu siebt in dem Nissan-Jeep, aber Werner ergattert den Beifahrer-Sitz. Wir durchqueren die Ebene des Kuiseb-Deltas und dann: Ab in die riesengroße Sandkiste! Es ist verblüffend, wie der Jeep die Steigungen und Gefälle im tiefen Sand bewältigt! Und das zur Mittagszeit - wobei es heute leider sehr diesig ist...

Die flotte Fahrt durch die Dünen wird immer wilder und erinnert an eine Achterbahnfahrt...

Schließlich kommen wir "in the middle of nowhere" direkt nördlich von Sandwich-Harbour an.

Der Dunst lässt uns das bekannte Seevogel-Refugium nur erahnen, und nur mit viel Nachbearbeitung können wir aus den Dünenfotos ein paar Kontraste herausholen...

Ich persönlich finde die Stimmung sehr schön, weil man sich im Dunst noch intensiver der Leere dieser Wüstenwelt bewusst wird. Man kann mal kurz der armen Schiffbrüchigen gedenken, die an dieser Küste gestrandet waren und dann zwischen salzigem Meer und Wüstendürre nun nur noch ihre Todesart wählen konnten...

Nun geht es auf den wilden Rückweg - ich muss gestehen, manche Touristenattraktionen machen einfach SPASS!

Mir war nicht klar, dass es bergab in den Dünen praktisch so geht, dass man eine Lawine auslöst und sich dann mit dem Auto auf bzw. mit dem rutschenden Sand hinuntergleiten lässt... aber eins war mir auch klar: DAS ist etwas für Experienced Drivers!

Ich habe gehört, dass man begleitete Selbstfahrertouren von Lüderitz entlang der gesamten Küstenlinie des Namib-Naukluft-Parks buchen kann, wo man dann im Sinne eines "Learning by Doing" diese Erfahrungen machen kann: hier der Verweis auf Bwana-Tucke-Tucke; www.bwana.de

WARNUNG: Es ist dringend davon abzuraten, auf eigene Faust "am Strand entlang" Richtung Sandwich Harbour aufzubrechen (was ohnehin einer Sonder-Permit bedarf...). Es ist sehr schwierig, die Zeit abzuschätzen und der komplette Strand ist bei Hochwasser geflutet. Hier kann man leicht sein Fahrzeug versenken - und es ergeht einem dann möglicherweise wie den "Schiffbrüchigen" - zumindest bis eine teure Such- und Rettungsexpedition gestartet wird.

Bei einer kleinen Lunchpause in einem Dünental erfahren wir einiges über das Topnaar-Volk, dass in dieser unwirtlichen Gegend und entlang des Kuiseb-Taals siedelt.

Wer mag: hier gibt es einige Hintergrundinfos... wikipedia.org/wiki/Topnaar_people

Die ǃNara melon (Acanthosicyos horridus) eine existenzielle Rolle für die Ernährung dieser menschlichen Überlebensexperten...

...und auch für die tierischen, wie z.B. Wüstenelefanten aber auch dieses einsame Straußenmädchen...

Unser Guide Peter hat sich auch auf der Wüstentour rührend um uns Birder gekümmert, ohne die Restgruppe völlig gegen uns aufzubringen. Die endemische Damara-Seeschwalbe mit Küken hatte ich weiter oben bei der "Seeschwalben-Sammlung" schon einmal, aber doppelt hält besser...

Fleißig sucht Peter für uns nach der zweiten endemischen Berühmtheit - erfolgreich! Dünenlerche (Dune Lark)

Manche Birder mieten nach seiner Aussage ganztägig einen kompletten Jeep, nur um gezielt nach dieser Art zu suchen... und wir bekommen sie schon im normalen Touristen-Arrangement!

Zurück im Hafen nehmen wir noch einen Salat zu uns, verbringen noch eine halbe Stunde an der Promenade und machen dann - mit unserer 350. Vogelart auf der Liste - Feierabend.

Ende Tag 25.

26. Tag: Greenhorns im Kuiseb Delta

So langsam sind wir wirklich "satt" von allen Erlebnissen und beschließen, noch eine weitere Nacht in der Buschtrommel zu verbringen, statt das Kuiseb Rivier rund um Homeb/Mirabib zu erkunden. Aber so ganz "mal nix tun" ist natürlich auch nicht: unser Plan ist, noch einmal die Salinen abzuklappern und einen Abstecher in das Permit-Gebiet südlich der Salinen zu machen - vielleicht hat es hier noch eine Dünenlerche?

Vorab gleich der Hinweis: NICHT NACHMACHEN!

Die Überschrift verrät ja schon, dass hier irgendetwas schief laufen wird...

Die "Tracks for Africa"-Map auf unserem I-Pad wies seinerzeit noch eine kleine Piste aus, die uns vielversprechend erschien. Sie ist inzwischen auf der aktuellen Version nicht mehr zu finden. Gut so!

Bis zu einer Baumschule geht es noch ganz passabel. Wir strolchen hier ein wenig herum und sammeln ein paar Tagesarten (Red-faced Mousebird, Didgeric Cucoo). Aber vor allem auch: Zecken. Danach befinden wir uns zwar weiterhin genau auf dem ausgewiesenen Trail, der aber zusehends ins Nirgendwo führt. Leider überschreiten wir dabei (angefeuert durch mein unvernünftiges "alles gut, wir sind genau richtig laut Navi!") auch den "Point of no return". Kommentarlos jetzt die Sequenz bis zu ihrem vorhersehbaren Ende...

Für die nächsten 20 Meter brauchen wir 1 Stunde - auch mit abgelassener Reifenluft geht im mittäglichen Flugsand nichts mehr! :side:

Zum Glück fährt auf dem nahegelegenen Dünenkamm ein LandCruiser der "Namibia Parks and Wildlife"-Wacht Patrouille. Wir recken unsere Hände flehend in die Luft und werden gesichtet. Auch ein erfahrener Fahrer bekommt unseren Hilux nicht flott, also muss schweres Gerät anrücken...

Oje, wir sehen schon eine saftige Strafe auf uns zukommen, schließlich sind wir ja auch ohne Permit unterwegs. Und der Chef mit den Sternchen auf der Schulter flößt uns Respekt ein... :unsure: Immer wieder outen wir uns zerknirscht als "stupid tourists" und "bloody greenhorns"... Die tatkräftigen Helfer verweisen uns an den Chef. Dieser scheint bei aller Würde ein wenig amüsiert und so kommen wir unter tausendfachen Dankbezeugungen und 2 Dosen Bier pro Nase aus der peinlichen Bredouille.  Von diesem Schreck müssen wir uns erst einmal erholen... :(

Rückblickend kann man feststellen, dass dies wirklich die absolut einzige "Panne" auf unserer ganzen Tor war: Lucky ones! Und letztlich braucht ein Reisebericht ja auch wenigstens ein Kataströphchen.

Nach ausgiebiger Pause am Yachthafen checken wir noch einmal die Salinen ab - es kommt jetzt wirklich Abschiedsstimmung auf.

Passenderweise gibt es fast nur Fotos von Arten der nördlichen Hemisphere...

Wir beschließen den Tag mit einem Blick ins Vogelparadies, wo noch eine Hottentottenente auf uns wartet, und einem Abstecher zu den Dünen von Swakopmund im Abendlicht, was allerdings wegen plötzlich aufziehender Wolken dann wenig ergiebig wird.

Noch ist der Himmel blau - für 5 Minuten...

Verzweifelt suchen wir schließlich nach einem Restaurant, dass am Sonntag Abend geöffnet hat. "Raft": geschlossen, "Anchors": geschlossen... :( Also gibt es Kartoffelsuppe aus der Dose...

Ende Tag 26.

27. Tag: Kuiseb Pass und Rooisand

Nun geht es ernsthaft auf die letzte Etappe. Nach einem Zwischenstopp am Vogelfederberg zunächst durch die weite (langweilige) Wüstenebene...

Schließlich wird die Landschaft immer spannender und rund um den Kuiseb-Pass grandios.

Unter der Kuiseb-Brücke machen wir Pause für ein ausgiebiges Birding: Brustbandprinie (Black-Chested Prinia), Meisengrasmücke (Chestnut-vented Tit-Babbler), Mountain Wheatear - m/w (Mountain Wheatear)

Wir machen noch einen Abstecher zum Gaub-Pass und erreichen um 16:00 Uhr die schön gelegene, völlig einsame Farm Rooisand: www.rooisand.com/sta...ooisand_overview.htm

Die Farm zeichnet sich aus durch einen durchgängigen Belag aus glitzernen Quarzen, einige davon werden als Mitbringsel für unsere "Kleine" eingepackt.

Werner hat leider üble Kopfschmerzen, so dass ich einen kleinen Abendspaziergang allein erledige.

Wir schmeißen die auf der Farm erworbenen Zebrasteaks auf den Grill und genießen den berühmten namibianischen Sternenhimmel. Nachts kann der weiter von Kopfschmerzen geplagte Werner noch einen Uhu zur Artenliste beisteuern.

Ende Tag 27.     

28. Tag: Über den Gamsberg-Pass zurück nach Windhoek

Nach einem gemütlichen Frühstück mit einem aus dem letzten Rest der Gasflasche halbwegs erhitzten Kaffee reisen wir in gemächlichem Tempo weiter durch die Berge.

Am Gamsberg-Passsichten wir noch einmal Kaffernadler, Raubadler und Ohrengeier - und einen Steinrötel (außerhalb fotografischer Reichweite).

Vor die Linse und ebenfalls auf die Liste kommt uns aber noch dieser Goldschwanzspecht (Golden-Tailed Woodpecker)

Für Begeisterung sorgt dieses "Chameleon" - das allerdings eine Rote Stachelagame (Agama aculeata - Ground Agama) ist.

Ein paar Elands und eine Horde Paviane dürfen auch noch auf die Speicherkarte.

Und dann geht es hinunter in die Kalahari-Ebene Richtung Windhoek:

Wir steuern zunächst die geplante Unterkunft Monteiro's an, entscheiden uns dann aber spontan, nach Ondekaremba zurückzukehren, an den Ausgangspunkt unserer großen Reise. (www.ondekaremba.com/)

Dort werden wir durch "alte Bekannte" begrüßt. Da ich mich bei diesem Bericht ja anfangs noch zurückgehalten habe - ohne zu ahnen, wie dieses Projekt ausufern würde - kann ich jetzt noch mal aus dem Vollen schöpfen: Kap-Borstenhörnchen (Cape Ground Sqirrel) mit On-Board-Sonnenschirm - auf Ondekaremba sehr präsent:

Und nun die Ondekaremba-Vogelwelt im Schnelldurchlauf: Helmperlhuhn (Helmeted Guineafowl), Rotschnabel-Frankolin (Red-billed Spurfowl) in Eile, Afrikanischer Wiedehopf (African Hoopoe) - taxonomisch nur eine Unterart des europäischen Wiedehopfs, Akaziendrossel (Groundscraper Thrush), Maskenweber (Southern Masked Weaver). Buntastrild (Green-winged Pytilia) mit Schlafzimmerblick

Wir fangen am Spätnachmittag an, unsere 7Sachen zu sortieren und verbrauchen unser letztes Telefonguthaben an die Kids, nach denen wir uns nun schon sehr sehnen...

In der Nacht schlagen wir uns wieder mit den Moskitos in der Erioloba-Hütte herum... Warum haben wir denn diesmal eigentlich nicht den Campground gewählt?

Ende Tag 28.

29. Tag: Ondekaremba und Abreise

So ein letzter Tag ist immer komisch... Man hat so viel erlebt in den letzten Wochen, man ist einerseits traurig, dass es nun vorbei ist, andererseits merken wir auch, dass wir nun wirklich "satt" sind. Wir haben heute noch viel Zeit, um den Tag und die Reise ausklingen zu lassen.

Nach dem Frühstück wird weiter gepackt und wir reinigen das Auto - auch von außen, um die Kratzer unseres Offroad-Abenteuers so unscheinbar wie möglich zu machen. Alle verwertbaren Essens-Restbestände samt Kühlbox, Schirm und Spülschüssel verschenken wir an die Putzfrau, die sich riesig freut. Man sollte nie vergessen, dass Namibia das Land mit den größten Einkommensunterschieden in ganz Afrika ist!

Völlig ungewohnt: wir haben heute wirklich "frei" - und daher kommt jetzt eines der seltensten Bilder des Urlaubs: ein erfrischendes Bad im Pool.

Ich mach jetzt einfach kurz und schmerzlos Schluss mit meinem Bericht.

TSCHÜSS UND BIS BALD!!

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